5 Beobachtungen zu Fiasp

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5 Beobachtungen zu Fiasp

Bei meinem letzten Termin beim Dia-Doc musste ich mir ein neues Rezept für Bolusinsulin ausstellen lassen, da ich nur noch wenige Ampullen Liprolog in meinem Vorrat hatte. Warum also nicht einmal das neue Turboinsulin Fiasp ausprobieren, von dem neuerdings so viele berichten? Beim DDG-Kongress im Mai in Hamburg hatte ich schließlich schon einiges über den Wirkeintritt und das Wirkprofil von Fiasp gelernt und auch hier darüber berichtet. Mein Diabetologe riet mir, meine Erwartungen nicht allzu hoch zu schrauben, weil Fiasp vermutlich auch nicht würde zaubern können. Doch er gab mir einen Fertigpen mit und schrieb fünf weitere Fertigpens auf mein Rezept. Wenn ich gut mit Fiasp klarkomme und dabei bleiben möchte, verschreibt er mir dann einen für dieses Insulin passenden Pen und die entsprechenden Ampullen.

Was sind also meine Beobachtungen nach knapp drei Wochen mit dem neuen Insulin Fiasp?

  1. Bevor ich das erste Mal die Kanüle ansetzte, hatte ich ein völlig irrationales mulmiges Gefühl. Als ob Fiasp meinen Glukosespiegel in Nullkommanix in den Keller reißen würde, obwohl ich doch schon einiges gelesen hatte und definitiv keine allzu hochgesteckten Erwartungen hegte. Doch was soll ich sagen? Auch Fiasp ist einfach Insulin – und nicht etwa eine Wasserstoffbombe. Also cool bleiben.
  2. Der Fertigpen FlexTouch von Novo Nordisk, mit dem ich mein Fiasp derzeit spritze, benimmt sich anders als mein guter alter HumaPen Luxura. Beim HumaPen Luxura kann man jede einzelne abgegebene Einheit mit einem Klickgeräusch hören, beim FlexTouch hingegen rattert die ganze Ladung sehr schnell in einem Rutsch durch die Kanüle, die Insulineinheiten sind kaum noch mit einzelnen Klicks zu hören. Immerhin in diesem Punkt schon mal Turbo!
  3. Dieses ultraschnelle Abdrücken erwies sich allerdings als ein bisschen problematisch, als ich einmal nur eine größere Luftblase aus der Ampulle drücken wollte. Natürlich hatte ich meinen Frühstücksbolus schon eingestellt und wollte nur ein paar Einheiten davon zum Entlüften der Ampulle abdrücken, um sie anschließend wieder einzustellen. Fehlanzeige: Mit einem einzigen Rattattattattat schossen alle eingestellten 10 Einheiten als Fontäne in die Luft.Merke: Wenn ich eine Ampulle im FlexTouch entlüften will, besser nur eine kleine Zahl von Einheiten einstellen – wenn man diese Schnellfeuerwaffe aka FlexPen einmal abdrückt, lässt sich die vollständige Entladung nicht verhindern.
  4. Die kleine Dusche in der Insulinfontäne von 10 Einheiten brachte mich zu meiner nächsten Beobachtung: Fiasp riecht anders als anderes Insulin. Also anders als Liprolog, Lantus oder Insuman Rapid, die Insuline, mit denen ich bislang zu tun hatte. Es riecht ein bisschen weniger nach Krankenhaus, aber natürlich noch nicht so gut, als dass ich mir einen Flakon „Eau de Fiasp“ in meinen Spiegelschrank im Badezimmer stellen würde.
  5. Das entscheidende am Insulin ist natürlich seine Wirkung, die ich vor allem an meinen Glukoseverläufen nach dem Essen festmache. Mit Liprolog brauchte ich vor dem Frühstück zuletzt 25 bis 30 Minuten (!) Spritz-Ess-Abstand (SEA) und verteilte meine Injektion sogar auf 2 Spritzstellen, um die Insulinwirkung ein wenig zu beschleunigen. Mit Fiasp konnte ich diesen SEA auf 15 Minuten halbieren. Außerdem flacht die Kurve nach dem Essen deutlich schneller wieder ab als bei meinem alten Insulin. Bei den anderen Mahlzeiten musste ich auch zuvor keinen langen SEA einhalten, aber für das Frühstück ist Fiasp tatsächlich ein Gewinn für mich. Dass man mit Fiasp auch nach dem Essen spritzen und trotzdem Glukosespitzen vermeiden kann, wie es auf der DDG-Jahrestagung im Mai in Hamburg zuweilen verbreitet wurde, kann ich zumindest für mich nicht bestätigen. Ein bisschen Vorlaufzeit braucht auch Fiasp – und selbst bei einem Frühstück, das auch ordentliche Proteinmengen enthält und damit nicht rasant schnell ins Blut schießt, bin ich bislang noch nicht unterzuckert, wenn ich z. B. bei einem Glukoseausgangswert von 120 mg/dl (6,7 mmol/l) einen Fiasp-SEA von 15 Minuten eingehalten habe.

So sah meine Glukosekurve aus:

So sah meine Glukosekurve beim Frühstück (mit Milch zubereitetes Mehrkorn-Porridge und Obst) aus, als ich mit Fiasp probehalber mal vollständig auf den SEA verzichtete.

So sah meine Glukosekurve beim Frühstück (mit Milch zubereitetes Quinoa-Porridge und Obst) aus, als ich mit Fiasp einen SEA von 10 Minuten einhielt.

So sah meine Glukosekurve beim Frühstück (Brot mit Schinken, Käse und Nutella) aus, als ich mit Fiasp einen SEA von 15 Minuten einhielt.

Etwas gewöhnungsbedürftig finde ich den Ultraschnellfeuerpen FlexTouch, weil er Insulin so superschnell abgibt. Außerdem kann ich mit diesem Fertigpen nur ganze Einheiten abgeben. Doch wenn ich meine Fertigpens aufgebraucht habe und mir Fiasp dauerhaft verschreiben lasse, dann werde ich wohl auf einen NovoPen Echo umsteigen, mit dem man ebenso wie mit dem HumaPen Luxura auch halbe Einheiten einstellen kann.

 

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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