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Insulinresistenz auf dem Ponyhof – wenn Pferde Diabetes bekommen
3 Minuten
Vor etwa eineinhalb Jahren besuchte ich im Sommer meine beste Freundin. Wie viele andere Mädchenfreundschaften begann auch unsere auf einem Ponyhof. Damals waren wir 15 und fanden uns erst doof, aber nach einem Mal gemeinsamer Hofarbeit waren wir unzertrennlich. Das ist fast 25 Jahre her und sie ist im Gegensatz zu mir den Pferden treu geblieben.
So kam es, dass ich mich dazu breitschlagen ließ, sie zum täglichen Stallbesuch zu begleiten. Gleich fiel mir auf, dass ein Pferd nicht mit den anderen auf der Weide stand, sondern alleine in seinem staubigen Auslauf vor seiner Box. Aus Einsamkeit stand er vorne am Tor und spitzte die Ohren, als ich auf ihn zutrat. Ich konnte keine äußere Verletzung erkennen, die ihn vom Weidegang abhalten sollte, deshalb fragte ich meine Freundin, warum der kleine Wallach nicht mit raus durfte. Sie antwortete: „Das ist ein Leidensgenosse von dir. Er ist insulinresistent.“
Von Katzen- oder Hundediabetes haben die meisten wohl schon mal gehört. Die Tiere, mit denen wir einen Lebensraum teilen, sind uns sehr nah und aus falscher Tierliebe und gut gemeinter Überfütterung kann ein Typ-2-Diabetes auch bei Vierbeinern entstehen. Aber bei Pferden, die im Stall und auf der Weide stehen? Das war mir neu.
Insulinresistente Pferde?
Neu, aber leider gar nicht so selten, wie ich bei meiner Recherche feststellen musste. Und es gibt einige Parallelen zur Verbreitung von Insulinresistenz beim Menschen. Galt der sogenannte „Altersdiabetes“, dessen Grundlage eine Insulinresistenz ist, lange als nicht vorhanden bei jungen Menschen, so galt diese Annahme auch bei Pferden. Bis in die 1990er-Jahre war Diabetes beim Pferd nicht bekannt. Kurz nach der Jahrtausendwende tauchten die ersten Fälle auf. Im Gegensatz zum Typ-1-Diabetes, den es bis heute in der equinen Form nicht gibt. Da war allerdings meine aktive Reiterkarriere schon lange zu Ende, weshalb ich von dieser Entwicklung nichts mitbekam. Aber wie konnte es so weit kommen, dass Pferde, die von Natur aus Bewegungstiere sind, eine Stoffwechselkrankheit entwickeln können wie wir Menschen?
Equines Metabolisches Syndrom – eine Wohlstandskrankheit
Die Antwort darauf ist mit der vergleichbar, die man auch in der Humanmedizin findet: falsche Ernährung, zu wenig Bewegung, Umweltgifte. Gerade Ersteres für mich als ehemalige Reiterin kaum vorstellbar. Aber es hat sich viel getan im Pferdemarkt. Wenn damals noch darauf geachtet wurde, ein leichtfuttriges Pferd nicht mit zu viel Weidegras, Kraftfutter und Leckerlies zu versorgen, scheint diese einfache Stallweisheit immer mehr Pferdebesitzern abhandengekommen zu sein.

Die Auswahl der Futtermittel war zu meiner Pferdezeit vollkommen ausreichend und als Leckerlies bekam man im Reitsportgeschäft solche, die aus Mineralpulver hergestellt wurden. Außerdem wurde jedem Reiter von klein auf eingebläut, dass man ein Pferd damit nicht überfüttert. Wer sein Tier mit Leckereien belohnt, überträgt häufig die eigene Gefühlslage auf seinen Vierbeiner. Pferde machen sich erstaunlich wenig aus Leckerlies – was man von Reitern nicht sagen kann.
Wenn man heute ein Reitsportgeschäft betritt, sieht die Sache ganz anders aus: Es gibt eine große Auswahl an allen möglichen – aber leider nicht pferdegerechten – Leckereien, aus Hagebutten, mit Melasse und allerlei anderem Zucker. Wenn dieser zu viel verfüttert wird, dann passiert genau das, was auch beim Menschen passiert: Man schüttet zu viel Insulin aus, die Resistenz nimmt zu. Wenn noch weitere Symptome hinzukommen, spricht man vom Metabolischem Syndrom – und beim Pferd eben vom Equinen Metabolischen Syndrom.
Gleiche Ursachen wie beim Menschen
Da Weidegras viel Zucker (Fruktan) enthält, ist der tägliche Auslauf auf der Wiese leider tabu für insulinresistente Pferde. Häufig kommt Übergewicht und im schlimmsten Fall sogar eine Hufkrankheit hinzu. Klingt alles ziemlich vertraut, nicht wahr?
Auch bei uns Zweibeinern führen Fehler in der Lebensweise dazu, dass eine Insulinresistenz hervortritt. Ernährung, Essverhalten, Schlaf- und Stressmanagement sind auch beim Menschen bekannte Faktoren, die eine Insulinresistenz verstärken können. Es sind aber auch die gleichen Stellschrauben, die einem zur Verfügung stehen, um diese zu normalisieren. Oder im Idealfall vorzubeugen, sodass der Stoffwechsel gar nicht erst entgleisen kann.
Quellen:
https://www.st-georg.de/wissen/equines-metabolisches-syndrom-ems-beim-pferd/
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1090023318301011
https://www.cavallo.de/medizin/so-grasen-pferde-mit-ems-cushing-oder-hufrehe-sicher/
Wissen über Diabetes, Ernährung und Gesundheit – anno 1954 – Antje über neue und alte Thesen rund um Diabetes.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig