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Die Entdeckung des Insulins als Medikament wiederholt sich in diesem Jahr zum 100. Mal – Grund genug, dieses bahnbrechende Ereignis zu feiern, schließlich rettete und rettet verabreichtes Insulin Millionen Menschenleben. Doch es gibt leider auch Schattenseiten, findet Kolumnistin Jana Einser, da nicht jeder auf der Welt so selbstverständlich damit versorgt werden kann, wie es hierzulande der Fall ist.
Seit 100 Jahren kennt man Insulin. Fast genauso lange retten Ärzte und Menschen mit Diabetes damit Leben, gespritzt als Medikament. Das ist wahrlich ein Grund zum Feiern – auch für mich! Denn gäbe es Insulin als Medikament nicht, wären mein Bruder und ich seit rund 50 Jahren tot und unsere Eltern hätten statt drei Kindern nur noch eins gehabt.
Damals war Insulin, weil es aus den Bauchspeicheldrüsen von Schweinen und Rindern gewonnen werden musste, noch ein knapperes – und damit noch wertvolleres – Gut, als es viele heute erahnen können. Wir achteten sorgfältig darauf, möglichst kein Insulin zu verschwenden. Als dann Bakterien anfingen, menschliches Insulin zu produzieren, standen in unserer Region ausreichende Mengen zur Verfügung – dennoch hat sich bei mir eingebrannt, auch heute noch möglichst jeden Tropfen aus der Ampulle zu holen.
Vielleicht schwingt dabei aber auch etwas anderes mit – das leider ein Grund ist, traurig zu sein: Während wir in Deutschland grundsätzlich immer Insulin zur Verfügung haben und es sich die meisten von uns auch leisten können, weil wir krankenversichert sind, gibt es viele Regionen auf der Erde, in denen es anders aussieht. Dort sterben auch heute noch Kinder und Erwachsene mit Typ-1-Diabetes, weil sie keinen Zugang zu Insulin als Medikament haben oder es sich nicht leisten können.
Da bleiben Eltern tieftraurig zurück, weil sie ihr Kind nicht retten konnten. Ist Insulin zwar verfügbar, aber zu teuer, kann es zur „Güterabwägung“ kommen: Insulin zu kaufen für das Leben des Kindes mit Diabetes – oder Geld zu haben, um den Rest der Familie zu ernähren und am Leben zu erhalten? Aber auch für Menschen mit Typ-2-Diabetes, die Insulin benötigen, gilt nach Angaben der Internationalen Diabetes-Föderation (IDF) in ihrem Diabetes-Atlas aus dem Jahr 2019: Nur einer von zwei bekommt es.
Die Weltbevölkerung muss noch mehr Anstrengungen unternehmen als bisher, um Insulin allen verfügbar zu machen. Am Geld sollte es nicht scheitern: Laut einer Studie aus dem Jahr 2018 kostet, bezogen auf die Produktionskosten als Biosimilar-Insulin, der Jahresbedarf pro Patient an Humaninsulin maximal 72 US-Dollar, der an Insulinanaloga maximal 133 US-Dollar. Das sollte doch lösbar sein!
von Jana Einser
Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (7) Seite 84
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