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Hast du dir schon mal darüber Gedanken gemacht, wie sich dein Leben mit Typ-1-Diabetes verändert, wenn du eine Familie gründest? Kannst du deine Blutzuckerwerte noch genauso gut im Zaum halten? Wie erklärst du deinen Kindern, was Diabetes ist, und wie gehen sie damit um?
Diese und noch viel mehr Gedanken machte ich mir, als ich den ersten positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt, und wusste keine Antworten darauf. Wie denn auch? Schließlich kannte ich bis dato keine Mama mit Typ-1-Diabetes und hatte weder etwas zum Thema Schwangerschaft mit Typ-1-Diabetes, geschweige denn über das Leben mit Familie als „Diabetesmama“ gelesen. Was sich bereits mit der Schwangerschaft an sich ändert, ist, dass man die Verantwortung für ein weiteres Menschenwesen trägt. Ein Lebewesen, das man zwar noch nicht kennt, es jedoch über alles auf der Welt liebt. Jegliche Entscheidung den Diabetes betreffend beeinflusst ebenso die Stoffwechsellage des Bauchbewohners. Wir Frauen mit Typ-1-Diabetes sind in der Regel in der Zeit der Schwangerschaft am besten eingestellt, da wir unseren Blutzucker nicht nur für uns selber stabil halten wollen, sondern auch für unser Ungeborenes.
Aber was passiert nach der Geburt, wenn sich die Welt um den neuen Erdenbürger dreht? Diabetes wurde bei mir von einem 24/7-Job zur „nebenberuflichen Tätigkeit“, ja vielleicht sogar zu einem „Aushilfsjob“. Die ersten Monate fokussierte ich mich ausschließlich auf das Wohlbefinden meiner Tochter und ließ den Diabetes nebenherlaufen. Mein Schwangerschafts-HbA1c von durchschnittlich 5,5 % verschlechterte sich rasant bis hin in den höheren 8er-Bereich. Gut ist das nicht, das war mir bewusst. Ich dachte mir aber: „So ein paar Monate schlechte Blutzuckerwerte zu haben, wird schon nichts ausmachen.“ Nach einem halben Jahr wurde ich wieder disziplinierter und änderte mein Verhalten zum Positiven. Was mir grundsätzlich wirklich geholfen hat und nach wie vor hilft, ist die Insulinpumpentherapie und die kontinuierliche Glukosemessung mit Alarmfunktionen. Alles, was den Diabetes-Alltag „erleichtert“ und Zeit spart, ist in der Familien-Findungsphase sehr hilfreich und wichtig.
Nach der Geburt meiner jüngsten Tochter, die kürzlich ein Jahr alt geworden ist, veränderte sich der Umgang mit meinem Diabetes leider erneut und mein Diabetesmanagement wurde schlechter. Auf einmal bin ich Mama von 2 Kindern, schmeiße meinen Haushalt, arbeite, studiere, spiele Tischtennis und blogge! Das alles unter einen Hut zu bekommen und sich dabei noch um seinen Lebensgefährten Typ-1-Diabetes zu kümmern, ist wirklich eine große Herausforderung. Wenn ihr mich kennt, wisst ihr, dass ich Herausforderungen liebe und nun gar nicht abwarten kann, mir selber zu beweisen, dass es auch anders geht. Nach etlichen Motivationslöchern habe ich endlich wieder neue Kraft und vor allem der Gedanke daran, dass ich mitbekommen möchte, wie meine Kinder groß werden und vielleicht sogar selber Kinder bekommen, treibt mich an.
Für Hannah, meine 4 Jahre alte Tochter, ist es selbstverständlich, dass jede Mama Diabetes hat. Kürzlich sagte sie: „Wenn ich eine Mama bin, dann habe ich auch Diabetes. Ich möchte so eine schöne Pumpe und einen Sensor haben. Genauso wie du!“ Im ersten Moment war ich etwas geschockt und musste eine Sekunde lang darüber nachdenken, was da gerade in ihrem Kopf vorgeht – aber natürlich! Hannah geht davon aus, dass alle Mamas Diabetes haben. In ihrer Welt tragen alle Mamas Insulinpumpen, Katheter und Sensoren. Für sie ist das ganz „normal“, denn sie kennt es nicht anders. Sie findet meine Anhängsel sogar „cool“ und „schick“ und sagt zu ihren Freundinnen und Erzieherinnen im Kindergarten oft: „Schau mal, meine Mama hat wieder einen neuen Sticker auf ihrem Sensor und siehst du den Schlauch? Da ist Insulin drin. Das braucht meine Mama, damit es ihr gut geht.“
Sie sieht Typ-1-Diabetes nicht als Krankheit, sondern als einen Teil von mir, der einfach dazugehört.
Ihr könnt davon ausgehen, dass ich bereits etliche Male mit ihr darüber gesprochen habe, dass nicht alle Mamas und alle Menschen auf der Welt solche Geräte an sich tragen wie ihre Mama. Aber das versteht sie aktuell noch nicht. Eine Sache ist mir dadurch aber bewusst geworden: Ich scheine Diabetes auf authentische Art nicht als etwas schlichtweg Negatives zu kommunizieren. Das bedeutet mir ehrlich gesagt eine Menge, da dieser Aspekt Teil meiner Botschaft ist, die ich nach außen transportieren möchte.
Yuna, meine jüngere Tochter, findet meine Insulinpumpe unglaublich spannend. Sobald der Schlauch auch nur ein wenig aus der Kleidung schaut, wird er ergriffen und es wird mit voller Freude daran gezogen, als gäbe es nichts Schöneres auf dieser Welt. Das ein oder andere Mal ist es ehrlich gesagt auch schon passiert, dass sie mir mit voller Freude den Katheter gezogen und mich dabei richtig glücklich angeschaut hat. Ist ja auch eigentlich unfair. So ein interessantes Gerät und nur die Mama darf es halten. Wenn Yuna meine Pumpe sieht, wird sie ganz wild und möchte darauf herumdrücken, sodass die Hintergrundbeleuchtung der Pumpe angeht.
Eigentlich trage ich in der Öffentlichkeit meine Pumpe außerhalb der Kleidung, um auf Diabetes aufmerksam zu machen und Aufklärung zu betreiben. Wenn ich jedoch mit Yuna unterwegs bin, muss sie aus den genannten Gründen sicher verstaut sein. Ich habe noch unzählige Diabetes-Familien-Situationen im Kopf – aber irgendwann muss der Artikel ein Ende nehmen. Ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick in mein Familienleben als Diabetesmama geben.
Fallen dir lustige oder interessante Momente oder Situationen aus deinem Familienleben mit Diabetes ein? Ich bin ganz gespannt und freue mich auf den Austausch.
Das Problem mit der Motivation fürs Diabetesmanagement kennt wahrscheinlich jede*r von euch (und uns!). Deswegen hat Kathi dazu ein extra Video gedreht: Diabetes-Motivationsloch – mein Lösungsweg
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