„100 Jahre Insulin“ mit Bundes­gesundheitsminister Jens Spahn

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© diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe
„100 Jahre Insulin“ mit Bundes­gesundheitsminister Jens Spahn

Die Entdeckung des Insulins, das für 2,4 Millionen Menschen mit insulinbehandeltem Diabetes in Deutschland ein lebenswichtiges Medikament ist, jährt sich dieses Jahr zum 100. Mal. Die Organsiation diabetesDE feiert dies am 24. Juli im Rahmen eines hybriden Events, bestehend aus einer digitalen Patientenveranstaltung und einem analogen Festakt in Berlin.

In 2021 jährt sich zum hundertsten Mal ein zentrales Ereignis der Medizingeschichte: Am 27. Juli 1921 gelang dem Mediziner Frederick Banting und dem Biochemiker Charles Best erstmals die Isolierung von Insulin aus der Bauchspeicheldrüse von Hunden. Sie legten damit den Grundstein für die erste wirksame Behandlung des Diabetes mellitus.

Die gemeinnützige Gesundheitsorganisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe nimmt dies zum Anlass, dem lebenswichtigen Hormon am Samstag, den 24. Juli 2021, mit einer digitalen Patientenveranstaltung und einem analogen Festakt in Berlin zu huldigen. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (MdB) wird die Auftaktrede halten, moderiert wird das Event von der TV-Moderatorin Andrea Ballschuh.

Die Video-Einladung zu “100 Jahre Insulin”


2,4 Mio. Menschen mit Diabetes in Deutschland sind auf Insulin angewiesen

„Wir fühlen uns geehrt, dass sich Jens Spahn die Zeit nimmt, um an diesem Tag die Auftaktrede zu halten. Die Entdeckung des Insulins kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Insulin ist für alle Menschen mit Typ-1-Diabetes lebensrettend und bei Menschen mit Typ-2-Diabetes neben zusätzlichen medikamentösen Therapiemöglichkeiten ein wichtiger Therapiebaustein“, sagt Dr. med. Jens Kröger, der Vorstandsvorsitzende von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe.

„Derzeit werden ca. 2,4 Millionen der über 8 Millionen. Menschen mit Diabetes in Deutschland mit Insulin behandelt. Davon entfallen auf die Autoimmunkrankheit Typ-1-Diabetes 32.500 Kinder und Jugendliche und 340.000 Erwachsene.“ Anhand der Disease Analyzer Datenbank (IQVIA) mit über 1000 allgemeinmedizinischen und internistischen Praxen in Deutschland werden aktuell 26 Prozent der Typ-2-Diabetespatienten mit Insulin therapiert.

Auch bei Typ-2-Diabetes lässt im Laufe der Erkrankung die Insulinproduktion immer mehr nach. „Derzeit werden in Deutschland ca. 2 Millionen Menschen mit Typ-2-Diabetes mit Insulin behandelt“, erläutert Professor Wolfgang Rathmann, stellvertretender Direktor des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am Düsseldorfer Deutschen Diabetes Zentrum (DDZ), die aktuellen Zahlen.

24. Juli, 10 bis 18 Uhr: Festakt in Berlin und digitale Patientenveranstaltung

Das ursprünglich analog geplante Event findet nun hybrid am Samstag, den 24. Juli 2021, in Berlin und auf der digitalen Plattform www.100-Jahre-Insulin.de statt. Den Auftakt bildet ein Festakt von 10 bis 12 Uhr mit geladenen Gästen im Hilton Hotel am Berliner Gendarmenmarkt.

Darauf folgt dann von 12 bis 18 Uhr eine digitale Patientenveranstaltung mit wissenschaftlichen Vorträgen um die Geschichte des Insulins, den wissenschaftlichen Status Quo und den Forschungsausblick. Flankiert wird das Event von einem digitalen Wandelpfad zu 100 Jahre Insulin, der Aktion „100 Jahre, viele Geschichten“ und einer digitalen Sponsorenausstellung.

„100 Jahre Insulin“ wurde ermöglicht durch die freundliche Unterstützung von den Unternehmen Abbott, Berlin-Chemie, Dexcom, DocMorris, Insulet, Lilly, Novo Nordisk und Sanofi. Medienpartner der Veranstaltung ist der Kirchheim-Verlag.


