Diabetes-Poesie – ein Gedichtwettbewerb der anderen Art

4 Minuten

Community-Beitrag
Diabetes-Poesie – ein Gedichtwettbewerb der anderen Art

So entstand die Idee…

Ende August habe ich mich mit der lieben Divya zusammengesetzt und wir fingen an zu überlegen, was wir in unserem Host-Monat alles machen möchten. Wir waren im September nämlich das allererste Mal Hosts*.
Also planten wir ein paar Beiträge und irgendwann kamen wir auf die Idee, dass wir eine Aktion für und mit euch machen möchten. So kam die Idee zu unserem Gedichtwettbewerb.

Darum ging es…

Im September hattet ihr also die Möglichkeit, uns ein Gedicht zum Thema Diabetes zu senden. Die Länge des Gedichts war dabei egal. Ihr konntet uns alles, von einem Reim bis hin zu einem zwei Seiten langen Gedicht, schicken. Wir haben uns dann all eure Beiträge durchgelesen und Ende September einen Gewinner ausgelost.

Damit aber niemand umsonst sein Gedicht geschrieben hat, gibt es diesen Beitrag, in dem wir euch einige Gedichte zeigen möchten. Ich will euch jetzt aber mal nicht weiter auf die Folter spannen und daher geht es jetzt los.

Quelle: Privat

Zucker

(von Frauke Hennig – Typ-1-Diabetikerin)

Ich bin nicht aus Zucker und doch ist Zucker mein Problem,
nein, eigentlich nicht Zucker, sondern viel mehr Insulin;
Insulin, das mein Körper nicht mehr produziert,
Insulin, ohne das mein Stoffwechsel nicht normal funktioniert.
Ich will nicht sagen, dass es schlimm ist,
ich will nur sagen, wie es ist.
ich muss messen, ich muss rechnen, ich muss spritzen, doch: ich kann leben!
Vor 100 Jahren ging das noch nicht – ein Hoch auf die Medizin und ein Hoch auf das Leben!

Ich mag Mathe und zum Glück kann das nicht schaden,
ganz im Gegenteil: gut gerechnet kann ich die Spritze besser laden.
Die Einheit, in der ich rechne, heißt Brot, und nennt sich BE,
Zahlen in meinem Kopf, wann auch immer ich nur Essen seh’.
Toastbrotbaby… dich sah ich in der Bäckerei,
1 Broteinheit pro Scheibe; ich hätt‘ dann gerne 2.

Pi mal Daumen entsprechen 10g Kohlenhydrate einer BE,
Na, dann sag ich: Herzlich willkommen am Buffet!
1 ,2, 3 gemischte Teller und vielleicht noch Dessert?
Schätzen und Kopfrechnen wird hier ganz schön schwer.
Neben Kohlenhydraten noch Alkohol, Protein oder Fett,
für meinen Blutzucker und für mich ist das nicht unbedingt nett.

Doch ich will leben, genau jetzt und genauso wie du,
darum drücke ich hin und wieder auch mal ein Auge zu.
Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser, sagte der Rabe Gulliver,
lieber einmal mehr messen, das fällt mir Gott sei Dank nicht schwer;
Naja, wenn da nicht dieses Limit wär‘, 12×50=600 Messstreifen pro Quartal,
7x messen pro Tag x 30 x 3, machen 30 zu viel, Herr Dr. – mal so ganz banal.

Und ich bin keine Maschine, ich bin ein Mensch mit süßem Blut,
ich hab’ Gefühle, wie Euphorie, Stress und natürlich auch Wut;
Super, mein Körper spendet großzügig Kortisol und Adrenalin;
doch leider brauche ich dafür auch mehr Insulin.
Da hat mein Körper nicht mitgedacht… naja, passiert,
mein Motto: Fehler macht jeder, wer nicht wagt, der nur verliert.

Ich könnte mich bemitleiden, Tag für Tag,
doch ganz ehrlich, dann wäre ich niemand, den ich mag.
„Ist halt so“ – trifft es ganz gut: Das Problem an sich kann ich nicht beheben,
doch das Problem wird kleiner, je größer die Freude, damit zu leben!
Ich bin nicht aus Zucker, und doch ist Zucker mein Problem.

Nein, eigentlich nicht Zucker, sondern vielmehr Insulin.
Insulin, das mein Körper nicht mehr produziert,
Insulin, ohne das mein Stoffwechsel nicht normal funktioniert.
Doch was ist schon normal in der heutigen Welt?
Am Ende des Tages bin doch nur ich mein eigener Held.

 

Quelle: Privat

Zeit heilt alle Wunden

(von Theresa)

Es heißt ja, „Zeit heilt alle Wunden“.
So könntest du also annehmen, dass du mit dem Verstreichen der Jahre dein „Schicksal“ zunehmend akzeptierst und dich trotz so manchem Auf und Ab daran gewöhnst.
Ist es denn so?
Sind die Jahre wichtig, die du in Gedanken abhakst,
starr mit dem Fokus auf den ersten Tag, an dem du erfahren hast, dass nichts mehr so sein wird, wie es vorher war?

Oder geht es wohl eher um den inneren Prozess, den du bereit bist einzugehen und zu durchleben?
Der Prozess, der sich nur in den Tiefen deines Selbsts abspielt.
Das Durchleben der Wut und der Verzweiflung. Das Spüren der Hilflosigkeit und der Angst.
Das Hoffen auf Verbesserung, das Erkennen der eigenen Stärke und des Zusammenhalts.

So können doch Jahre vergehen, in denen du dich ablenkst und dir versuchst vorzumachen, völlig gesund und unbeschwert zu sein.
Vermutlich gehört das auch dazu.

Aber irgendwann zerbricht dein Kartenhaus, das du dir so mühevoll aufgebaut und in dem du dich versteckt hast.
Und dann stehst du da, blickst in den nackten, kalten Himmel der Realität und merkst, dass du auf einmal ganz einsam bist.
Das Einzige, was du im Nacken spürst, ist der erwartungsvolle Blick deines lebenslangen Begleiters.
Ihr alleine gegen die Welt, für immer,
24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr.

Spätestens dann, mein Liebchen,
startet die nächste Phase und somit auch die Zeit, die Wunden heilt.

 

Quelle: Privat

Iss, was du bist

(von Celina)

Vor dem Essen muss ich messen und ich darf es nicht vergessen.
Aber währenddessen nicht das Mittagessen essen!
Danach Insulin eingeben und den Spritzessabstand einhalten,
das kann man nicht aushalten.
Nimm es an, du bist kein Mist.
Iss, was du bist.

 

Wir haben uns sehr gefreut, dass tatsächlich ein Paar von euch bei unserem Wettbewerb mitgemacht haben. Vielleicht machen wir das ja irgendwann nochmal und eventuell nehmen ja noch ein paar mehr von euch dann daran teil. Wir würden uns auf jeden Fall sehr freuen.

 

*Als Hosts werden die beiden #BSLounge-Autorinnen und -Autoren bezeichnet, die jeweils einen Monat lang zusätzlich zu unserem #BSLounge-Team auf den Social-Media-Kanälen (Facebook, Instagram und Twitter) aktiv sind. Vorgestellt werden sie jeweils im Blog-Beitrag zum Monatsthema (wie hier im Oktober) und gekennzeichnet sind ihre Beiträge durch ihre Initialen, die auch auf den jeweiligen Headern zugeordnet werden.

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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