- Behandlung
Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen: Wege aus der Gefahr
2 Minuten
Möglichst niedrige Werte – dieses Ziel wurde früher vielen Menschen mit Diabetes vermittelt. Wer aber permanent tiefe Werte hat, kann mit der Zeit Probleme haben, Unterzuckerungen wahrzunehmen. Bei solchen Wahrnehmungsstörungen können sich Betroffene speziell schulen lassen und technische Hilfen nutzen.
Menschen, die schon sehr lange Diabetes haben, haben noch gelernt, dass der Zucker gar nicht tief genug sein kann. Heute weiß man: Dies ist ein fataler Irrtum, denn zu tiefe Blutzuckerwerte können durchaus schädlich sein. Eine Problematik, die durch eine permanent zu tiefe Blutzuckereinstellung entsteht, ist, dass Unterzuckerungen nicht mehr rechtzeitig wahrgenommen werden können.
Unterzucker – so reagiert der Körper
Normalerweise ist es so, dass ein abfallender Blutzucker sich bei Werten unter 60 mg/dl (3,3 mmol/l) bemerkbar macht. Die typischen Symptome entstehen durch die Aktivierung von Stresshormonen (z. B. Adrenalin, Noradrenalin, Kortisol) aus der Nebenniere. Wenn diese Hormone im Blut anfluten, resultieren innere Unruhe, Zittrigkeit, Heißhunger oder Ähnliches. Jetzt können sich Betroffene noch sehr gut selbst helfen, indem sie zwei schnelle Kohlenhydrateinheiten sowie eine weitere Kohlenhydrateinheit zur Stabilisierung des Blutzuckers aufnehmen.
Fällt der Blutzucker weiter ab, entstehen meist bei Werten unter 40 mg/dl (2,2 mmol/l) durch den Glukosemangel im Gehirn Verwirrtheit und die Unfähigkeit, sich selbst zu helfen. Fällt der Blutzuckerspiegel noch weiter ab, kann es schlagartig zum Bewusstseinsverlust mit Krämpfen kommen. Die Angaben, zu welchem Zeitpunkt diese Symptome auftreten, variieren natürlich sehr stark von Patient zu Patient. Bei manchen Patientinnen und Patienten treten die Symptome bereits bei höheren Blutzuckerkonzentrationen auf, bei anderen erst noch später.
Wenn die Wahrnehmung fehlt
Wenn man über einen längeren Zeitraum ziemlich niedrige Werte hat, tritt das erste Anzeichen einer drohenden Unterzuckerung, nämlich die Hormonfreisetzung aus der Nebenniere, erst sehr viel später oder gar nicht mehr auf. Man merkt die Unterzuckerungen erst, wenn es zum Blutzuckermangel im Gehirn kommt – und das ist dann oft zu spät, um sich selbst helfen zu können.
Wenn sich eine solche Unterzuckerungs-Wahrnehmungsstörung eingestellt hat, gibt es Möglichkeiten, die Unterzuckerungs-Wahrnehmung wieder zu trainieren. In Deutschland gibt es dafür Schulungsprogramm (z. B. HyPOS oder das Blood Glucose Awareness Training (BGAT)). Solche Unterzuckerungs-Wahrnehmungstrainings können ambulant oder stationär angeboten werden. Ziel dieser Programme ist es, das Wissen über Unterzuckerungen zu erhöhen und Methoden zu entwickeln, wie man mit anderen als den typischen Anzeichen einer Unterzuckerung den Blutzuckerabfall dennoch rechtzeitig erkennt.
Unterzuckerungs-Wahrnehmungstraining
Viele Patientinnen und Patienten haben sehr individuelle Symptome. Diese zu identifizieren und dann zu nutzen, ist die Aufgabe im Unterzuckerungs-Wahrnehmungstraining. Ein Beispiel für ein solches individuelles Symptom für einen drohenden Unterzucker ist, dass manche Betroffene bei einem gewissen Blutzuckerspiegel nicht mehr richtig rechnen und z. B. das Einmaleins mit der Zahl Sieben rückwärts nicht mehr korrekt aufsagen können.
Heutzutage helfen die mittlerweile weitverbreiteten Glukosesensoren mit ihren Warneinrichtungen, dass der Abfall der Zuckerwerte rechtzeitig erkannt wird und es nicht mehr zu den gravierenden Symptomen wie Krampfanfällen und Bewusstlosigkeit kommt.
Überhaupt tragen technische Lösungen dazu bei, dass Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen und schwere Unterzuckerungen seltener geworden sind. Ein Beispiel, wie digitale Technik helfen kann, ist die App HypoBuddy, die seit Kurzem erhältlich ist und vom Forschungsinstitut Diabetes-Akademie Bad Mergentheim (FIDAM) in Zusammenarbeit mit dem Unternehmen Lilly entwickelt wurde. Mit der App kann man z. B. das Wissen über Unterzuckerungen erweitern, wichtige Behandlungsinformationen abrufen und sich bei einer Unterzuckerung auf Knopfdruck bemerkbar machen.
Schwerpunkt „Was tun bei Unterzuckerung?“
- Hypoglykämien verhindern: Tipps gegen Unterzuckerungen bei Typ-1- und Typ-2-Diabetes
- Verhalten bei Unterzuckerungen: Was können Angehörige bei Hypoglykämien tun?
- Hypoglykämie-Wahrnehmungsstörungen: Wege aus der Gefahr
- „Hypo“-Helfer: Traubenzucker und Alternativen bei Unterzuckerungen
- Meine Erfahrungen mit „Hypos“
von Prof. Dr. med. Thomas Haak
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2020; 69 (11) Seite 30-31
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gingergirl postete ein Update vor 4 Tagen, 6 Stunden
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 19 Stunden, 48 Minuten
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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hexle postete ein Update vor 5 Tagen, 9 Stunden
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 10 Stunden, 26 Minuten
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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