Typ-2-Diabetes und Gewicht in Schach halten mit Lebensstil-Anpassung und neuen Medikamenten

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Diabetes Kongress: Gewicht runter und Typ-2-Diabetes zum Stillstand bringen mit Lebensstilanpassung und neuen Medikamenten
Foto: Gregor Hess – MedTriX Group
Typ-2-Diabetes und Gewicht in Schach halten mit Lebensstil-Anpassung und neuen Medikamenten

Einer der Themenschwerpunkte im Programm des Diabetes Kongresses vergangene Woche in Berlin war, wie man Gewicht und Blutzucker insoweit dauerhaft senken kann, dass eine Remission des Typ-2-Diabetes erreicht wird – die Stoffwechselstörung also längerfristig zum Stillstand kommt. Studien zeigen, dass dies bereits mit einer systematischen Lebensstil-Anpassung gelingen kann. Zudem kommen nun neue Medikamente zur Unterstützung hinzu. Diese können vor allem Menschen mit Typ-2-Diabetes und starkem Übergewicht bei diesem Ziel zusätzlich unterstützen.

Auf dem von der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) ausgerichteten „Diabetes Kongress“ vom 17. bis 20. Mai in Berlin kamen auch dieses Jahr wieder Tausende Teilnehmende aus ganz Deutschland und darüber hinaus zusammen, um sich über die neuesten Entwicklungen, Forschungsergebnisse und Behandlungskonzepte rund um das Thema Diabetes auszutauschen. Viele weitere haben sich zudem online dazugeschaltet, da einige der Vorträge und Symposien auch live übertragen wurden.

Die Tagung richtet sich vornehmlich an Personen, die Menschen mit Diabetes behandeln und versorgen oder zum Diabetes forschen. Aber auch Vertreterinnen und Vertreter von Verbänden, Selbsthilfegruppen, aus der Industrie und den Medien waren vor Ort. So auch das Diabetes-Anker-Team, um für Euch zu berichten.

Gewicht und Blutzucker bei Typ-2-Diabetes runter: Lebensstilanpassung und neue Medikamente

Und interessante Schwerpunktthemen gab es einige auf dem Diabetes Kongress. Beispielsweise haben die Expertinnen und Experten sich über neue medikamentöse Wirkstoffe ausgetauscht, die nicht nur den Glukosespiegel senken, sondern gleichzeitig auch dafür sorgen, dass das Körpergewicht stark reduziert wird. Diese Kombination aus dauerhaft niedrigeren Blutzuckerwerten und Gewicht gepaart mit einer langfristigen Anpassung des Lebensstils kann sogar zu einer Remission des Typ-2-Diabetes führen. Damit ist eine Drosselung der Diabetes-Symptome hin zu einer Stoffwechsel-Normalisierung über eine längeren Zeitraum gemeint. Der Typ-2-Diabetes und das Fortschreiten seiner Symptome werden also – zumindest zeitweilig – zum Stillstand gebracht.

Dazu der Kongress-Präsident Professor Dr. Matthias Blüher: „Gewichtsverringernde Maßnahmen zählen zur grundlegenden Therapie der Stoffwechselerkrankung. Für gute Behandlungserfolge und eine nachhaltige Gewichtsreduktion ist eine konsequente Ernährungsumstellung und viel Bewegung entscheidend. Aus der Studienlage wissen wir, dass Betroffene mit Adipositas (starkes Übergewicht; Anm. d. Red.) ihr Ausgangsgewicht um mehr als 15 Prozent verringern müssen, um einen längerfristigen Stillstand ihres Typ-2-Diabetes, also eine Remission zu erreichen.“

Schon eine Lebensstil-Anpassung kann einen Typ-2-Diabetes und das Gewicht gut unter Kontrolle bringen

