- Behandlung
Gute Diabetes-Therapie ein Leben lang!
4 Minuten
Die moderne Diabetes-Therapie erlaubt es Diabetikern, genauso lange und mit so viel Freude durchs Leben zu gehen wie sie es ohne den Diabetes getan hätten. Aber natürlich ändert sich der Körper eines jeden Menschen im Alter: Aus Muskeln wird Fett etc. Das hat natürlich Konsequenzen für die Therapie, bringt Risiken mit sich – bis hin zu einem “Doppeldiabetes”.
Am Anfang ist alles relativ einfach. Die Schulung ist frisch, die Therapieumsetzung klappt jeden Tag ein wenig besser und zumeist hat man auch noch eine Restmenge an körpereigenem Insulin, das bei der Therapieführung unterstützend eingreift. Dies ändert sich allerdings in den nächsten Jahren und noch mehr in den nächsten Jahrzehnten. Wenn die körpereigenen Insulinreserven komplett verschwunden sind, dann zählt nur noch das injizierte Insulin.
Aus diesem Grunde muss die Insulindosierung so präzise wie möglich erfolgen. Noch wichtiger ist, dass die Insulinarten ihren Aufgaben entsprechen, das heißt Basalinsulin für die Grundversorgung – und Mahlzeiteninsulin zur Abdeckung der Kohlenhydrate in der Nahrung.
Deswegen ist es auch wichtig, dass man seine Einstellung regelmäßig mit seinem Diabetesteam überprüft oder auch für sich einmal schaut, ob das Basal- und Mahlzeiteninsulin richtig dosiert ist. Dies geschieht mit den “Basalratentests”: Man lässt einfach eine Hauptmahlzeit ausfallen und überprüft, ob der Blutzucker bis zur nächsten Hauptmahlzeit stabil bleibt.
Ziele richtig wählen – und gesund mit dem Diabetes altern
Um über viele Jahre mit dem Diabetes gesund zu altern, ist es wichtig, die Therapieziele richtig zu definieren. Das wichtigste Ziel ist, dass man mit dem Diabetes im täglichen Leben gut zu Recht kommt. Lebensqualität und Therapiezufriedenheit sind hier das Stichwort. Der Diabetes darf eben nicht die erste Geige im Leben spielen. Andererseits sollte der Zucker gut eingestellt sein, damit sich über die Jahrzehnte keine Folgeerkrankungen entwickeln.
Doch dies heißt nicht “je tiefer desto besser”; die Kehrseite der Medaille ist nämlich, dass ein zu scharf eingestellter Blutzucker langfristig zu einer Störung der Unterzuckerungswahrnehmung führt. Sind schwere Unterzuckerungen aufgetreten, so entsteht bei manchen Patienten eine große Angst vor weiteren Unterzuckerungen, die die Therapieführung erschwert.
Einen guten Mittelweg erzielt man, wenn die Blutzuckerspiegel sich im Bereich zwischen 70 und 180 mg/dl (3,9 und 10 mmol/l) bewegen und der HbA1c-Wert zwischen 6, 5 und 7,5 Prozent liegt. Dies wird sicherlich nicht immer gelingen, aber man sollte schon versuchen , diesem Ziel möglichst nahe zu kommen.
Vorsicht Begleiterkrankungen
Ein Problem beim Älterwerden ist, dass Begleiterkrankungen hinzukommen. Typische Begleiterkrankungen sind ein Bluthochdruck, eine Fettstoffwechselstörung und oft auch eine ungewollte Gewichtszunahme. All diese erhöhen das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Deswegen ist es so wichtig, dass das Entstehen solcher Begleiterkrankungen rechtzeitig erkannt wird. Durch eine konsequente Therapie von Anfang an, lässt sich das Risiko durch Begleiterkrankungen deutlich mindern – man muss eben nur regelmäßig danach forschen und seine Kontrolluntersuchungstermine beim Arzt regelmäßig wahrnehmen.
“Älter werden ist nichts für Feiglinge …”
… dieses Zitat stammt von dem bekannten Schauspieler Blacky Fuchsberger (†), der sich sehr mit dem Thema Diabetes beschäftigt hatte (auch weil sein Sohn Thomas im Verlauf einer Unterzuckerung im Jahr 2010 tödlich verunglückte); deswegen ist es für Menschen mit Diabetes auch so wichtig, gesund zu altern. “Good aging” ist hier das Stichwort. Aber wie gelingt “good aging”? Typische Alterserscheinungen sind das Nachlassen der Organfunktionen und der Sinnesorgane. Diesem gilt es entgegenzuwirken.
