Meine COVID-19-Infektion in Südkorea, Teil 2

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Meine COVID-19-Infektion in Südkorea, Teil 2

Nachdem auch die Ärztin mein positives Testergebnis gesehen hatte, stellte sie mir eine Bescheinigung über das Ergebnis sowie ein Rezept aus. Ich bezahlte (dank meiner Krankenversicherung) umgerechnet nur 4€ und machte mich auf zur Apotheke. Dort erhielt ich ohne Zuzahlung eine Unmenge an Tabletten, was anscheinend zur Standardmedikation hier zählt. Von Schmerztabletten und Hustensaft über Magenschutz bis hin zum Antibiotikum. Letzteres machte mich dann doch etwas stutzig. Da ich weiß, dass koreanische Ärzt*innen gerne vorbeugend Antibiotika verschreiben, habe ich damit schon gerechnet. Ich hielt kurz Rücksprache mit einer Freundin, die in Deutschland als Gesundheitspflegerin tätig ist und auch auf der Corona-Station gearbeitet hat, und entschied mich dann „auf eigene Gefahr“ gegen die Einnahme des Antibiotikums.

Das offizielle Testergebnis und eine Unmenge an Medikamenten (Quelle: Nathalie Bauer)

Wie viel wiegen Sie? Ich benötige Ihren BMI.“

Kaum war ich zuhause angekommen, erhielt ich eine SMS mit der Bestätigung meines positiven Testergebnisses, einer offiziellen Bescheinigung vom Gesundheitsamt und einen Anruf von diesem. Am anderen Ende der Telefonleitung war zunächst eine Dame, welche versuchte, auf Koreanisch mit mir zu sprechen. Ich teilte ihr dann mit, dass ich zwar etwas Koreanisch verstehe, bei medizinischen Anliegen jedoch gerne mit jemandem sprechen möchte, der auch Englisch versteht. Sie legte auf und keine fünf Minuten später hatte ich eine englischsprachige Ärztin am Telefon. Sie ging mit mir verschiedene Fragen durch, ob ich bereits einen Tag hatte, an dem es besonders schlimm war, ob ich alleine wohne und wie viel ich denn wiege. Ich war geschockt. Ich wiege mich selbst so gut wie nie und konnte ihr daher auch keine klare Antwort geben. Sie entschuldigte sich mehrfach, dass sie das fragen musste, allerdings seien sie sehr am BMI der Infizierten interessiert. Zu Beginn der Pandemie wurden nicht nur Risikopatienten mit Vorerkrankungen in „Corona-Krankenhäuser“ gebracht, sondern auch Menschen mit einem BMI, welcher über dem Normalbereich lag. Danach fragte sie mich, ob ich eine chronische Erkrankung habe – was ich natürlich bejahte. Ich erklärte ihr, dass ich mit Typ-1-Diabetes lebe, woraufhin sie sich versicherte, dass ich bisher gut mit dem Diabetesmanagement klarkomme und diesbezüglich keine ärztliche Betreuung benötige.

Das Gesundheitsamt schickte mir Informationen auf Deutsch – wow! (Quelle: Nathalie Bauer)

Nach unserem Telefonat schickte mir die Ärztin nochmal alle wichtigen Informationen, inklusive Adressen und Handynummern von Krankenhäusern und Praxen in meiner Nähe, per Nachricht. Da sie wusste, dass ich Deutsche bin, schickte sie es mir sogar auf Deutsch! Damit hatte ich nicht gerechnet und freute mich sogar ein wenig darüber, dass sie so aufmerksam war.

Der Loop war mein größter Supporter

In einem Land, in welchem Englisch kaum gesprochen wird, das Gesundheitssystem ebenfalls überlastet mit den steigenden Zahlen ist, musste ich mich für insgesamt knapp zwei Wochen selbst isolieren und versorgen. Während die offizielle Quarantänezeit nur sieben Tage beträgt, isolierte ich mich jedoch direkt bei den ersten Anzeichen und auch nach der offiziellen Quarantäne blieb ich noch ein paar Tage zuhause und vermied Kontakt. Zum Glück konnte ich meine Lebensmittel online bestellen und bekam regelmäßige Check-ups vom Gesundheitsamt via einer Messenger-App.

