- Aus der Community
Disability Pride Month ist auch Diabetes Pride Month!
3 Minuten
Noch ist Juli, noch ist Disability Pride Month! Disability what? Falls ihr vor zwei Sekunden noch nichts von diesem Monat gehört habt: Ich kann euch keinen Vorwurf machen. Die Stimmen, die ich in den vergangenen Wochen zu dem Thema im deutschsprachigen Kontext gehört habe, sind sehr rar. Ein paar Stimmen bei Twitter, vereinzelte Artikel, aber ansonsten schweigt die deutsche Medienlandschaft genauso wie bei den meisten Inklusion betreffenden Themen.
Die rechtliche Gleichstellung von be_hinderten Personen
Entstanden ist dieser Monat der Aufmerksamkeit 1990 in den USA, nachdem dort am 26. Juli 1990 der ADA (Americans with Disabilities Act) vom US-Präsidenten Bush unterzeichnet wurde. Mit dem ADA wurde weltweit das erste Mal die rechtliche Gleichstellung von be_hinderten Personen geschaffen. (Vgl: https://www.adaanniversary.org/findings_purpose).
Doch wir wissen alle: Was in der Theorie gut klingt, scheitert häufig an einer konsequenten/fehlenden Umsetzung in der Praxis. Bis heute werden be_hinderte Personen und ihre Lebensrealitäten pathologisiert und als „anders“ dargestellt. Deshalb geht es im Disability Pride Month nicht zuletzt darum, Aufmerksamkeit für Be_hinderung als Teil von unseren Identitäten zu schaffen. Mir täglich Insulin zu spritzen und Blutzuckerachterbahnen auszubaden, sind genauso oder vielleicht noch mehr Teil meiner Identität als mich meinen Freund:innen zu widmen, meinen Hobbys nachzugehen und in unterschiedlichen Lohnarbeitsverhältnissen stehen zu müssen, um in diesem System zu existieren. Fakt ist allerdings, dass diese Dinge – im Vergleich zu Krankheiten und Be_hinderungen – als normal erachtet werden. Be_hinderung hingegen ist bis heute negativ konnotiert und be_hinderte Leben werden als weniger lebenswert angesehen.
Die Rolle des Diabetes im Disability Pride Month
Und falls ihr euch nun immer noch fragt, was Personen mit Diabetes mit dem Disability Pride Month zu tun haben: ganz schön viel. Euch ist selbst überlassen, ob ihr euch als be_hindert[1] identifiziert oder dieses Label aus unterschiedlichen Gründen bewusst ablehnt, trotzdem soll klar sein, dass weite Definitionen von Be_hinderungen, wie sie in den letzten Jahren vermehrt verwendet wurden, zum Glück auch chronisch kranke Personen einschließen, da wir nicht zuletzt alle von Ableismus betroffen sind.

Zum einen weichen wir mit unseren Körpern von einer able bodied Norm (gesunde/nicht be_hinderte Körper) ab und zum anderen erfahren wir strukturelle Be_hinderung durch mangelnde Hilfs- und Unterstützungssysteme im Alltag. Diese Normen aufzubrechen und zu normalisieren, dass eine nicht funktionierende Bauchspeicheldrüse und all die Aufgaben, die daraus resultieren, Teil unseres Alltags sind, ist ein Prozess, der vermutlich (ich wäre gerne optimistischer!) noch lange andauern wird. Umso wichtiger sind Monate wie der Juli, in denen unseren Stimmen bewusst Raum verschaffen werden sollte und die Geschichten be_hinderter Personen nicht ausschließlich mit einem Narrativ des Leidens präsentiert werden.
Stolz (engl. Pride) und müde
Im Laufe des Monats dachte ich häufig: Ich bin nicht stolz, ich bin müde. Ich bin nicht stolz, ich bin erschöpft. Müde, immer den gleichen Barrieren zu begegnen. Müde, mich erklären und rechtfertigen zu müssen. Müde, auf mangelnde Solidarität innerhalb einer Pandemie aufmerksam zu machen, und müde, darauf zu warten, dass endlich institutionelle Verantwortung für sämtliche Barrieren übernommen wird. So wie es in der UN-Behindertenrechtskonvention festgelegt ist.
Aber warum eigentlich nicht stolz und müde gleichzeitig sein? Als Person, die grundsätzlich für alles und alle, außer sich selbst Stolz empfinden kann, habe ich mich mit dem „Pride“ in „Disability Pride Month“ am Anfang sehr schwergetan.
Aber ich habe in diesem Monat versucht, jeden Tag einmal kurz daran zu denken, dass es auch, wenn es im Alltag häufig untergeht, einen Grund gibt, wieso es Disability PRIDE Month heißt, und dieser Grund ist gerechtfertigt.
