Das kranke Herz – häufig ein unbekanntes Wesen

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© Jenny Sturm - stock.adobe.com
Das kranke Herz – häufig ein unbekanntes Wesen

Kennen Sie die Risiko-Faktoren für einen Herz-Infarkt? Wissen Sie, dass unter anderem eine familiäre Veranlagung, erhöhte Blutfett-Werte, ein Diabetes mellitus, ein Bluthochdruck, Rauchen, Übergewicht, Bewegungs-Mangel und Stress dazugehören? Viele Menschen, die bereits einen Herz-Infarkt erlebt haben, kennen weder die Risiko-Faktoren noch wichtige Zielwerte. Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie möchte das ändern: mit einem speziellen Check ab 50 und mit mehr Aufklärung.

Ein Herz-Kreislauf-Check ab 50? Darin sieht die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) eine Chance, Herz-Erkrankungen frühzeitig zu erkennen und so effektiver behandeln zu können. Da es eine solche Vorsorge-Untersuchung für Herz-Kreislauf-Erkrankungen bisher in Deutschland nicht gibt, plädiert die DGK eindringlich dafür, wie sie in einer Presse-Information mitteilt.

Blutdruck, Cholesterin, EKG und mehr

Zu einem Herz-Kreislauf-Check für alle Menschen ab 50 Jahren würden das Bestimmen des Blutdrucks und der Cholesterin-Werte, das Schreiben eines EKGs zum Erfassen der Herz-Aktivität sowie eine Blut-Abnahme gehören, um einen Herzmuskel-Schaden oder eine Herz-Schwäche ausschließen zu können. Diese Maßnahmen sind laut DGK einfach und kostengünstig – und könnten so Leben retten. Solche Vorsorge-Untersuchungen können Ärzten dabei helfen, Patienten vor schweren Folgen ihrer Erkrankungen zu schützen, weil sie früh behandelt werden. Gleichzeitig verbessern sie auch die Chance auf Heilung, wie Prof. Dr. Stephan Baldus, Präsident der DGK, erklärt. „Wir freuen uns, dass die Bundesregierung im Rahmen ihres Koalitions-Vertrages festgehalten hat, dass Präventions-Programme gestärkt werden sollen, und sprechen uns in diesem Zusammenhang für die Etablierung eines regelhaften Herz-Kreislauf-Checks ab 50 aus.“

Herz-Schwäche früh erkennen

Die DGK möchte die Effektivität eines solchen Vorhabens zeigen. Deshalb arbeitet sie bereits an einem Pilot-Projekt, das einen wichtigen Beitrag leisten kann, um ein Vorsorgeprogramm 50+ einzuführen. Im Blut wird dabei ein spezieller Wert bestimmt: der NT-proBNP-Wert. Dieser Wert zeigt relativ sicher an, ob bei einem Patienten eine bis zu diesem Zeitpunkt unerkannte Herz-Schwäche vorliegt. Wird die Schwäche des Herz-Muskels früh erkannt, lässt sich die Krankheit gut behandeln – was die Lebens-Qualität und die Lebens-Erwartung deutlich erhöht. In späteren Stadien ist eine Herz-Schwäche deutlich schwieriger zu behandeln.

Herz-Infarkt: Patienten müssen mehr wissen

Ursache einer Herz-Schwäche ist häufig ein Herz-Infarkt. Dessen Akut- und Langzeit-Therapie stand im Fokus einer Auswertung von Daten aus einem Register des DGK-Zentrums für kardiologische Versorgungsforschung (DGK-ZfkV). Diese Daten zeigen nach Angaben der DGK deutlich, wie wichtig es ist, dass Patienten in Bezug auf Risiko-­Faktoren besser aufgeklärt werden müssen.

Im Projekt mit dem Namen GULLIVE-R wurde untersucht, wie Menschen behandelt werden, die vor mehr als einem Jahr einen Herz-­Infarkt erlitten hatten. Deren Risiko, erneut einen Herz-Infarkt oder ein anderes schwerwiegendes Herz-Kreislauf-Ereignis zu erleben, ist stark erhöht. Direkt nach dem Infarkt wurden 80 Prozent der Patienten und Patientinnen wie in den entsprechenden Leitlinien empfohlen behandelt. Außerdem setzten sie Maßnahmen um, um ihren Lebensstil zu verändern. Ein Jahr später aber erhielten nur noch 50 Prozent die in den Leitlinien empfohlenen Medikamente. Warum ist das so?

Risiko zu niedrig eingeschätzt

Ein Vergleich zwischen der Einschätzung des bestehenden Risikos durch die Patienten und die Ärzte mit der objektiven Risiko-­Bewertung durch einen Score ergab, dass beide Gruppen ein zu niedriges Risiko vermuteten. In dem ­Score wurden neun einfach zu messende Parameter berücksichtigt.

Knapp 37 Prozent der Betroffenen und 32 Prozent der Behandelnden schätzten das Risiko für ein weiteres Ereignis niedrig ein. Der Score aber ergab, dass nur 7,1 Prozent tatsächlich ein niedriges Risiko hatten. Für ein hohes Risiko ergab sich genau das gegenteilige Bild: 7,1 Prozent der Betroffenen schätzten es so ein und 11,4 Prozent der Behandelnden. Laut Score waren es aber 34 Prozent mit einem hohen Risiko.

Gut informiert? Viele Patienten sind es nicht!

Nicht nur beim Risiko war die Einschätzung der Betroffenen nicht korrekt – auch beim Wissen über die koronare Herz-Krankheit (KHK), die einem Herz-Infarkt zugrunde liegt, gab es Fehl­einschätzungen. So fühlten sich 87,7 Prozent ausreichend informiert. Ging es aber um die Frage nach dem Zielwert für das LDL-Cholesterin, kannten nur 15,7 Prozent den richtigen; LDL-Cholesterin ist einer der Risiko-­Faktoren. Nur 38,5 Prozent wussten, wie hoch der Blutdruck – ebenfalls ein Risiko-Faktor – sein sollte. „Es zeigt sich, dass unbedingt zielgerichtete und breit angelegte Kampagnen zur Aufklärung der von koronarer Herz-Krankheit betroffenen Menschen dringend notwendig sind“, sagt Prof. Dr. Uwe Zeymer, wissenschaftlicher Leiter des Registers. „Gleichzeitig müssen wir die Informationen und Ausbildungs-Angebote für Ärztinnen und Ärzte verbessern, die diese Menschen versorgen.“


Quelle: Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK) | Dr. Katrin Kraatz

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2022; 71 (6) Seite 10-12

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  • gingergirl postete ein Update vor 6 Tagen, 5 Stunden

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 1 Woche, 3 Tagen

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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