Lebensmittellieferung auf südkoreanische Art (Quelle: Nathalie Bauer)

Ich muss sagen, dass ich zeitweise den Diabetes sogar vergessen hatte, da ich ganz andere „Baustellen“ in meinem Körper hatte (die Kopf- und Gliederschmerzen, der Husten und die Atemprobleme). Da ich auch keinen Hunger und somit kaum etwas gegessen hatte, musste ich mich nicht um Bolusabgaben oder ähnliches kümmern. Erst, als mein Insulin leer war und die Pumpe einen Alarm gab, bemerkte ich, dass ich trotz dessen, dass ich nichts/kaum gegessen hatte, sehr viel Insulin benötigte. Meine Pumpe war schneller leer als zuvor, obwohl ich immer gerne und nicht wenige Kohlenhydrate zu mir nehme. Das Protokoll zeigte mir, dass der Loop meistens auf 400% lief – die Basalrate war also vierfach so hoch eingestellt wie zuvor.

Basalrate läuft auf 400% und der Loop kämpft im Zielbereich. (Quelle: Nathalie Bauer)

Marathon oder zehn Treppenstufen?

Meine Erkrankung liegt nun knapp fünf Wochen zurück. Körperlich geht es mir mittlerweile wieder sehr gut. Ich hatte allerdings eine längere Zeit noch mit Atemproblemen zu kämpfen. Ein normaler Treppenabsatz fühlte sich für mich an wie ein Marathonlauf und ich musste mich nach kleinsten Anstrengungen ausruhen. Mein Diabetes hatte ich dank des selbstgebauten Loops meistens sehr gut unter Kontrolle, nur mein Insulinbedarf hat sich vervierfacht. Obwohl hier in Seoul Millionen von Menschen leben und ich zu einer Zeit infiziert war, in welcher die Zahlen komplett durch die Decke gingen (über 200.000 Neuinfektionen pro Tag), hatte das Gesundheitsamt dennoch die Kontrolle nicht verloren und sich sogar persönlich (via Telefon) um mich gekümmert.

Übrigens: Das Gesundheitsamt bietet eine kostenlose Desinfektion der Wohnung nach überstandener Quarantänezeit an! Die Viren überleben zwar nicht allzu lange auf Oberflächen, aber dass es diesen Service (kostenlos) gibt, finde ich super!

Ich hoffe, dass diese Pandemie bald vorüber geht und nicht noch mehr Menschenleben gefährdet werden.
Passt weiterhin gut auf euch auf und unterschätzt dieses Virus bitte nicht. 🙂

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  • carogo postete ein Update vor 1 Tag, 10 Stunden

    Hallo zusammen! Ich habe mich mit einer Freundin über die Rezepte in der Zeitschrift unterhalten und wir haben uns gefragt, was es eigentlich konkret mit den Nähwertangaben und der Unterscheidung zwischen Kohlenhydraten und anrechnungspflichtign KH auf sich hat?

    • Das wüsste ich auch gerne.

    • Liebe Carogo,
      anrechnungspflichtige KH sind Kohlenhydrate, die den Blutzuckerspiegel erhöhen. Es gibt auch KH, die nicht direkt blutzuckersteigernd wirken und damit für die Insulintherapie nicht oder nicht voll angerechnet werden müssen, wie bspw. Ballaststoffe oder KH, die nur sehr langsam den Blutzucker beeinflussen.
      VLG
      Gregor aus der Diabetes-Anker Redaktion

    • @gregor-hess: danke für die Antwort! Könntest du hierfür mal Beispiele nennen?