Und vielleicht, ganz vielleicht, wenn wir uns gegenseitig noch 1000-mal sagen, dass wir stolz auf den Vollzeitjob sein können, den wir unbezahlt nebenher machen, vielleicht kommt es dann irgendwann auch bei uns selbst an.
[1] Ich schreibe Be_hinderung bewusst mit Unterstrich, um auch sprachlich zu markieren, dass Be_hinderung durch äußere Strukturen und Gegebenheiten mitkonstituiert wird. Außerdem verwende ich für mich die „Person-First-Language“, also „be_hinderte Person“ als Selbstbezeichnung. Wenn du lieber als Mensch mit Behinderung, behinderter Mensch oder anders bezeichnet werden möchtest, ist das auch vollkommen okay. Wichtig ist, dass wir gegenseitig unsere Selbstbezeichnungen respektieren.
Mehr zum Thema sensibile Sprache gibt es auch von Antje zu lesen: Sensible Sprache zum Thema Diabetes: 10 Dinge, die ich aus der bisherigen Debatte gelernt habe
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bloodychaos postete ein Update vor 2 Tagen, 16 Stunden
Hey, brauche Eure Hilfe. Habe den G7 genutzt. Als der über mehrere Monate (Frühjahr/Sommer 2025) massive Probleme (teils Abweichungen von 150 mg/dL, Messfaden schaute oben heraus) machte bin ich zum G6 zurückgegangen. Dessen Produktion wird nun eingestellt. Ich habe solche Panik, wieder den G7 zu nutzen. Habe absolut kein Vertrauen mehr in diesen Sensor. Aber mit meiner TSlim ist nur Dexcom kompatibel. Ich weiß nicht was ich machen soll, ich habe solche Angst.
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loredana postete ein Update vor 4 Tagen, 13 Stunden
Die Registrierung mit dem Geburtsjahr war echt sportlich. Wollte es schon fast wieder abbrechen.
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Mit “meinem” Omnipod 5 wird der Dexcom G7 Ende 2026 voraussichtlich der einzige verfügbare Sensor sein.
So richtig begeistert über die Einstellung des G6 bin ich auch nicht, auch wenn es absehbar war.
Ich habe einfach die Hoffnung, dass die Qualitätsprobleme beim G7 bis dahin ausgestanden sind.
Ich warte das Thema noch einige Monate ab.
Wenn ich Ende 2026 feststelle, dass die Kombination aus meiner Pumpe und dem CGM für mich nicht funktioniert, bin mir sicher, dass meine Diabetes-Ärztin und ich eine gute Lösung für mich finden.
Hier habe ich aufgeschnappt, dass für die t:slim wohl eine Anbindung des Libre 3 in der Mache ist:
https://insulinclub.de/index.php?thread/36852-t-slim-mit-libre-3-wann/
Leider steht keine überprüfbare Quelle dabei. 🤷♂️
Ein weiterer mir wichtiger Gedanke:
Angst und Panik sind in diesem Zusammenhang vermutlich keine hilfreichen Ratgeber. Hoffentlich schaffst Du es, dem Thema etwas gelassener zu begegnen.
(Das sagt der Richtige: Ich habe in meinem letzten DiaDoc-Termin auch die Hausaufgabe bekommen, mal zu schauen, was mir gut tut.)
@ole-t1: Hey Ole, ganz lieben Dank für Deine Nachricht. Die Produktion des G6 endet laut einem Artikel auf dieser Seite ja zum 1. Juli 2026. Wann der Libre3 mit der TSlim kompatibel sein wird weiß man ja noch nicht. An sich gefällt mir Dexcom auch besser als Libre und die erste Zeit lief der G7 ja auch super bei mir. Ich kann mir schwer vorstellen, dass der G7 von heute auf Morgen nicht mehr bei mir funktioniert? Es gab ja auch das Gerücht das Dexcom eine zeitlang Produktionsprobleme hatte, dass wäre ja eine Erklärung, aber da geht Dexcom natürlich auch nicht mit hausieren.
@bloodychaos: Moin, ich benutze den G 7 seit Dezember 2022 (vorher G 6). Seit Dezember 2024 in Kombination mit der t:slim X 2 Ja, es hat immer mal wieder einen Sensor gegeben, der nicht richtig funktioniert hat . Dann wurde ein neuer gesetzt, der Vorfall an Dexcom gemeldet und es gab dann wenige Tage später einen neuen Sensor.
Wie ole-t1 schon geschrieben hat, erst einmal die Ruhe bewahren und nicht in Panik verfallen. Alle auf dem Markt erhältlichen Sensoren haben Schwankungen in der Genauigkeit ihrer Angaben. Wichtig ist daher zu beurteilen, ob das, was der Sensor anzeigt, überhaupt sein kann.
Zum Beispiel durch blutiges Nachmessen (dabei bitte dran denken, dass der Gewebezucker, den die Sensoren messen, rd. 20-30 Minuten hinter dem Blutzucker hinterher hinkt).