DDZ fordert mehr Diabetes-Aufklärung und mehr diabetologische Lehrstühle

DDZ fordert mehr Diabetes-Aufklärung und mehr diabetologische Lehrstühle
DDZ fordert mehr Diabetes-Aufklärung und mehr diabetologische Lehrstühle
Foto: Deutsches Diabetes Zentrum (DDZ)

Anlässlich des gestrigen Weltdiabetestags hat das Deutsche Diabetes-Zentrum (DDZ) darauf hingewiesen, dass die breite Öffentlichkeit nicht nur durch bessere Aufklärung über Diabetes informiert werden müsse, sondern dass es auch mehr diabetologische Lehrstühle brauche, um mehr medizinischen Nachwuchs für das Fach zu gewinnen.

Alle 55 Sekunden erkrankt ein Mensch in Deutschland neu an Diabetes – rund 9 Millionen Betroffene sind es bereits im November 2023. Forschende gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2040 zwölf Millionen Menschen von der Stoffwechselerkrankung betroffen sein werden. „Praxen und Kliniken müssen sich noch mehr als bisher angenommen auf die Behandlung von Menschen mit Typ-2-Diabetes einstellen. Allerdings beobachten wir, dass es immer weniger Lehrstühle für Diabetologie und Endokrinologie gibt, Spezialkliniken verschwinden und Abteilungen geschlossen werden“, sagt Prof. Michael Roden, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf sowie Direktor des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ). Was dahinter steckt? „Die unzureichende Vergütung durch das Gesundheitssystem verbunden mit immer weiteren Stellen- und Mitteleinsparungen. Am Ende fallen dann die Spezialabteilungen dem wirtschaftlichen Druck zum Opfer“, resümiert Roden.

Mehr diabetologische Lehrstühle gegen Nachwuchs-Mangel und für bessere Diabetes-Versorgung

Steigen die Zahlen der Betroffenen, braucht es auch mehr Diabetologinnen und Diabetologen und entsprechende Fachabteilungen in großen Kliniken. Werden Fachgebiete in Lehre und klinischer Versorgung jedoch dezimiert, fehlt es auch an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. „Junge Ärztinnen und Ärzte haben die Diabetologie dann nicht mehr auf dem Schirm, die Attraktivität sinkt immer mehr“, sagt der Experte und fordert: „Jede medizinische Fakultät braucht wieder eine eigenständige Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie – sonst können wir die Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs nicht sichern und die Herausforderungen in der Versorgung von morgen meistern.“

Dabei sei die Diabetologie eines der zukunftsträchtigsten Gebiete der Inneren Medizin: „Der Diabetes ist nicht nur die häufigste Stoffwechselerkrankung, sondern wesentlich verantwortlich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenkrankheiten und Fettlebererkrankungen und letztlich für die Sterblichkeit. Trotz immenser Innovationen in der medikamentösen Therapie ist der Diabetes noch nicht heilbar. Es gibt langfristig noch viel zu erforschen, was eine hohe Motivation darstellt, sich in diesem Bereich zu spezialisieren.“

Mehr Aufklärung gegen wachsende Diabetes- und Adipositas-Zahlen

Für Betroffene macht sich ein Mangel schon jetzt bemerkbar: Menschen mit Adipositas, aber vor allem auch Diabetes mellitus können von neuesten Therapien profitieren, die einen positiven Einfluss auf das Körpergewicht nehmen. Diese Medikamente werden mehr und mehr von Nicht-Betroffenen als Lifestyle-Abnehmspritze genutzt. Dazu sagt der Experte: „Dass eine Gewichtsabnahme durch Medikamente möglich ist, ist zunächst einmal eine große Chance für Betroffene. Es birgt jedoch die Gefahr, dass diese Präparate „off-label“, also außerhalb der Zulassung, verwendet werden. Was wir jetzt beobachten ist ein ernstes Verknappungs-Szenario: Diejenigen, die es dringend benötigen, erhalten das Präparat nicht. Oftmals spiegeln uns Betroffene zurück, dass das Medikament in vielen Apotheken derzeit nicht oder nur eingeschränkt verfügbar ist.“

Deswegen rät Roden nach wie zu einfachen Maßnahmen zur Gewichtsreduktion: gesunde ausgewogene Ernährung und ausreichende körperliche Bewegung – auch für Menschen mit Adipositas ein Muss, die noch nicht an Diabetes erkrankt sind, sich trotz Übergewichts in ihrem Körper wohl fühlen. „Body Positivity ist gut, darf aber nicht das Risiko von Folgen des Übergewichts vergessen lassen“, erläutert Roden. Jeder kann und sollte sich über sein persönliches Risiko informieren: Neben einem Gespräch mit dem behandelnden Arzt gibt es viele Informationsplattformen und Tools, die Hilfestellung leisten, z.B. den Diabetes-Risikotest des Dt. Zentrums für Ernährungsforschung (DIfE) oder das Diabetes-Cockpit des DDZ.



Redaktion Diabetes-Anker

mit Materialien des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ)

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