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Meine COVID-19-Infektion in Südkorea, Teil 2
4 Minuten

Nachdem auch die Ärztin mein positives Testergebnis gesehen hatte, stellte sie mir eine Bescheinigung über das Ergebnis sowie ein Rezept aus. Ich bezahlte (dank meiner Krankenversicherung) umgerechnet nur 4€ und machte mich auf zur Apotheke. Dort erhielt ich ohne Zuzahlung eine Unmenge an Tabletten, was anscheinend zur Standardmedikation hier zählt. Von Schmerztabletten und Hustensaft über Magenschutz bis hin zum Antibiotikum. Letzteres machte mich dann doch etwas stutzig. Da ich weiß, dass koreanische Ärzt*innen gerne vorbeugend Antibiotika verschreiben, habe ich damit schon gerechnet. Ich hielt kurz Rücksprache mit einer Freundin, die in Deutschland als Gesundheitspflegerin tätig ist und auch auf der Corona-Station gearbeitet hat, und entschied mich dann „auf eigene Gefahr“ gegen die Einnahme des Antibiotikums.

„Wie viel wiegen Sie? Ich benötige Ihren BMI.“
Kaum war ich zuhause angekommen, erhielt ich eine SMS mit der Bestätigung meines positiven Testergebnisses, einer offiziellen Bescheinigung vom Gesundheitsamt und einen Anruf von diesem. Am anderen Ende der Telefonleitung war zunächst eine Dame, welche versuchte, auf Koreanisch mit mir zu sprechen. Ich teilte ihr dann mit, dass ich zwar etwas Koreanisch verstehe, bei medizinischen Anliegen jedoch gerne mit jemandem sprechen möchte, der auch Englisch versteht. Sie legte auf und keine fünf Minuten später hatte ich eine englischsprachige Ärztin am Telefon. Sie ging mit mir verschiedene Fragen durch, ob ich bereits einen Tag hatte, an dem es besonders schlimm war, ob ich alleine wohne und wie viel ich denn wiege. Ich war geschockt. Ich wiege mich selbst so gut wie nie und konnte ihr daher auch keine klare Antwort geben. Sie entschuldigte sich mehrfach, dass sie das fragen musste, allerdings seien sie sehr am BMI der Infizierten interessiert. Zu Beginn der Pandemie wurden nicht nur Risikopatienten mit Vorerkrankungen in „Corona-Krankenhäuser“ gebracht, sondern auch Menschen mit einem BMI, welcher über dem Normalbereich lag. Danach fragte sie mich, ob ich eine chronische Erkrankung habe – was ich natürlich bejahte. Ich erklärte ihr, dass ich mit Typ-1-Diabetes lebe, woraufhin sie sich versicherte, dass ich bisher gut mit dem Diabetesmanagement klarkomme und diesbezüglich keine ärztliche Betreuung benötige.

Nach unserem Telefonat schickte mir die Ärztin nochmal alle wichtigen Informationen, inklusive Adressen und Handynummern von Krankenhäusern und Praxen in meiner Nähe, per Nachricht. Da sie wusste, dass ich Deutsche bin, schickte sie es mir sogar auf Deutsch! Damit hatte ich nicht gerechnet und freute mich sogar ein wenig darüber, dass sie so aufmerksam war.
Der Loop war mein größter Supporter
In einem Land, in welchem Englisch kaum gesprochen wird, das Gesundheitssystem ebenfalls überlastet mit den steigenden Zahlen ist, musste ich mich für insgesamt knapp zwei Wochen selbst isolieren und versorgen. Während die offizielle Quarantänezeit nur sieben Tage beträgt, isolierte ich mich jedoch direkt bei den ersten Anzeichen und auch nach der offiziellen Quarantäne blieb ich noch ein paar Tage zuhause und vermied Kontakt. Zum Glück konnte ich meine Lebensmittel online bestellen und bekam regelmäßige Check-ups vom Gesundheitsamt via einer Messenger-App.

Ich muss sagen, dass ich zeitweise den Diabetes sogar vergessen hatte, da ich ganz andere „Baustellen“ in meinem Körper hatte (die Kopf- und Gliederschmerzen, der Husten und die Atemprobleme). Da ich auch keinen Hunger und somit kaum etwas gegessen hatte, musste ich mich nicht um Bolusabgaben oder ähnliches kümmern. Erst, als mein Insulin leer war und die Pumpe einen Alarm gab, bemerkte ich, dass ich trotz dessen, dass ich nichts/kaum gegessen hatte, sehr viel Insulin benötigte. Meine Pumpe war schneller leer als zuvor, obwohl ich immer gerne und nicht wenige Kohlenhydrate zu mir nehme. Das Protokoll zeigte mir, dass der Loop meistens auf 400% lief – die Basalrate war also vierfach so hoch eingestellt wie zuvor.

Marathon oder zehn Treppenstufen?
Meine Erkrankung liegt nun knapp fünf Wochen zurück. Körperlich geht es mir mittlerweile wieder sehr gut. Ich hatte allerdings eine längere Zeit noch mit Atemproblemen zu kämpfen. Ein normaler Treppenabsatz fühlte sich für mich an wie ein Marathonlauf und ich musste mich nach kleinsten Anstrengungen ausruhen. Mein Diabetes hatte ich dank des selbstgebauten Loops meistens sehr gut unter Kontrolle, nur mein Insulinbedarf hat sich vervierfacht. Obwohl hier in Seoul Millionen von Menschen leben und ich zu einer Zeit infiziert war, in welcher die Zahlen komplett durch die Decke gingen (über 200.000 Neuinfektionen pro Tag), hatte das Gesundheitsamt dennoch die Kontrolle nicht verloren und sich sogar persönlich (via Telefon) um mich gekümmert.
Übrigens: Das Gesundheitsamt bietet eine kostenlose Desinfektion der Wohnung nach überstandener Quarantänezeit an! Die Viren überleben zwar nicht allzu lange auf Oberflächen, aber dass es diesen Service (kostenlos) gibt, finde ich super!
Ich hoffe, dass diese Pandemie bald vorüber geht und nicht noch mehr Menschenleben gefährdet werden.
Passt weiterhin gut auf euch auf und unterschätzt dieses Virus bitte nicht. 🙂
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tako111 postete ein Update vor 10 Stunden, 12 Minuten
Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!
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nina33 postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes Typ 3c vor 12 Stunden, 57 Minuten
Hallo guten Abend ☺️
Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.
Liebe Grüße, schönen Abend
Nina 🙂 -
swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 17 Stunden
Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.-
lena-schmidt antwortete vor 20 Stunden, 54 Minuten
Hallo Dia-Newbie 🙂 Schön, dass du den Weg zum Diabetes Anker gefunden hast. Ich bin Lena, die Community-Managerin hier und bis sich ein paar Community-Mitglieder bei dir melden, kannst du die Zeit vielleicht mit diesem Artikel überbrücken (https://diabetes-anker.de/behandlung/behandlung-des-diabetes-diese-buecher-und-materialien-helfen-weiter/). Vielleicht findest du noch wichtige Infos für dich, um deinen Alltag zu vereinfachen. 🙂 Ansonsten findest du beim Diabetes-Anker auch fundiertes Wissen zum Thema ICT von Expert:innen aber auch von Menschen mit Diabetes…Viele Grüße Lena
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