  • cesta postete ein Update vor 1 Woche, 4 Tagen

    Hallo zusammen, ich habe eine Frage an euch. Ich habe seit 4 Jahren Typ 1 LADA und bisher nur mit Basalinsulin ausgekommen. Seit 3 Wochen muss ich nun auch zu jeder Mahlzeit Humalog spritzen. Für die Berechnung wiege ich immer alles ab. Könnt ihr eine App empfehlen, die bei der Berechnung der Kohlenhydrate unterstützt? Oder habt ihr andere Tipps wie man sich daran gewöhnt? Ich wiege bisher alles ab und kann mir gar nicht vorstellen, dass ich mir das zukünftig merken kann bzw. wie ich die Kohlenhydrate schätzen kann. Vielen lieben Dank für eure Hilfe! Liebe Grüße, Christa

    • Hallo cesta, ich habe gute Erfahrungen mit der WETID App gemacht. Hier erhältst du für fast alle Lebensmittel BE – Werte. Man kann auch das Portionsgewicht eingeben und erhält dann die entsprechenden BE’s.
      Die App mit Werbung war bisher kostenlos. App ohne Werbung und im Abo ist besser.

      LG von kw = Kurt mit Diabetes Typ 3c

    • Hallo Christa! Ich verwende die FDDB app. LG Sarah (Lada)

    • @kw: Vielen lieben Dank für den Tipp!

    • @moira: Vielen lieben Dank für den Tipp!

  • sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 3 Wochen

    hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • mayhe antwortete vor 3 Wochen

      Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo Heike, oh da hast du aber auch viel geschafft. Ja ich habe die Kinder mit Diabetes bekommen und meine Kinder sind 26,25,23 und bald 19 🥰….und wie du hoffe bald wieder fit zu sein. Beruflich wechsle ich jetzt vom Kinderhospiz wieder in die Krippe da es dort vorausschaubarer ist als im Schichtdienst. In der Hoffnung der Diabetes lässt sich dort wieder besser einstellen. Eigentlich sollte ich auch die Ernährung wieder umstellen, das weiß ich aber es fällt mir so schwer. Wie ist das da bei dir. Was machen deine Werte ? Viele Grüße Astrid

    • @sveastine: Hallo liebe Astrid, sag mal kann es sein, daß du in den Wechseljahren bist? Ich habe meine schon hinter mir, aber das war zuckertechnisch eine der schwierigsten Zeiten, weil ständig alles durcheinander war. Damals war ich allein 2 x in der Diabetes Klinik Bad Mergentheim zum Anpassen innerhalb von 3-4 Jahren. Die Hormonwirkungen waren der Wahnsinn. Jetzt ist es wieder deutlich ruhiger. Was hast du eigentlich für eine Versorgung? Pen? Pumpe? Insulin? Sensor?
      Ich habe die Tandem tslim mit Sensor und Novorapid. Und das ist für mich der game changer gewesen. Seitdem werden die zuckertechnischen Anstrengungen auch mit guten Werten belohnt. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hi, ja ich bin in den Wechsel Jahren schon eine ganze Weile und nehme Hormone. Das ist denke ich ist der Hauptgrund der Schwankungen, aber das geht schon seit ca 3 Jahren so, was doof ist. Ich hab das gleiche System wie du tslim und Dexcom, trotzdem schwierig.aber für Bad Mergentheim lt. Diabetologe zu gut um die Genehmigung dafür zu bekommen 🤷🏻‍♀️

    • @sveastine: Das ist ja witzig, das du dieselbe Versorgung hast. Also bist du da optimal versorgt. Jetzt verstehe ich deinen Frust. Nach den Behandlungen in Bad Mergentheim war es wenigstens eine Weile besser. Warst du schon mal in Reha wegen dem Zucker? Ist zwar nicht Bad Mergentheim, aber manche Rehakliniken machen das wohl echt gut. Du musst “nur” darauf achten, dass sie ein spezielles Angebot für Typ1er haben. Ich war 2019 in der Mediclin Klinik Stauffenberg, Durlach. Das war okay. Am wichtigsten fand ich den Austausch mit den Mitpatienten. Aber natürlich ist der Aufwand für dich bei 4 Kindern für 3 Wochen, sehr hoch. Und eine Garantie dafür das dann länger besser läuft gibt es nicht. Ich fand es aber immer wichtig, den zuckertechnischen Input und die Solidarität zu erfahren. Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Nicht Durlach, sondern Durbach.

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