- Aus der Community
Bühne frei für die Vergesslichkeit
5 Minuten
„Bist du jetzt eigentlich völlig dement und bescheuert? Ist es denn SO SCHWER, sich etwas SO Einfaches zu merken?“ Mich überkommt leichtes Schütteln. Es läuft mir buchstäblich ein kalter Schauer hinunter und mein Blut verlässt mein Gesicht so rasend schnell, als würde es um sein Leben rennen. Tja, da sitze ich nun. An einem fremden Ort abends um 19 Uhr, in dem Zimmer einer Freundin weit weg von zu Hause. Ich starre auf die Insulinanzeige meiner Pumpe in der einen und auf den neuen Katheter in der anderen Hand.

So oft habe ich schon gebangt und gebetet. Dass meine Katheter und mein Insulin JA NOCH ausreichen, bis ich wieder nach Hause komme. Wie oft habe ich schon um die letzten Teststreifen gemutmaßt, mich gezwungen, nur dreimal am Tag zu messen, da sonst die letzten Tage kein Streifen mehr zum Messen übrig gewesen wäre. Wie oft habe ich schon einen Katheter beim Neuanlegen kaputt gemacht oder einen Sensor abgerissen. Jedes Mal dieser kurze kalte Schauer. Jedes Mal einen kleinen Aussetzer meines Herzens und das leichte zittrige Frösteln am ganzen Körper.
Ich denke mir dabei: „Das war das letzte Mal.“ Irgendwann ist man durch jeden Fauxpas einmal hindurch und so stark geworden, dass einem das Frösteln gar nicht mehr auffällt.
„Alles okay bei dir?“
Nein, heute Abend bin ich es nicht. Wie auch. Ich sitze hier, habe an alles gedacht, habe alles doppelt und dreifach eingepackt und – tja, und dennoch eine Sache vergessen; ich habe den falschen Katheter eingepackt. Den MIT SETZHILFE. Verdammt!
Eigentlich wollte ich mit meiner Freundin kochen. In 10 min kommen die ersten Freunde und es soll ein entspannter lustiger Abend werden. Und mein Zucker, der darf dabei sein – aber hey – dabei und nicht der Alleinunterhalter auf der Improbühne.
„Alles okay bei dir?“ – Mhmm, sag ich jetzt ja oder nein? Ich will gar nichts sagen, denn NEIN, es ist eine KATASTROPHE – ich bin eine Katastrophe und ich ärgere mich unheimlich, dass ich wegen eines – eines einzigen Teils schon wieder völlig aus dem Rahmen falle. Nicht einfach das Mädchen, die Freundin von weit weg sein kann, die gerne mit all den anderen zusammen kocht. Nein, bevor ich überhaupt hallo sagen kann und mich vorstellen – bin ich schon wieder das Mädchen mit dem Diabetes, die ihre Sachen vergessen hat und nun da sitzt und nicht weiterweiß.
Das Mädchen mit dem Diabetes
Meine Gedanken kreisen. Lösung. Ich brauche eine Lösung. Als Erstes denke ich an meine Mama. Ich wähle die Nummer und lege wieder auf, denn NEIN, meine Mama kann mir JETZT gerade nicht helfen. Die Ärzte haben schon zu und die Klinik… Ich will den Abend jetzt nicht sprengen. Ich will nicht alles durcheinanderbringen und ein Riesentheater darum machen. Ja, ich habe Diabetes, aber das ist nicht die Welt.