Drei wichtige Bausteine ermöglichen ein gutes Altern: Der erste ist der Erhalt der Kondition, der zweite der Erhalt der Kraft und der dritte der Erhalt der Koordination. Um auch im Alter fit für den Diabetes zu bleiben, sollte man daher Sport als festen Bestandteil der Therapie sehen: Mindestens 150 Minuten pro Woche werden empfohlen. Dies können kleine Einheiten von 10 Minuten oder 30 Minuten sein, aber sie sollten regelmäßig erfolgen. Ausdauersportarten sind genauso wichtig wie Kraftsport, um den altersbedingten Muskelabbau entgegenzuwirken.
Die Motorik und Koordination erhält man, indem man offen bleibt für Neues und das Gehirn fordert. Tanzen ist zum Beispiel eine gute Möglichkeit, seine Koordinationsfähigkeit zu erhalten; Golf spielen oder das Erlernen neuer Sportarten ebenso.
Je älter desto instabiler
Viele Menschen, die schon sehr lange Diabetes haben, bemerken dass ihr Diabetes instabiler wird. Dies erklärt sich zum Teil dadurch, dass auch die Freisetzung von Glukagon als typischer Gegenspieler von Insulin, der ebenfalls in der Bauchspeicheldrüse gebildet wird, geringer wird. Dies macht den Blutzucker insgesamt instabiler. Entsprechend muss die Insulinversorgung angepasst werden. Zumeist reduziert man daher das Basisinsulin. Je instabiler die Therapie, desto besser muss die Therapieüberwachung sein. Hierzu erfahren Sie mehr im nächsten Beitrag.
Die Körperzusammensetzung im Alter ändert sich
Mit zunehmendem Lebensalter ändert sich die Körperzusammensetzung: Je älter man wird, desto mehr Muskelmasse verliert der Körper. Die Muskelmasse wird bei gleichem Körpergewicht durch Fettgewebe ersetzt. Fettgewebe verbraucht jedoch weniger Energie als Muskulatur; dies bedeutet, dass sich mit zunehmendem Alter der Energiebedarf ändert: Man benötigt einfach eine geringere Energiezufuhr.
Auch kann sich mit zunehmendem Alter bei einem erhöhten Körperfett eine Insulinresistenz entwickeln. Dies geschieht umso leichter, wenn die Erbanlagen für einen Typ-2-Diabetes vorhanden sind. Insbesondere haben Menschen, die in ihrer Verwandtschaft viele Typ-2-Diabetiker haben, auch als Typ-1-Diabetiker das Risiko, einen Doppeldiabetes zu entwickeln.
Dies ist ein Typ-1-Diabetes, bei dem sich über die Jahrzehnte eine Insulinresistenz entwickelt hat. Erkennbar ist dies auch an dem stark steigenden Insulinbedarf. In diesen Fällen sollte man mit dem behandelnden Arzt überlegen, ob nicht auch Medikamente, die für den Typ-2-Diabetes eingesetzt werden, den Blutzucker stabilisieren können.
Krankheit und Diabetes
Mit zunehmendem Lebensalter steigt auch das Risiko für Alterserkrankungen oder Erkrankungen überhaupt. Das Immunsystem wird schwächer und damit auch die Wahrscheinlichkeit für Infektionskrankheiten. Diesem Umstand sollte man Rechnung tragen und die typischen Vorsorgeuntersuchungen für Männer und Frauen nicht nur ernst-, sondern auch wahrnehmen.
Außerdem helfen Impfungen im Alter, Infektionskrankheiten zu vermeiden. Dies gilt insbesondere für schwere Infektionen der Lunge, so dass es sich lohnt, regelmäßig den Impfstatus beim Hausarzt überprüfen zu lassen.
Außerdem ist es wichtig, dass bei akuten Erkrankungen beim älteren Diabetiker immer auch der Diabetes in die Therapieentscheidungen mit einbezogen wird. Gerade bei Diabetes müssen manche Akuterkrankungen konsequenter behandelt werden, und sofern Operationen geplant sind, sollte das Vorhandensein eines Diabetes mit berücksichtigt werden.
Fazit
Anders als vor 50 Jahren ist es heute möglich, mit dem Diabetes auch über viele Jahrzehnte gut zu leben und gesund zu bleiben. Welche Faktoren für ein erfolgreiches Leben mit einem Langzeitdiabetes stehen, erfahren Sie im nächsten Artikel.
Schwerpunkt „Jahrzehnte mit Diabetes gut leben“
- Gute Diabetes-Therapie ein Leben lang!
- Erfolgsrezepte für ein gutes Leben mit Diabetes
- Helfen neue Technologien auch Langzeit-Diabetikern?
- Vermeidung von Diabetes-Folgen: Motivation statt Frust
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2017; 66 (12) Seite 14-19
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Tagen, 9 Stunden
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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