Gleich ist nicht gleich gleich

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Gleich ist nicht gleich gleich

Zwei Tage verlaufen exakt gleich, abends sind sogar die Glukosewerte identisch – und trotzdem kann der Körper am Ende ganz unterschiedlich darauf reagieren. Davon weiß Tine in ihrer Kolumne zu berichten.

Gute Nacht! Ab ins Bett mit mir, ist schon spät. Noch ein Blick aufs Handy und in meine Sensor-App, die mir sagt, ob mein Glukosewert genauso bereit fürs Bett ist wie ich. Der Wert ist am unteren Ende meines Zielbereiches, aber gleichbleibend und daher zum Schlafen für mich absolut in Ordnung. Ich weiß, dass meine Basalrate im Moment gut passt. Ich bin müde, strecke mich und lege mich unter meine Decke. Noch kurz die Nase in mein Buch stecken, und dann fallen mir auch schon die Augen zu.

Am nächsten Morgen wache ich mit fast dem gleichen Wert wieder auf, mein Glukoseverlauf über die Nacht war total unauffällig und veränderte sich kaum: keine Spitzen, kein Unterzucker, keine komischen Gefühle, super!

Gleicher Wert, anderes Körpergefühl

Wir spulen etwas weiter vor: Bettzeit am nächsten Abend. Ich bin ganz plötzlich irgendwie aufgedreht und sehr unruhig, als ich ins Bett gehen möchte. Irgendwas ist komisch und fühlt sich nicht richtig an. Ich liege unter meiner Decke und richte noch einen letzten Blick auf mein Handy, um meinen Glukosewert zu überprüfen: Routine.

Interessanterweise zeigt mir die App genau den gleichen Wert an wie am Abend zuvor – aber ich fühle mich diesmal komplett anders. Plötzlich macht es „Klick“ in meinem Kopf und ich realisiere, dass die Unruhe, die ich an diesem Abend spüre, wohl auf den Wert zurückzuführen ist. Wie am Abend zuvor ist er noch im Zielbereich, kratzt aber am unteren Ende, gleichbleibend. Ich stehe auf, gehe durch den kalten Flur in die Küche und schenke mir ein Glas Saft ein, das ich in wenigen Zügen austrinke. Dann wieder ab ins Bett.

Ist es nicht abgefahren, wie unterschiedlich mein Körper auf ein und denselben Wert reagieren kann? An einem Tag fühle ich mich total okay und wohl mit einem bestimmten Wert, am nächsten habe ich bereits leichte Unterzuckerungssymptome. Und genau das ist doch eines dieser komplexen Dinge, die das Leben mit Diabetes mit sich bringen kann.

Unsere Körper sind keine Maschinen

Zwei Tage können exakt gleich verlaufen: das gleiche Mittagessen, die gleiche Menge an Bewegung, derselbe Zeitraum im Zyklus, ein ähnliches Stresslevel, gleiche Menge an Insulin im Körper, gleich viele Stunden Schlaf, derselbe Tagesablauf, und sogar die gleichen Werte – und trotzdem kann der Körper am Ende komplett anders darauf reagieren. Das kann manchmal wirklich frustrierend sein.

Menschen ohne Diabetes können so etwas schwer nachvollziehen, merke ich, wenn ich eine solche Situation erkläre. Aber was soll’s? Mein Körper ist eben keine Maschine. Der Körper von Menschen ohne Diabetes übrigens auch nicht, sie müssen sich nur halt nicht so damit auseinandersetzen wie wir.

Eure Tine

Martina „Tine“ Trommer lebt seit Jahren in der Hauptstadt, bloggt seit ihrer Diabetes­diagnose 2013 unter www.icaneateverything.com sowie auf der Blood Sugar Lounge und schreibt regelmäßig an dieser Stelle über ihr Leben mit Diabetes in Berlin.

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2021; 70 (2) Seite 41

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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