Arzneimittel: den Überblick behalten

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Arzneimittel: den Überblick behalten

Gerade bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes müssen Patienten oft viele verschiedene Arzneimittel einnehmen. Wie wichtig ein Medikationsplan, eine Medikationsanalyse und eine gute Kommunikation zwischen allen Beteiligten dabei sind, erfahren Sie in diesem Schwerpunktthema.

„Jetzt weiß ich endlich, welches Medikament eigentlich wofür ist, ganz ehrlich, bei den vielen Pillen verliere ich immer wieder den Überblick…“

Der Patient war sichtlich zufrieden. Wir hatten uns gemeinsam in der Apotheke die Zeit genommen, seinen neuen Medikamentenplan anzusehen und zu besprechen. Da ist schon einiges neu und erklärungsbedürftig.

Medikation: ein einheitlicher Plan für alle

Der bundeseinheitliche Medikationsplan ist seit dem 1. Oktober 2016 eingeführt und soll seit dem 1. April 2017 in den Arztpraxen auf Wunsch des Patienten auszudrucken sein. Im ersten Artikel Der bundeseinheitliche Medikationsplan: Ein Plan für alle macht die Autorin Dr. Lea Botermann deutlich, warum es so wichtig ist, dass sich möglichst viele Patienten einen aktuellen Plan erstellen lassen und mit sich führen.

Die Menschen, die an chronischen Erkrankungen wie Diabetes leiden, müssen häufig viele Medikamente einnehmen und mit komplizierten Therapievorgaben zurechtkommen. Mit einem Plan, der die richtigen Erklärungen und Hilfen bietet, fällt dies viel leichter.

Dr. Lea Botermann hat sich in ihrer wissenschaftlichen Arbeit intensiv damit beschäftigt, wie sehr ein Medikationsplan zur Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit beiträgt – aber auch, wie wichtig er für die Verständlichkeit und damit Umsetzung der Therapie ist bei Patienten, die viele Medikamente einnehmen müssen.

Gute Kommunikation und Medikationsanalyse

Wir kennen alle das Kinderspiel Stille Post, bei dem versucht wird, über viele Stationen eine Information richtig weiterzugeben. Wir haben auch häufig herzlich gelacht, was da am Ende rauskam. So kommt es mir manchmal vor, wenn ich in der Apotheke beobachte, was an Informationen zwischen Ärzten, Patienten und auch Apotheke passiert. Und dies ist nicht zum Lachen, denn hier entscheidet sich, ob die Therapie in die richtige und sichere Richtung gelenkt wird oder nicht.

Wenn der Medikationsplan gemeinsam besprochen wird, fallen Fehler auf, es werden Entscheidungen in Kenntnis und Übereinstimmung gefällt. Sie sind als Patient ganz anders verantwortlich eingebunden.

Wie dies in der Praxis funktioniert, zeigt der Artikel Die wichtige Analyse der Medikamente. Der Medikationsplan ist nur der Anfang, wichtiger ist die Medikationsanalyse, am besten abgestimmt von Arzt und Apotheker. Ein Beispiel zeigt, wie Medikamente gar nicht oder falsch in der Therapie eingesetzt werden. Eine gute Kommunikation und ein überprüfter Medikationsplan machen den entscheidenden Unterschied.

Autorin Dr. Katja Renner ist neben ihrer praktischen Tätigkeit in einer Apotheke auch verantwortlich für das Projekt ATHINA (Arzneimitteltherapiesicherheit in Apotheken). In mehreren Bundesländern werden hier Apotheker besonders qualifiziert und können dann in ihren Apotheken Dienstleistungen anbieten, um die Arzneimitteltherapiesicherheit zu verbessern – für Patienten, Altenheime und Ärzte.

Verschreibungskaskaden: Wann wird es zu viel?

Etwas entsetzt schaut meine Patientin auf ihren Medikationsplan:

“Wissen Sie noch, da haben wir mal mit 4 Medikamenten angefangen, jetzt sind wir bei 12, ist das denn alles wirklich nötig?”

Wissenschaftlich sprechen wir von Verschreibungskaskaden: Die Therapie mit den Arzneimitteln macht immer neue, zusätzliche Medikamente notwendig aufgrund von Nebenwirkungen, auftretenden Symptomen oder ungenügender Wirksamkeit. Kann man so eine Eskalation vermeiden und wie kann man sie zurückführen? Dr. Hanna Seidling und ihr Team haben viele Medikationspläne und Medikationsanalysen ausgewertet – gerade auch aus ATHINA-Apotheken.

Die Antworten sind vielschichtig und nur individuell wirklich zufriedenstellend – darum geht es im dritten Artikel Medikamente: Muss ich die für immer nehmen?. Das Thema muss angegangen werden – und daraus ergibt sich die Notwendigkeit von Arzt und Apotheker, die Therapie, auch die mit freiverkäuflichen Arzneimitteln, regelmäßig zu überprüfen und anzupassen.

Vernetzung und Austausch vorantreiben

“… Kommunikation ist ein zentraler Dreh- und Angelpunkt. Der Verlauf einer Krankheit und die sichere Therapie hängen stark davon ab, wie sich alle am Behandlungsgeschehen Beteiligten miteinander verständigen. Deshalb ist es mir wichtig, den Gedanken der Vernetzung und des Austausch innerhalb unseres Gesundheitswesens grundsätzlich voranzutreiben. Gelingen kann uns das, indem wir Barrieren zwischen Versorgungsbereichen und Behandlern abbauen. Unsere gesundheitspolitischen Initiativen sollen dazu beitragen, aus einzelnen medizinischen Spitzenleistungen gut aufeinander abgestimmte Mannschaftsleitungen zu formen.”

Das sagt Hermann Gröhe, Bundesgesundheitsminister, im Grußwort zur diesjährigen Jahrestagung Aktionsbündnis Patientensicherheit. Fazit: Der bundeseinheitliche Medikationsplan ist hier ein wichtiger Baustein, der schnell in der Praxis Fuß fassen sollte, damit nicht nur die Patienten den Überblick behalten.


von Apotheker Manfred Krüger
Linner-Apotheke, Rheinbabenstraße 170, 47809 Krefeld-Linn,
E-Mail: m.krueger@linner-apotheke.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (7) Seite 16-18

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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