- Behandlung
Insulin dosieren bei Reisen über Zeitzonen
3 Minuten
Nun ist es nach der Pandemie endlich wieder so weit: Ein unbeschwerter Urlaub kann kommen. Nun gilt es, Reisedokumente und das Flug-Attest zum Mitführen der Diabetes-Utensilien vorzubereiten und zu sortieren, was in den Koffer und was ins Handgepäck gehört. Um gut ausgestattet für den Diabetes zu reisen, sollte ein gewisser Vorrat an Utensilien eingeplant werden. Und wer eine Reise über viele Zeitzonen hinweg unternimmt, sollte seine Behandlung mit Insulin gut planen.
Wenn eine ärztliche Bescheinigung vorliegt, dürfen in der Regel benötigte Arzneimittel und auch Getränke mit ins Flugzeug genommen werden. Ein kurzer Kontakt zum Reiseunternehmen kann Klarheit schaffen, da je nach Fluggesellschaft unterschiedliche Bestimmungen zum Mitnehmen von Medikamenten wie Insulin vorliegen. Das Handgepäck sollte so zusammengestellt sein, dass im Notfall alles Wichtige griffbereit ist.
Auch bei Turbulenzen, Flugausfällen und -verzögerungen ist es wichtig, sein Handgepäck verfügbar zu haben, in dem alles Notwendige enthalten ist. Da gerade in diesen Situationen kein Service in der Flugkabine möglich ist, hilft ausreichend mitgebrachtes Essen und Trinken, um längere Pausen bei Bedarf zu überbrücken. Ebenso sinnvoll ist es, Blutzucker-Messgerät oder Sensor-Lesegerät, Insulin, die ärztliche Bescheinigung und einen mehrsprachigen Diabetes-Ausweis griffbereit zu haben.
24 Zeitzonen rund um die Erde
In 24 Stunden dreht sich die Erde einmal um die eigene Achse. Deshalb gibt es auch 24 verschiedene Zeitzonen. Innerhalb solch einer Zone sind Uhrzeit und Datum gleich. Die Zeitzonen richten sich nach den Längengraden, die sich vom Nord- zum Südpol erstrecken. Dazu muss man sich unseren Globus als Kugel mit einem Umfang von 360 Grad vorstellen. Teilt man diesen Wert durch 24 Stunden, entfallen auf jede Zeitzone 15 Grad. Das bedeutet, dass alle 15 Grad eine neue Zeitzone beginnt.
Allerdings haben sich die meisten Staaten auf eine Zeit innerhalb des eigenen Landes geeinigt, die von den Längenbreiten abweichen kann. Mehrere Zeitzonen in einem Land gibt es aber bei Ländern mit sehr großer Fläche wie den USA, Kanada und Russland.
Insulin-Therapie anpassen: Wie?
Bei einem Flug über weniger als drei Zeitzonen und auch bei Kurzstreckenflügen und damit einer Zeitverschiebung von weniger als drei Stunden ist keine Umstellung nötig und das schnell wirksame Insulin kann wie gewohnt zu den Mahlzeiten gespritzt werden. Das Gleiche gilt auch für das lang wirksame Insulin: Gespritzt wird es zu den gleichen Uhrzeiten plus/minus eine Stunde. Bei einer Therapie mit Mischinsulin und/oder Blutzucker-senkenden Tabletten oder anderen zu spritzenden Medikamenten sollten die Zeitpunkte von Injektion bzw. Einnahmen einfach auf die Ortszeit angepasst werden.
ICT bei größerer Zeitverschiebung
Ein Langstreckenflug bedeutet meist eine Reise über mehr als drei Zeitzonen hinweg. Wie passt man als Mensch mit Diabetes und Insulintherapie diese unterwegs an? Was ist besonders bei einer intensivierten Insulintherapie (ICT) zu beachten?
