Darum tritt Krebs bei Diabetes häufiger auf

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Darum tritt Krebs bei Diabetes häufiger auf

Menschen mit Diabetes haben ein erhöhtes Risiko, im Laufe ihres Lebens auch an Krebs zu erkranken. Wie bereits seit einiger Zeit bekannt ist, können Übergewicht, hohe Insulinspiegel und Entzündungsprozesse im Körper das Entstehen von Tumorzellen begünstigen und deren Wachstum beschleunigen. Diese Risikofaktoren kommen häufig bei Typ-2-Diabetes vor. Im vergangenen Jahr sorgte nun die Nachricht für Aufsehen, dass Menschen mit Typ-1-Diabetes ebenfalls betroffen sein könnten.

Im Rahmen der renommierten Studie Diabetes Control and Complications Trial (DCCT) untersuchen Forscher aus China die Teilnehmer mit Typ-1-Diabetes seit Ende der 1980er-Jahre regelmäßig. Seitdem erkrankten 93 von 1303 Teilnehmern an Krebs (circa 7 Prozent). Dies ist zwar kein außergewöhnlich hoher Anteil, allerdings stellten die Forscher fest, dass die Wahrscheinlichkeit zu erkranken mit der verabreichten Insulinmenge steigt. Die Frage, ob hohe Insulindosen ursächlich sind, lässt sich gleichwohl nicht so einfach beantworten, denn in der Regel treten auch bei Betroffenen mit Typ-1-Diabetes meistens mehrere Risikofaktoren gleichzeitig auf. Hohe Cholesterinspiegel und wenig Bewegung könnten demnach ebenfalls eine Rolle spielen, berichten die Autoren.

Risikofaktoren hängen oft zusammen

Zwar sind Menschen mit Typ-1-Diabetes oft schlank – vor allem, wenn sie in jungen Jahren an der chronischen Stoffwechselstörung erkranken. Im Laufe der Zeit kommen aber mitunter auch bei ihnen weitere Risikofaktoren für Krebs hinzu. Insulinresistenz, Adipositas und eine nicht alkoholische Fettleber zum Beispiel erhöhen die Wahrscheinlichkeit, schwer zu erkranken. Diese Faktoren sind zwar meist nicht ursächlich für das Entstehen eines Tumors. Sie beschleunigen jedoch das Wachstum der entarteten Zellen, erläutert Prof. Dr. Stephan Herzig, Direktor des Instituts für Diabetes und Krebs am Helmholtz Munich.

Bei Menschen mit Typ-2-Diabetes ist Krebs nach Angaben der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) inzwischen die häufigste Todesursache. Sie haben ein erhöhtes Risiko für Tumore der Leber, der Bauchspeicheldrüse, des Darms und in der weiblichen Brust. Der Krebs tritt im Durchschnitt früher auf als bei stoffwechselgesunden Menschen und verläuft aufgrund der Vorerkrankungen häufiger tödlich. Da die Risikofaktoren für die genannten Krebsarten meist gemeinsam auftreten, ist es laut Herzig allerdings schwierig, sie zu gewichten. Es sei eine Aufgabe für die Forschung, herauszufinden, welche Faktoren welchen Tumor begünstigen.

Übergewicht ist besonders schädlich

Während zum Beispiel bei Leberkrebs der Zusammenhang mit einer nicht alkoholischen Fettleber naheliegend ist, sind derartige Rückschlüsse bei anderen Tumoren schwieriger. Menschen mit Typ-1-Diabetes scheinen laut Herzig ein erhöhtes Risiko für Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs sowie ebenfalls für Leberkrebs zu haben. Andere Krebsarten treten bei ihnen hingegen seltener auf als bei stoffwechselgesunden Menschen. Die Gründe sind noch unklar.

Trotz eines offenbar erhöhten Krebsrisikos durch hohe Insulinmengen rät der Münchener Forscher dringend davon ab, die Insulindosen zu reduzieren und höhere Glukosewerte in Kauf zu nehmen. Das Risiko, durch eine schlechte Stoffwechseleinstellung Folgeschäden davonzutragen, sei in jedem Fall wesentlich höher als der Nutzen geringerer Dosen, erklärt Herzig. Längerfristig erhöhte Blutzuckerwerte führen zudem nicht selten zu Langzeit-Komplikationen wie insbesondere Nieren-, Augen- oder Nervenschädigungen, die im schlimmsten Fall eine Amputation von Gliedmaßen nach sich ziehen können.

“Schon vor Jahren wurde auf Symposien intensiv und kontrovers die Frage diskutiert, ob eine langjährige Insulintherapie das Krebsrisiko erhöht”, erinnert sich Prof. Dr. Stephan Herzig. “Die Datenlage lässt momentan aber nicht erkennen, dass ein erhöhtes Krebsrisiko ausschließlich durch therapeutische Insulinnutzung entsteht”, beruhigt der Experte. “Typ-1-Diabetiker haben ohnehin allenfalls ein leicht erhöhtes Krebsrisiko”, fasst Herzig den Stand der Forschung zusammen. Übergewicht hingegen bringe gleich mehrere Risikofaktoren für ein früheres und beschleunigtes Tumorwachstum ins Spiel.

März ist Darmkrebs-Monat

Im Jahr 2002 haben die Felix Burda Stiftung, die Deutsche Krebshilfe und die Stiftung LebensBlicke den Darmkrebs-Monat März ins Leben gerufen, um die Bevölkerung für das Thema Vorsorge zu sensibilisieren. Darmkrebs zählt mit rund 60.000 Neuerkrankungen pro Jahr zu den häufigsten Tumor-Arten in Deutschland.

Vor allem Menschen mit Typ-2-Diabetes haben ein erhöhtes Risiko: Wie britische Wissenschaftler unlängst berichteten, erkranken sie nicht nur häufiger daran. Auch die Wahrscheinlichkeit, an den Folgen der Erkrankung zu versterben, waren laut Studie um das 2,4-Fache erhöht. Als Hauptursachen gelten Übergewicht und ungesunde Ernährungsgewohnheiten.

Die Früherkennung ist bei dieser Krebsform besonders wichtig, um die Chance auf Heilung zu verbessern. Gesetzlich Krankenversicherte haben deshalb einen Anspruch auf ein Darmkrebs-Screening (Männer ab 50 und Frauen ab 55 Jahre).


von Redaktion Diabetes-Anker

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (3) Seite 38-39

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  • gingergirl postete ein Update vor 5 Tagen, 11 Stunden

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

  • hexle postete ein Update vor 6 Tagen, 15 Stunden

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 1 Woche, 3 Tagen

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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