Zur Historie „100 Jahre Insulin“


Obwohl die Symptome des Diabetes seit der Antike bekannt waren, stellte der Typ-1-Diabetes (der damals noch nicht so genannt wurde) noch vor hundert Jahren eine tödlich verlaufende Krankheit dar, denn es gab kaum Behandlungsmöglichkeiten. Durch stark kohlenhydratreduzierte Ernährung konnten die Erkrankten ein oder zwei Jahre überleben, bevor sie dann abgemagert ins diabetische Koma fielen und verstarben. Doch dank der bahnbrechenden Leistung der kanadischen Forscher gab es plötzlich Hoffnung.

Aufbauend auf ihren Erfolgen bei der Insulinisolierung injizierten Banting und Best am 30. Juli 1921 einem pankreatektomierten Hund als erstem Lebewesen Insulin und konnten damit eine Blutzuckersenkung von 40 Prozent erreichen. Sie entwickelten ihre Entdeckung weiter und testeten verschiedene Extraktionsmöglichkeiten und Aufbereitungsformen für das neu entdeckte Hormon.

Trotz einiger Rückschläge gelang ihnen einige Monate später ein weiterer entscheidender Durchbruch: Am 23. Januar 1922 injizierten sie dem 13-jährigen Leonard Thompson tierisches Insulin und konnten so seine gefährlich hohen Blutzuckerwerte senken. Schon nach wenigen Tagen erholte sich der vorher lebensbedrohlich erkrankte Junge, der noch 13 Jahre mit dem Insulin lebte, bevor er 1935 an einer Lungenentzündung verstarb. Weitere PatientInnen folgten kurz darauf, die ebenfalls erfolgreich behandelt werden konnten, und so stand erstmals eine wirksame Therapie des Typ-1-Diabetes zur Verfügung.

In den folgenden Jahren machte die Insulintherapie weiterhin große Fortschritte: Die Hilfsmittel für die Insulingabe entwickelten sich von der ersten speziell für die Insulininjektion entwickelten Spritze über „Autoinjektoren“ bis hin zu Pens und Insulinpumpen, die beide ab den 1980er Jahren für die allgemeine Verwendung zur Verfügung standen. Die Glukosemessung, zunächst nur beim Arzt möglich, wurde durch Urinzucker- und Blutzuckermessstreifen vereinfacht, auch wenn eine regelmäßige Blutzuckerselbstmessung zu Hause ebenfalls erst ab den 1980er Jahren Realität wurde.

Gleichzeitig veränderten sich auch die Insuline selbst: Zunächst wurde das Insulin aus gereinigten und aufbereiteten Schlachthausabfällen (vom Rind oder Schwein) hergestellt. Es gab zu diesem Zeitpunkt ausschließlich schnell wirksames Insulin. Über die Jahre wurden verschiedene Zusätze getestet, durch die dann auch langwirksame Basalinsuline möglich wurden. 1982 wurde dann das sogenannte Humaninsulin, das gentechnisch hergestellt wurde, erstmals eingeführt. Ab den 1990er Jahren kamen kurzwirksame Analoginsuline, ab 2000 auch langwirksame Analoginsuline hinzu. Durch Veränderung in der Abfolge einzelner Aminosäuren im Insulinmolekül werden bei diesen Insulinen die Wirkdauer und das Wirkprofil gegenüber dem natürlichen Insulin Normalinsulin gezielt verändert. Es gibt sowohl schnell wirkende Insulinanaloga als Bolus-Insulin als auch Analoga als Basis-Insulin.

In Deutschland sind die intensivierte Insulintherapie und die Insulinpumpentherapie bei Typ-1-Diabetes seit Jahrzehnten Standard. Neuere Entwicklungen gehen zum einen in Richtung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse, dem sogenannten Closed Loop, bei der ein Algorithmus auf Basis der Glukosewerte aus einer kontinuierlichen Glukosemessung (CGM) die Insulinabgabe der Pumpe steuert. Zum anderen wird an intelligenten Insulinen geforscht, die die Insulinabgabe aus dem Depot an der Injektionsstelle zuckerabhängig steuern. Diese sind aber noch Jahre von der Zulassung entfernt.

Quellen:


Quelle: diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe

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  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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