Die Uhr sollte erst am Zielort auf die dortige Zeit umgestellt werden. Während des Flugs bezieht man sich auf die Zeit am Ort des Abflugs und überbrückt bis zur Zeit am Zielort entstehende Lücken mit kurzwirksamem Insulin. Zu den Mahlzeiten werden die Insulindosen wie gewohnt berechnet, ebenso die Korrektur-Dosen für erhöhte Glukosewerte. Die Zeiten und Dosen für das langwirksame Insulin sollten zunächst unangetastet bleiben.
Reise nach Westen: der Tag wird länger
Geht der Flug nach Westen, wird der Reisetag länger als 24 Stunden. So kann eine Versorgungslücke entstehen, wenn man eine ICT durchführt, weil das lang wirksame Insulin unter Umständen nicht so lange wirkt. Um diese Versorgungslücke auszugleichen, gibt es mehrere Möglichkeiten: Entweder erhöht man noch vor dem Abflug die Dosis des lang wirksamen Insulins prozentual um die Menge, die für die Stunden, um die der Tag länger wird, benötigt würde. Oder man spritzt unterwegs etwa alle vier Stunden kurz wirksames Insulin. Das betreuende Diabetesteam kann im Vorfeld helfen, die passenden Dosen zu bestimmen.
Reise nach Osten: der Tag wird kürzer
Flüge Richtung Osten bedeuten, dass der Reisetag kürzer wird. Der Insulinbedarf verringert sich deshalb um die Menge, die in den fehlenden Stunden benötigt würde. Um die Überversorgung an Insulin auszugleichen, die durch einen kürzeren Tag entsteht, sollte man vor dem Flug die Dosis des lang wirksamen Insulins reduzieren – prozentual um die Menge für die Stunden, um die der Tag kürzer ausfällt. Pro überflogene Zeitzone kann die Insulinmenge um ein Vierundzwanzigstel reduziert werden.
Da jeder Mensch auf eine Zeitumstellung anders reagiert, sollte jeder für sich den besten Weg herausfinden. Das geht am besten durch Erfahrung. Auch Erfahrungen anderer Menschen mit Diabetes können mitunter hilfreich sein – die natürlich nur nach vorheriger Absprache mit dem Diabetesteam ausprobiert werden sollten.
Lange Wege, Flugangst
Bei einer Flugreise kann es auch zu anstrengenden Fußwegen mit schwerem Gepäck kommen, was eine Reduktion der Insulindosis nötig machen kann. Weniger Bewegung beim Fliegen hingegen könnte einen höheren Insulinbedarf verursachen. Auch Adrenalin im Rahmen einer leichten Flugangst kann zu höheren Glukosewerten führen.
Vor der Abreise sollte man am besten über die verschiedenen Möglichkeiten der Reiseorganisation mit seinem behandelnden Diabetesteam sprechen. Denn eine gute Vorbereitung ist das beste Rezept für einen wunderbaren, stressfreien und erholsamen Urlaub.
Schwerpunkt: „Ab in den Urlaub – mit Diabetes“
- Mit Diabetes gut vorbereitet in den Urlaub
- Reisen mit Diabetes – welche Versicherungen braucht man?
- Insulin dosieren bei Reisen über Zeitzonen
- Surf-Urlaub – Salty and Sweet“
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2023; 72 (5) Seite 24-25
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cesta postete ein Update vor 3 Tagen
Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa
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kw antwortete vor 1 Tag, 4 Stunden
Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c
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moira antwortete vor 22 Stunden, 15 Minuten
Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)
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cesta antwortete vor 9 Stunden, 9 Minuten
@kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!
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cesta antwortete vor 9 Stunden, 8 Minuten
@moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 1 Woche, 6 Tagen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike
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sveastine antwortete vor 3 Tagen, 11 Stunden
@mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid
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mayhe antwortete vor 3 Tagen, 8 Stunden
@sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike -
sveastine antwortete vor 2 Tagen, 22 Stunden
@mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻♀️
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mayhe antwortete vor 2 Tagen, 8 Stunden
@sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike
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mayhe antwortete vor 2 Tagen, 8 Stunden
@mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.
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stephanie-haack postete ein Update vor 2 Wochen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
Ich bin dabei 🙂
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