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Bei Diabetes gibt es tatsächlich viele unterschiedliche Typ-Formen. Doch am bekanntesten sind wahrscheinlich der Typ-1- und Typ-2-Diabetes. Doch was ist eigentlich der Unterschied?
Typ-1-Diabetes ist eine Autoimmun-Erkrankung, wo die Bauchspeicheldrüse kein eigenes Insulin mehr produzieren kann, weshalb es von Außen zugeführt werden muss, um überleben zu können. Sprich, eine Insulin-Therapie ist unerlässlich. Bei Typ-2-Diabetes hingegen ist die Insulinproduktion verlangsamt bzw. baut mit dem Alter nach und nach ab. Das bedeutet, dass die Körperzellen immer weniger gut auf das Insulin reagieren können. Diesen Umstand nennt man auch Insulin Resistenz. Und als Folge dessen, muss die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin produzieren, was auf Dauer die Zellen ziemlich überfordern kann. Je nachdem, wie viel eigenes Insulin die Bauchspeicheldrüse noch produzieren kann, reicht eine Behandlungstherapie mit Tabletten aus. Ansonsten wird auch hier auf Insulin zurückgegriffen.1
Schaut man sich die absoluten „hard facts“ an, so kann jeder sehen, dass das Krankheitsbild so ziemlich identisch ist. Nur der „Weg“ dorthin ist anders. Warum also wird bei demselben Krankheitsbild immer noch so stark gesellschaftlich unterschieden? Während Menschen mit Typ-1-Diabetes viel Mitleid und zugleich Bewunderung für Ihre „Situation“ – für die sie absolut nichts können! – erhalten, so ernten Menschen mit Typ-2-Diabetes stattdessen viel Spott und kämpfen gegen Stigmatisierung. Denn schließlich haben sie sich die Situation ja „selbst eingebrockt“, oder? Nun, diese Frage möchte ich in diesem Blogbeitrag nicht debattieren. Stattdessen möchte ich Bewusstsein dafür schaffen, wie viel wir doch miteinander gemeinsam haben.
Im Januar hatte ich die große Ehre beim t1day in Berlin mit dabei sein zu dürfen. Also ein Community-Treffen inkl. Vorträge für Menschen mit Typ-1-Diabetes. Und nein, ich habe zwischenzeitlich nicht das „Lager“ gewechselt… 😉 Die zwei Tage vor Ort waren super interessant – auch mit Typ-2-Diabetes! Ich habe nicht nur informative Vorträge über Sensoren, Pumpen und Looping-Systeme gehört, sondern hatte auch die Möglichkeit gehabt, viele tolle Persönlichkeiten aus der Community sowie von Unternehmensseite kennenzulernen.
Ich habe die Menschen vor Ort als sehr offen, warmherzig und interessiert wahrgenommen, was die einzelnen Gespräche umso schöner gestaltete. Doch es gab zwei Dinge, die mir persönlich immer wieder aufgefallen sind und ich irgendwie auch schade fand. Zum einen, die Reaktion auf meine Aussage, dass ich nicht Typ-1-Diabetikerin bin und zum anderen, die doch relativ großen Wissenslücken über Typ-2-Diabetes. Versteht mich nicht falsch – jeder im Raum wusste, was Typ-2-Diabetes ist. Doch es war in etwa vergleichbar, wie wenn ich mich mit einer Freundin darüber unterhalten würde. Die Basis war da, doch das Verständnis im Detail fehlte oftmals. Und da fragte ich mich, wie kann es sein, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes, die absolute Insulin-Profis – sowohl in der Technik, als auch in der Praxis – sind, leider so wenig über Typ-2-Diabetes wissen. Gerade auch unter dem Aspekt, dass Typ-2-Diabetes rund 95% aller Menschen mit Diabetes in Deutschland ausmacht.
Ich glaube, auch hier lässt sich die Antwort im Blickwinkel der Gesellschaft wiederfinden. Die Gesellschaft muss aufhören, aufgrund von Unwissenheit, Menschen mit Typ-2-Diabetes zu stigmatisieren und stattdessen mehr Aufklärung sowie Prävention zu betreiben. Mit dem wachsenden Know-How kommt das Verständnis. Und das wiederum führt zu mehr Akzeptanz. Letztendlich sitzen wir alle im selben Boot, egal, ob Typ-1- oder Typ-2. Und egal, ob es um Sport, Ernährung, Medikation, Urlaubsvorbereitungen oder eine Schwangerschaft geht, am Ende kämpfen wir alle gegen dieselbe Art von Stigmatisierung. Nur halt aus anderen Blickwinkeln. Doch was können wir dagegen aktiv tun?
Hast Du schon mal von der #SagEsLaut-Kampagne gehört? Mit der Bewegung von Deine Diabetes-Stimme der Deutschen Diabetes Hilfe richten Menschen mit Diabetes ihre Wünsche und Forderungen an die Politik und Gesellschaft. Was anfangs eine Bewegung für Typ-2-Diabetes war, bekommt nun 2023 einen neuen Fokus. Und zwar soll die Kampagne Menschen mit Typ-1 und Typ-2-Diabetes zusammenführen sowie die Gemeinschaft stärken und mehr Aufmerksamkeit für die Gemeinsamkeiten schaffen. Somit bekommt die Kampagne dieses Jahr den Zusatz #SagEsSolidarisch.
Die neue Kampagne ist bereits am 30. März online gegangen und fokussiert sich am 6. April zum Tag des Sportes auf das Thema „Diabetes und Sport“. Ich würde mich freuen, wenn Du Fiorella (Typ-1-Diabetes, @fiorella_t1d) und mich dabei unterstützt, gemeinsam mehr Aufmerksamkeit für dieses Thema zu schaffen und somit Stigmatisierung keine Chance mehr zu geben. Mehr Infos findest Du unter www.diabetes-stimme.de oder direkt auf Instagram (@deutschediabeteshilfe).
Quellen:
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