Erfolgreiche Schwangerschaft mit Diabetes: Gute Werte schon vorher!

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Erfolgreiche Schwangerschaft mit Diabetes: Gute Werte schon vorher! | Foto: CandyBox Images – stock.adobe.com
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Erfolgreiche Schwangerschaft mit Diabetes: Gute Werte schon vorher!

Sie haben sich mit ihrem Partner überlegt, ein Kind zu bekommen. Welche Rolle spielt dabei Ihr Diabetes? Wie bereitet man sich vor? Wie sollten meine Werte aussehen? Sich solche Fragen zu stellen, ist der erste Schritt zu einer erfolgreichen Schwangerschaft. Antworten darauf gibt der Experte Dr. Norbert Demandt aus Kiel.

Wer sich solche Fragen stellt, gehört zu den 40 bis 50 Prozent Frauen mit Diabetes, die bereits vor der Schwangerschaft Rat suchen. Dies bringt wesentliche Vorteile, denn: Eine optimierte gynäkologisch-diabetologische Vorbereitung steigert die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft. Betrachtet werden muss die gesamte gesundheitliche Situation – neben den gynäkologischen Aspekten oder dem Impfschutz spielen hier der Diabetes sowie etwaige Folgeerkrankungen und Begleiterkrankungen eine wesentliche Rolle.

Bezüglich des Diabetes sind zwei Themengebiete wichtig: 1. Wie beeinflusst der Diabetes die Schwangerschaft und die Entwicklung und Gesundheit des Kindes? 2. Welchen Einfluss hat die Schwangerschaft auf den bestehenden Diabetes?

Diabetes vererben?

Betrachten wir zunächst den Einfluss auf das werdende Leben: Das Risiko, einen Typ-1-Diabetes zu vererben, ist gesteigert; hat der Vater einen Typ-1-Diabetes, fällt das mit ca. 10 Prozent erheblich stärker ins Gewicht als ein Typ-1-Diabetes der Mutter. Bei einem Typ-2-Diabetes beträgt für die Kinder das Risiko, auch an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken, ca. 50 Prozent. Bezüglich der kindlichen Risiken kann durch eine vorbestehende gute Stoffwechselsituation das Risiko für Fehlgeburten und Missbildungen erheblich gesenkt werden.

Gute Werte von Beginn an!

In der Frühschwangerschaft und somit in der Zeit, in der sich die Organe des Kindes entwickeln, ist die Schwangerschaft zum Teil noch gar nicht erkannt, eine Optimierung des HbA1c erst nach positivem Schwangerschaftstest kommt hier zu spät. Über 20 Prozent Fehlbildungen sind laut mehreren Studien zu befürchten, wenn das Ausgangs-HbA1c über 8,5 Prozent liegt. Diese betreffen alle Organsysteme. Genetische Defekte wie die Trisomie 21 (Down-Syndrom) treten dagegen nicht häufiger auf.

Diese Situation erklärt, wieso Diabetologen bereits vor der Schwangerschaft eine normnahe Stoffwechselsituation mit HbA1c-Werten unter 6,5 Prozent, auf jeden Fall aber unter 7 Prozent anstreben. Zur Therapieoptimierung und Vermeidung von Blutzuckerspitzen ist in vielen Fällen ein geregelterer Tagesablauf notwendig als vorher üblich. Regelmäßige Blutzuckerselbstkontrollen und das Führen eines Protokolls sollten selbstverständlich sein.

Erneute Schulung

Eventuell ist eine erneute Schulung nötig; besteht eine Unterzuckerungswahrnehmungsstörung, sollte hier, aufgrund des erhöhten Hypoglykämie-Risikos im 1. Schwangerschaftsdrittel auch an Schulungen gedacht werden wie BGAT (Blutglukose-Wahrnehmungstraining, www.bgat.de) oder HyPOS (www.hypos.de).

Analoginsuline überdenken

Ein Wechsel langwirkender Analoginsuline muss besprochen werden, denn hierzu liegen noch keine ausreichenden Daten zum Einsatz in der Schwangerschaft vor. Bei Frauen mit Typ-2-Diabetes unter Tablettentherapie sind diese sofort mit Feststellung der Schwangerschaft abzusetzen.

Besteht arterieller Bluthochdruck, muss auch hier die Medikation besprochen werden: Zum Beispiel sind ACE-Hemmer wie Ramipril in der Schwangerschaft nicht geeignet, so dass ein Wechsel optimalerweise bereits vor Eintritt einer Schwangerschaft erfolgen sollte (z. B. auf Alpha-Methyldopa).

Folsäure einnehmen

Bereits bei Schwangerschaftswunsch sollten Sie Folsäure nehmen (0,4 mg/Tag); das Vitamin spielt eine Rolle für den Verschluss des Neuralrohres, aus dem sich Gehirn und Rückenmark entwickeln. Gleiches gilt für Jodid (200 μg/d), wenn keine eigene Schilddrüsenerkrankung dagegen spricht; Jodid hilft bei der Entwicklung der kindlichen Schilddrüse.

Der heutige Trend, den Kinderwunsch erst in späteren Jahren zu erfüllen, hält an. Somit muss, speziell bei Frauen mit Typ-2-Diabetes, auch an mögliche Durchblutungsstörungen vor allem des Herzens gedacht werden; hier sind Fachärzte vor der Schwangerschaft zu Rate zu ziehen. Vor allem bei Frauen mit Typ-1-Diabetes sollte die Schilddrüsenfunktion kontrolliert werden.

Patientenleitlinie informiert umfassend!

Eine gute Orientierung über den Ablauf der Betreuung gibt Ihnen die Patientenleitlinie „Diabetes und Schwangerschaft“, die über die Internetseite der Deutschen Diabetes Gesellschaft abrufbar ist.

Der Diabetes der Mutter?

Wie wirkt die Schwangerschaft auf Ihren Diabetes? Hier besteht insbesondere ein Einfluss auf die Folgeerkrankungen. Bei einer diabetischen Nierenschädigung kann es zu einer Zunahme der Eiweißausscheidung kommen. Diese ist jedoch oft nur vorübergehender Natur. Neben dem Risiko für ein Fortschreiten der Nephropathie erhöht sich auch die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaftsvergiftung (Präeklampsie und Gestose). Auch sind durch die Nephropathie kindliche Risiken (u. a. vermehrte Neigung zu Frühgeburten, Wachstumsverzögerungen) erhöht.

Augenhintergrundsveränderungen können sich im Rahmen einer Schwangerschaft zum Teil schnell verschlechtern. Dies ist der Grund, warum bereits bei Schwangerschaftswunsch ein aktueller Befund vorliegen oder erhoben werden sollte. Mehr Informationen gibt es in der Patientenleitlinie “Diabetes und Schwangerschaft” (s. Kasten oben).


von Dr. Norbert Demandt

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (11) Seite 26-27

 

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  • gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

  • tako111 postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

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