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Mit Typ-1-Diabetes (zurück) in die Grundschule
6 Minuten
Bei diesem Titel habt ihr vielleicht gedacht, dass ich etwas über meine Grundschulzeit mit Diabetes schreibe. Oder?
Darum soll es heute aber überhaupt nicht gehen. Stattdessen möchte ich euch erzählen, wie es ist, Diabetes zu haben und in der Grundschule zu arbeiten.
Leider bin ich noch nicht ganz mit meinem Lehramtsstudium fertig, jedoch habe ich schon einige Praktika absolviert, bin als Begleitung mit auf Klassenfahrt gefahren und hatte letzten Herbst mein Praxissemester, in dem ich eigenständig unterrichten durfte.

Ich wurde jetzt schon häufiger gefragt, wie es eigentlich mit meinem Diabetes in der Schule aussieht, wie ich es dort handhabe und ob ich den Kollegen und Kindern von meinem Diabetes erzähle oder nicht.
Lehramt und Diabetes
Fangen wir erst einmal mit der Frage an, ob meine Kolleginnen und Kollegen Bescheid wissen.
Im ersten Praktikum habe ich meiner Mentorin nicht direkt von Anfang an von meinem Diabetes erzählt. Sie hat es mehr beiläufig mitbekommen und fand sehr schade, dass ich mich ihr nicht von Anfang an anvertraut hatte. Es kam mehr so nebenbei heraus, als ich zu Beginn einer Pause meinen Blutzucker gemessen habe, bevor ich rausgegangen bin. Meine Mentorin bekam das mit, sprach mich darauf an und wir sprachen darüber. Jetzt fragt ihr euch vermutlich, warum ich nicht direkt mit ihr darüber gesprochen habe. Das ist gar nicht so leicht zu sagen. Ich wollte wohl nicht auf meinen Diabetes beschränkt werden und auch nicht, dass man mich deshalb anders behandelt. Es war aber eine schlechte Entscheidung, denn so hätte niemand Bescheid gewusst, was zu tun ist, wenn mal etwas mit mir gewesen wäre.
Drüber sprechen!
In den folgenden Praktika habe ich das dann immer anders gehandhabt und direkt mit meinen Mentorinnen und Mentoren über meinen Diabetes gesprochen. Als ich dann letztes Jahr im September mein Praxissemester begonnen habe, sprach ich auch direkt mit meinen Mentorinnen darüber. Auch die Schulleiterin wusste darüber Bescheid. Allerdings nicht, weil ich es ihr gesagt habe, sondern weil sie mich schon seit der ersten Klasse kennt und Lehrerin an meiner früheren Grundschule war.

Einen Sonderstatus hatte ich durch die „Bekanntgabe“ meines Diabetes zum Glück nicht. Diesen wollte ich auch auf keinen Fall haben. Es war nur wichtig, dass meine Mentorinnen und alle Lehrkräfte, mit denen ich zusammengearbeitet habe, wissen, dass ich Diabetes habe. Wäre ein Notfall eingetreten, hätten sie mir situationsgerecht helfen können. Zusätzlich konnten sie so auch besser nachvollziehen, wenn ich z.B. nach einer Blutzucker-Achterbahn-Nacht etwas ruhiger und nicht ganz so gesprächig war.
Mein Glück im Praxissemester war, dass ich nur ein paar Unterrichtsstunden die Woche hatte und nie allein im Unterricht war. So hatte ich einmal einen Tag, an dem ich lauter „Hypos“ hatte und mein Wert wollte sich nicht stabilisieren. Meine Mentorin war dann so lieb und sprang für mich ein. Zum Glück sollte ich eh nur den Stundeneinstieg gestalten, weshalb sie den Rest der Stunde eh selbst durchgeführt hätte. Später, wenn ich fertig ausgebildet bin, geht das natürlich nicht so einfach. Das ist mir sehr bewusst. In diesem Fall war es einfach Glück und wirklich von Vorteil, dass ich vorher mit allen darüber gesprochen hatte.
Was ist mit den Kindern?
Erzähle ich den Kindern in der Schule von meinem Diabetes und wie gehen diese damit um?
Bisher habe ich es den Kindern noch nie als Klasse gesagt. Das ergab sich zum einen einfach nicht und zum anderen war ich ja nur für eine begrenzte Zeit in den jeweiligen Klassen. Im ersten Praktikum „versteckte“ ich meinen Diabetes noch regelrecht (ich informierte ja nicht mal meine Mentorin). Bei allen anderen Praktika und auch im Praxissemester versteckte ich den Diabetes nicht mehr. Ich trug die Pumpe sichtbar, aber nicht auffällig und auch das Blutzuckermessen war kein Geheimnis. Natürlich sahen mich die Kinder beim Messen oder wenn ich einen Bolus abgab. Sie stellten teilweise auch Fragen, die ich ihnen dann natürlich wahrheitsgemäß und kindgerecht beantwortete.
Die Kinder selbst sind sehr positiv damit umgegangen und es war kein Thema mehr für sie, sobald all ihre Fragen beantwortet waren. Sie sind viel freier von Vorurteilen als die meisten Erwachsenen und das ist mit einer der Gründe, weshalb ich so gern mit Kindern arbeite.