Ich google und schreibe mir Adressen raus. Schreibe auf Facebook. Wofür kennt man denn die Welt?! HA – wenn ich einfach nur das Reservoir wechsle? Für den Anfang? Ich denke nach. Gar keine schlechte Idee. Nur für heute. Wenn ich etwas tue, was mir von Ärzten „eigentlich“ verboten wird, habe ich einen so hohen Adrenalinspiegel, dass ich kaum richtig bei Sinnen bin. Vielleicht so wie bei „Wer wird Millionär“ bei der 1-Millionen-Frage und keinem übrigen Joker. Mein erster Gedanke: „Kann ich davon sterben? Was passiert dann?“ – Wenn das mein Arzt erfährt…
Ich denke nicht weiter darüber nach und mache einfach. Ein neues Reservoir an den alten Schlauch (bitte weghören für die Empfindlichen – das war eine Notlösung, kein Dauerzustand). Die Pumpe piepst und der Insulinstand springt von 13 E auf 180… und mein Puls. Der sinkt langsam und kontinuierlich.
Ja, ich bin das Mädchen mit Diabetes. Und inzwischen sind die ersten Freunde schon da. Ich höre sie gedämpft draußen nach mir fragen. „Sie hat ein kleines Problem mit ihrem Diabetes.“ Ich atme tief ein. Ja, ich habe ein kleines Problem. Meine jugendliche Demenz und Vergesslichkeit in manchen Situationen, die mich oft an den Rand meiner Existenz bringen. Wofür gibt es Achterbahnen und Bungee-Jumping, wenn man doch einfach nur eine Packung Teststreifen, das Messgerät, seinen Pen oder die Setzhilfe vergessen muss. Zu wenig Zucker in der Tasche hat oder vergessen hat, ob man sich nun schon gespritzt hat oder nicht. (Ja, auch das kann passieren, wenn man alles gleichzeitig und am besten noch während des Redens und unter dem Tisch in einem vollen Restaurant macht.)
Manchmal darf und muss man auch improvisieren. Und vor allem um Rat fragen.

Ja, Vergesslichkeit ist grauenvoll und diabetestechnisch völlig inakzeptabel, ABER wir sind auch nur Menschen und wer hat gesagt, dass man alles immer genau so machen muss wie vorgeschrieben?! Manchmal darf und muss man auch improvisieren. Und vor allem um Rat fragen. Ob auf Facebook in einer Diabetes-Gruppe, Im Internet auf Online-Plattformen wie der Blood Sugar Lounge, bei kommunalen Diabetes-Stammtischen (z.B. Diabetes Typ 1 München und Umgebung) oder einfach in der Klinik oder bei Ärzten vor Ort. Denn überall auf der Welt sind Menschen mit Krankheiten und überall gibt es Menschen, die einem gerne helfen. Nicht gleich aufgeben, die Sachen packen und heimfahren und vor allem – vor allem nicht den Abend kaputt machen lassen und aufgeben. Der Diabetes ist eine Rampensau, aber was er kann, das kann ich auch!

…’tschuldigung Diabetes. That’s Life!
Ich lebe noch. Auch wenn mein Katheter drei Tage länger in meiner Haut steckte als von ärztlicher Seite vorgegeben. Nun bin ich wieder um eine Erfahrung und einen kalten Schauer reicher. Und der Abend. Der Abend war wundervoll. Denn ja, ich bin das Mädchen mit Diabetes, aber noch viel, viel mehr. Und da draußen gibt es so viele tolle Menschen, die auch alle so viele Seiten und Geschichten in sich haben. Da hat mein Diabetes keinen Platz gehabt für eine Sondervorführung alleine auf der Improbühne des Lebens. Tja – damit muss er klarkommen. Nicht immer leicht für Aufmerksamkeitsverliebte … ’tschuldigung Diabetes. That’s Life!
Ein hoch auf uns Organisations- und Improvisationstalente! Lasst es euch gut gehen! 🙂
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carogo postete ein Update vor 1 Tag, 12 Stunden
Hallo zusammen! Ich habe mich mit einer Freundin über die Rezepte in der Zeitschrift unterhalten und wir haben uns gefragt, was es eigentlich konkret mit den Nähwertangaben und der Unterscheidung zwischen Kohlenhydraten und anrechnungspflichtign KH auf sich hat?
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cesta postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa
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kw antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)
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cesta antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!
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cesta antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
@moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 3 Wochen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 3 Wochen
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 3 Wochen
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 2 Wochen, 6 Tagen
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike -
sveastine antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻♀️
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
@mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.
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Das wüsste ich auch gerne.
Liebe Carogo,
anrechnungspflichtige KH sind Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Es gibt auch KH, die nicht direkt blutzuckersteigernd wirken und damit für die Insulintherapie nicht oder nicht voll angerechnet werden müssen, wie bspw. Ballaststoffe oder KH, die nur sehr langsam den Blutzucker beeinflussen.
VLG
Gregor aus der Diabetes-Anker Redaktion
@gregor-hess: danke für die Antwort! Könntest du hierfür mal Beispiele nennen?