Studienergebnisse zu den Effekten einer Lebensstilanpassung zeigen, dass eine dauerhafte Ernährungsumstellung und regelmäßige moderate Bewegung zu einem entscheidenden Gewichtsverlust führen und somit den Langzeitblutzuckerwert HbA1c verbessern können. Je früher man einen Typ-2-Diabetes entdeckt und behandelt sowie es gelingt das Ausgangsgewicht zu senken, desto vielversprechender sind die Erfolgsaussichten einer Lebensstilanpassung beim Ernährungs- und Bewegungsverhalten bis hin zu einer Stoffwechsel-Normalisierung. Doch welche zusätzlichen Optionen gibt es, falls man mit einer solchen Lebensstilanapassung das Körpergewicht nicht entscheiden senken und den Glukosespiegel – auch mit den bislang zur Verfügung stehenden Medikamenten – normalisieren kann?

Bisher war bei starkem Übergewicht, das durch andere Behandlungsmethoden nicht reduziert werden konnte, nach einem ein mehrstufigen Übergang ein chirurgischer Eingriffe in Form einer Magenverkleinerung die erfolgversprechendste Behandlungsmethode – allerdings auch die ultimative. Denn ein solcher Eingriff ist schwerwiegend, erfordert eine engmaschige Nachbetreuung und nur ein Teil der Patientinnen und Patienten kommt dafür überhaupt in Frage.

Werden neue gewichtssenkende Medikamente zum Game-Changer?

Nun stehen seit Kurzem auch neue Wirkstoffe bereit, die diesbezüglich zum Game-Changer werden könnten. „Mit der nächsten Generation von Medikamenten der Typ-2-Diabetes-Therapie wie beispielsweise Semaglutid und Tirzepatid könnte diese Lücke geschlossen werden,“ zeigte sich Prof. Blüher optimistisch, der als Direktor des Helmholtz-Instituts für Metabolismus-, Adipositas- und Gefäßforschung (HI-MAG) des Helmholtz Zentrum München an der Universität Leipzig tätig ist.

Bei den von Blüher angesprochenen neuartigen Medikamenten handelt es sich um inkretinbasierte Wirkstoffe (GLP-1-Rezeptor-Agonisten bzw. GIP-/GLP-1-Rezeptor-Agonisten), die die Funktion von körpereigenen Darmhormonen nachahmen. Sie regulieren so den Blutzucker und sorgen zusätzlich für eine Drosselung des Appetits. Ähnliche Präparate sind bereits seit ca. 15 Jahren auf dem Markt. Die beiden neuen Wirkstoffe zeichnen sich aber dadurch aus, dass sie zusätzlich zur blutzuckersenkenden Wirkung das Gewicht noch deutlicher reduzieren können, als die bislang verfügbaren.

Weitere Themenschwerpunkte auf dem Diabetes Kongress
Auch zum Thema Diabetes-Technologie und Digitalisierung gab es Neuigkeiten auf dem diesjährigen Diabetes Kongress. Einen ausführlichen Bericht dazu findest Du hier.

Der GLP-1-Rezeptor-Agonist Semaglutid kann schon etwas länger zur Behandlung des Typ-2-Diabetes verschrieben werden. Durch seine erheblichen Effekte auf das Körpergewicht wurde er mittlerweile auch für die Behandlung von starkem Übergewicht zugelassen, auch wenn kein Diabetes vorliegt. Diese sehr begrüßenswerte Eigenschaft hat jedoch dazu geführt, dass es aufgrund der hohen Nachfrage mittlerweile weltweit zu Lieferengpässen kommt, da manche es zudem – angestachelt durch Prominente und Social-Media-Beiträgen – sogar als Lifestyle-Medikament zur vermeintlich bequemen Gewichtabnahme einsetzen. Über die missbräuchliche Nutzung von Semaglutid, das unter dem Handelsnamen Ozempic erhältlich ist, haben wir bereits im vergangenen Herbst berichtet.



von Redaktion Diabetes-Anker

mit Materialien der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG)

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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