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Was haben Alexander Zverev, Matthias Steiner, Sandra Starke, Anne Haug, Daniel Schnelting und Timur Oruz gemeinsam? Sie alle sind oder waren erfolgreiche Athletinnen und Athleten und zeigen damit, dass ein Typ-1-Diabetes kein Hindernis mehr für eine Karriere im Profi-Sport sein muss. Darauf machen die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe aufmerksam und zeigen auf, dass Sport sowohl als Hobby als auch auf Leistungsebene dank moderner Therapie-Optionen durchaus möglich ist.
Menschen mit Typ-1- oder Typ-2-Diabetes profitieren von regelmäßiger Bewegung und sportlicher Aktivität: Dadurch können sie ihren Stoffwechsel verbessern und das Risiko von Folge-Erkrankungen senken. Trotzdem meiden nach wie vor viele Menschen mit Typ-1-Diabetes sportliche Aktivitäten, oftmals aus Sorge vor Unterzuckerungen und Stoffwechsel-Schwankungen. Andere betreiben zum Diagnose-Zeitpunkt bereits Leistungssport und fürchten zunächst, ihn aufgrund des Diabetes aufgeben zu müssen.
Erfolgreiche Profi-Sportlerinnen und -sportler aus vielfältigen Disziplinen wie Gewichtheben, Triathlon, Fußball, Tennis oder Boxen zeigen jedoch, dass Typ-1-Diabetes kein Hindernis für eine Karriere im Leistungssport sein muss. Auch Hockey-Weltmeister Timur Oruz hat Diabetes und spielt ab Freitag in der deutschen Nationalmannschaft bei den Men’s EuroHockey Championship. Die Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe nehmen dies zum Anlass, zu den Möglichkeiten im Bereich Sport für Menschen mit Typ-1-Diabetes aufzuklären und Tipps zu geben.
„Moderne sportwissenschaftliche und diabetologische Erkenntnisse sowie pharmakologische und technologische Entwicklungen bilden jedoch eine gute Grundlage, um sicher Sport auszuüben“, macht Dr. med. Stephan Kress, Diabetologe und Vorsitzender der AG Diabetes, Sport & Bewegung der DDG, Mut. Er rät allen sportlich Interessierten, Unterstützung bei qualifizierten Diabetesteams und in der Sporttherapie zu suchen. Die Arbeitsgemeinschaft der DDG informiert, unterstützt und begleitet sowohl Sporttreibende selbst als auch medizinisches Fach- sowie Trainingspersonal.
Doch während beim Freizeit-Sport neben der Stoffwechsel-Regulation eher Freude und Entspannung im Vordergrund stehen, zeichnet sich Profi-Sport durch ein hohes Leistungsniveau aus. „Leistungssport als Beruf erfordert ein hohes Maß an Hingabe und Disziplin“, sagt Ulrike Thurm, Diabetesberaterin und Sportlehrerin. „Vor allem Menschen mit Typ-1-Diabetes verlangt Profi-Sport nochmal deutlich mehr ab als Freizeitsport. Sie können aber auch trotz der Stoffwechselerkrankung sportlich ein sehr hohes Leistungsniveau erreichen“, weiß die Erste Vorsitzende der IDAA Deutschland – Vereinigung diabetischer Sportler aus ihrer Beratungstätigkeit.
„Wichtig ist, dass sie sensibel auf die besonderen Bedingungen von beispielsweise Wettkämpfen, intensiven Trainingsperioden oder vermehrten Reisen achten, denn damit einhergehender Stress oder Unregelmäßigkeiten im Tagesablauf sowie im Ernährungsverhalten muss bei der Insulintherapie berücksichtigt werden.“
Dass Profi-Sport und Typ-1-Diabetes vereinbar sind, schien lange Zeit ausgeschlossen. Noch in den 1980er und 1990er Jahren hat man Sport für Menschen mit Typ-1-Diabetes kritisch betrachtet. „In einer DDG Leitlinie aus Anfang der 1980er Jahre wurde ihnen noch geraten, nur allein, in Innenräumen, immer zur gleichen Uhrzeit und mit der gleichen Intensität Sport zu betreiben“, erinnert sich Ulrike Thurm.
Als Matthias Steiner mit 17 Jahren seine Diabetes-Diagnose erhielt, rief die Erkrankung zunächst Bedenken auf den Plan. „Ärzte rieten mir sofort, das Gewichtheben und überhaupt Leistungssport aufzugeben“, denkt der Olympiasieger von 2008 zurück. „Heute weiß man, dass gerade intensives Krafttraining einen erheblichen Einfluss auf den Blutzuckerspiegel hat und jedes zusätzliche Prozent mehr Muskelmasse für eine Reduzierung der Insulinresistenz sorgen kann. Daher mache ich nach wie vor Krafttraining, um genug Muskelmasse zu haben.“
Tennis-Star Alexander Zverev, der seit seinem 4. Lebensjahr mit Typ-1-Diabetes lebt, wurde in seiner Jugend mit dem Vorurteil konfrontiert, nie Profi-Sportler werden zu können. Gleiches erzählt auch Sandra Starke, die zum Zeitpunkt ihrer Diabetes-Diagnose 24 Jahre alt war. Sie war ebenfalls zunächst ratlos, ob das weiterhin möglich sei: „Das mich behandelnde Diabetesteam kannte sich zwar gut mit Breiten- und Freizeitsport aus, hatte aber keine Erfahrung mit Profisportlern.“
Zu diesem Zeitpunkt nahm Starke den Kontakt zum Projekt Challenge-D und Ulrike Thurm auf. Das Projekt von Professor Dr. med. Othmar Moser und der sportmedizinischen Hochschule Bayreuth unterstützt Athletinnen und Athleten sowie ihre betreuenden Diabetesteams, indem sie eine Schnittstelle zwischen der diabetologischen Therapie und der sportlichen Seite bildet.
„Wir kennen die Anforderungen und Besonderheiten, mit denen Profi-Sportlerinnen und -sportler mit Typ-1-Diabetes konfrontiert sind“, berichtet Thurm. „Im telemedizinischen Konsil werden mit Hilfe von Datenanalyse die CGM-Profile gemeinsam mit den Sportlern ausgewertet, interpretiert und die Therapie angepasst.“ Für viele Betroffene war das ein Türöffner, berichtet die Expertin, und machte eine Karriere auf nationaler sowie internationalen Ebene möglich. Profifußballerin Starke hat es bis in die deutsche Frauen-Fußball-Nationalmannschaft geschafft. Inzwischen ist Challenge-D ein Spendenprojekt von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe geworden.
von Redaktion Diabetes-Anker
mit Materialien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) und von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
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