- Behandlung
HO-1 macht Dicke krank
2 Minuten
Deutsche Forscher klären Verbindung von Übergewicht mit Diabetes und schlagen vielversprechende Therapieansätze vor.
Gesundheit und Übergewicht schließen einander nicht aus. Freiburger und Wiener Wissenschaftler haben einen zentralen Unterschied gefunden, der gesunde und kranke stark Übergewichtige trennt: das Enzym Hämoxygenase-1 (HO-1). Menschen und Mäuse mit hohen HO-1-Werten entwickeln Diabetes, solche mit niedrigen Werten bleiben gesund – trotz Übergewicht. Die Studie bietet vielversprechende Ansätze für eine frühzeitige Diagnose und Therapie von Folgeerkrankungen bei Übergewicht.
Übergewichtige mit gesundem Stoffwechsel
Mehr als zwei Milliarden weltweit sind stark übergewichtig. Drei von vier Betroffenen entwickeln Folgeerkrankungen wie Typ 2 Diabetes, Herzinfarkt und Krebs. Überraschenderweise bleibt der Stoffwechsel von einem Viertel aller stark Überwichtigen langfristig gesund.
„Die Art der Folgeerkrankungen und deren Schwere scheint maßgeblich vom Enzym HO-1 abzuhängen“, sagt J. Andrew Pospisilik vom Max-Planck-Institut für Immunbiologie und Epigenetik in Freiburg. An dem Projekt, initiiert von Ko-Studienleiter Harald Esterbauer vom Klinischen Institut für Labormedizin der Medizinischen Universität Wien, waren Forscher aus Österreich, Deutschland und den USA beteiligt.
Enzym verantwortlich für Folgeerkrankungen
Gewebeproben übergewichtiger Menschen, die mit Forschern der Paracelsus Privatuniversität Salzburg untersucht wurden, zeigten: Personen mit niedrigen HO-1-Werten entwickeln sehr selten Folgeerkrankungen, während solche mit hohen Werten sehr oft davon betroffen sind.
„Der Zusammenhang zwischen HO-1-Werten und dem Gesundheitszustand der Patienten war überwältigend. Weder Gewicht, Fettanteil oder die Menge an ungesundem Bauchfett waren aussagekräftiger“, erklärt Esterbauer. „Das deutet sehr stark darauf hin, dass HO-1 direkt in der Schnittstelle zwischen Übergewicht und Folgeerkrankungen wirkt.“
Ohne HO-1 weder Diabetes noch Fettleber
Bei Mäusen schalteten die Forscher das Enzym gezielt und nur in einzelnen Zelltypen aus. Entfernten sie HO-1 aus den Fresszellen des Immunsystems, entwickelten die Tiere weder Diabetes noch Fettleber – trotz starkem Übergewicht. Sehr energiereich gefütterte Tiere ohne HO-1 in den Leberzellen sprachen besser auf Insulin an und entwickelten keine Leberschäden.
Zudem war die Stoffwechselaktivität der Mitochondrien in Zellen ohne HO-1 deutlich gesteigert. „Diese Ergebnisse weisen HO-1 als völlig neues, höchst-interessantes Ziel für diagnostische und therapeutische Ansätze aus. Auch bei anderen altersbedingten Erkrankungen wie Krebs und sogar beim Altern selbst könnte HO-1 eine zentrale Rolle spielen“, erklärt Esterbauer.
Zentrales Dogma widerlegt
Zum Enzym HO-1 sind bereits über 8.000 Studien erschienen. „Unsere Ergebnisse widerlegen ein zentrales Dogma der HO-1-Forschung. HO-1 fördert chronische Entzündungen und ist nicht wie bislang vermutet entzündungshemmend“, sagt Pospisilik. „Solche chronischen Entzündungen sind zentrale Risikofaktoren für Diabetes.“
Die Wissenschaftler wiesen außerdem nach, dass HO-1 die Insulin-Resistenz und damit Diabetes fördert, indem es über Zwischenschritte die Insulin-Rezeptoren auf der Zelle verändert. Bislang wurden Effekte von HO-1 durch relativ unspezifische Hemmstoffe untersucht. Durch die genetische Veränderung nur einzelner Zelltypen konnten die Wissenschaftler nun die Wirkung von HO-1 wesentlich gezielter untersuchen.
Zentrale Rolle bei Alzheimer und Parkinson?
„HO-1 könnte auch bei Alzheimer und Parkinson eine zentrale Rolle spielen. Beide Krankheiten gehen mit einer gestörten Funktion der Mitochondrien und Entzündungen einher. Hier brauchen wir dringend weitere Ergebnisse“, erklärt Pospisilik. Für therapeutische Hemmstoffe von HO-1 gibt es bereits wichtige Anhaltspunkte. Erste Ergebnisse erwarten die Forscher in zwei bis drei Jahren. Eine therapeutische Zulassung könnte innerhalb von zehn Jahren folgen.
Differenzierte Betrachtung der Adipositas nötig
Im Juni 2013 hatte die American Medical Association (AMA) Adipositas als Krankheit eingestuft. Die Forschungsergebnisse legen nun eine differenziertere Betrachtung nahe: „Wir sollten mit einer solchen Zuordnung sehr vorsichtig sein. Risikofaktor und Erkrankung sind nicht das Gleiche und unsere Ergebnisse weisen deutlich darauf hin, dass der Einzelfall sehr genau geprüft werden muss“, betont Esterbauer.
Quelle: Pressemitteilung der Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.
(Originalpublikation: Jais et al. Heme Oxygenase-1 Drives Metaflammation and Insulin Resistance in Mouse and Man Cell, 4. Juli 2014)
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Ähnliche Beiträge
- MONITOR
Jeder Dritte erkrankt an Gürtelrose: Vorsorge für Ältere und chronisch Kranke besonders wichtig
3 Minuten
- Leben mit Diabetes
Veranstaltungen der Diabetes-Selbsthilfe zum Weltdiabetestag: Aktiv vom Nordseestrand zum Alpenrand
3 Minuten
Diabetes-Anker-Newsletter
Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.
Über uns
Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.
Community-Frage
Mit wem redest du
über deinen Diabetes?
Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.
Werde Teil unserer Community
Community-Feed
-
insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 4 Tagen, 11 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
-
moira antwortete vor 6 Tagen, 6 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
-
-
hexle postete ein Update vor 2 Wochen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
-
lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
-
connyhumboldt antwortete vor 4 Tagen, 6 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
-