Wie ich es später mal machen werde, wenn ich fest an einer Schule arbeite, weiß ich noch nicht. Fest steht aber, dass die Kinder Bescheid wissen sollen, für den Fall, dass mal etwas passiert. Natürlich wollen wir das nicht hoffen. Ein weiterer Grund ist noch, dass man immer ehrlich sein sollte mit den Kindern. Natürlich will ich ihnen nicht mein ganzes Leben erzählen, denn das geht sie ja nichts an, aber ich möchte auch keine Ausreden erfinden müssen, wenn die Pumpe mal vibriert und einen Blutzucker verlangt oder sich eine „Hypo“ ankündigt und ich mal eben schnell einen Schluck Saft trinken muss.
Alarm!
Damit kommen wir dann auch schon zur letzten Frage: „Was machst du, wenn sich im Unterricht deine Pumpe meldet?“
Im Unterricht habe ich meine Insulinpumpe bisher immer auf lautlos bzw. auf Vibration gestellt, damit das Piepen nicht den Unterricht stört. Auch in Zukunft werde ich das weiterhin so handhaben. Einfach aus dem Grund, dass ein Piepen eine Unterrichtsstörung ist und diese gilt es, so gut wie möglich zu vermeiden. Schließlich möchte ich ja auch keine Störungen wie außerunterrichtliche Gespräche, Zwischenrufe o.ä. in meinem Unterricht haben.
Meldet sich die Pumpe dann doch einmal während des Unterrichts mit einer Vibration, dann schaue ich kurz drauf, lese die Meldung, drücke sie weg und kümmere mich darum, sobald ein Moment Zeit dafür ist. Dieser Moment ist entweder sofort oder einfach ein paar Minuten später, wenn die Klasse zum Beispiel einen Arbeitsauftrag hat und selbstständig arbeitet. Natürlich kommt es auch immer darauf an, was genau die Pumpe möchte. Kündigt sie eine „Hypo“ an, dann kümmere ich mich auf jeden Fall sofort darum, damit der Blutzucker nicht noch weiter sinkt. Möchte die Pumpe nur eine Kalibrierung oder aus anderem Grund einen Blutzuckerwert, dann kann sie auch noch ein paar Minuten warten.

Was ich ansonsten noch erzählen kann, ist, dass ich gemerkt habe, wie viel Unsicherheit, Verwirrung und teilweise auch Angst bei einigen Lehrkräften vorhanden ist, was das Thema Diabetes angeht. Vor allem dann, wenn ein Kind betroffen ist. Aufklärung und Reden hilft aber eindeutig sehr.
Letzten Sommer war ich als Begleitung mit auf einer Klassenfahrt. Betreut habe ich ein Mädchen, das Diabetes hatte. In der Klasse gab es ganze drei Kinder mit Diabetes. Eines der anderen Kinder hatte einen Elternteil zur Betreuung dabei und das andere hat jeden Tag zu festen Uhrzeiten mit den Eltern telefoniert. Alle drei haben diese Klassenfahrt super gemeistert. Abends durfte ich mit allen Lehrkräften und Betreuern zusammensitzen und so entstanden viele interessante Gespräche.
Der Austausch mit Lehrkräften
Bei den meisten ging es um den Schulalltag, das Unterrichten, sie gaben sowohl mir als auch einem anderen Betreuer viele tolle Tipps fürs spätere Lehrersein. Wir haben aber auch über das Thema Diabetes gesprochen. Wie man im Schulalltag damit umgehen sollte, wie ich damals in der Schulzeit damit umgegangen bin usw. Ich konnte ihnen ein wenig die Sorgen nehmen, die nun mal entstehen, wenn man ein Kind mit Diabetes in seiner Klasse hat und sich nicht wirklich mit dem Thema auskennt. Während all dieser Gespräche habe ich gemerkt, wie wichtig doch das Thema Aufklärung ist. Im Lehramtsstudium ist es leider nicht möglich, das Thema Diabetes zu behandeln. Dafür ist das Studium schon viel zu vollgepackt. Es wäre aber sicher hilfreich, wenn es freiwillige Seminare, Fortbildungen oder Ähnliches geben würde, bei denen sich Lehrkräfte und Pädagogen informieren können.
Aufklärung ist in Bezug auf das Thema „Diabetes in der Schule“ meiner Meinung nach sehr wichtig und findet bisher zu wenig statt. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass sich das ändern wird. Ein paar Ideen schwirren auch schon in meinem Kopf umher. Mal sehen, ob und wie sich etwas davon umsetzen lässt.
Wie ist es bei euch?
Erzählt doch mal… Seid ihr vielleicht Lehrerin oder Lehrer? Was für Erfahrungen habt ihr gemacht? Wie geht ihr mit eurem Diabetes in der Schule um? Und falls ihr einen anderen Beruf ausübt, wie handhabt ihr es dort mit eurem Diabetes?
Liebe Grüße
Eure Toni
Was tun, wenn mein Diabeteskind Unterstützung in Kindergarten oder Schule braucht? – Antje berichtet über die unterschiedliche Handhabung von Eltern und Betreuungskräften und mögliche Unterstützungen.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig