Mit Diabetes im Auto unterwegs

3 Minuten

Community-Beitrag
Mit Diabetes im Auto unterwegs

Für Menschen, die, wie ich, auf dem Dorf aufgewachsen sind, ist das erste eigene Auto quasi der ultimative Schritt in die Frei- und Unabhängigkeit. Genauso habe ich es zumindest empfunden: Plötzlich war alles möglich und nichts würde mich aufhalten können. Dachte ich zumindest für einen Moment.

Führerschein (Klasse B) und Diabetes – geht das überhaupt?

Sofern es keine außergewöhnlichen Komplikationen im Diabetes-Management gibt, sollte nichts dagegensprechen, einen Führerschein für Fahrzeuge der Klasse 1 (wozu beispielsweise PKW und Motorräder gehören) machen zu dürfen. Eine gute Nachricht – dennoch ist die Suche nach einer passenden Fahrschule nicht immer ganz leicht. Deswegen ist gut, die eigenen Rechte zu kennen. Schaut dafür am besten auch mal hier vorbei: diabetes-und-recht.de/fuehrerschein

Ich bin tatsächlich sehr dankbar, dass es für mich kein Problem war, einen Fahrlehrer zu finden, der wirklich super mit meinem Diabetes umgegangen ist. Denn er wusste zwar über meine Diagnose Bescheid, war deswegen aber nie übervorsichtig oder hat sich gar in mein Diabetes-Management eingemischt. Es sei dahingestellt, ob er sich möglichen Notfallsituationen einfach gar nicht bewusst war oder ob er bewusst so gehandelt hat. Das Ergebnis war, für mich zumindest, ideal. Bei doppelten Fahrstunden haben wir Pausen zum Blutzuckermessen eingeplant und dann ging es weiter.

Nachdem es für mich also gesundheitlich und finanziell möglich war, meinen Führerschein zu machen, bin ich nun seit mehr als 10 Jahren regemäßig mit Diabetes unterwegs im Auto.

Zur Vernunft gezwungen

Zugegeben: Ich bin sowieso kein äußerst risikofreudiger oder leichtsinniger Mensch. Schon gar nicht, wenn es darum geht, mit meinem Verhalten mich oder andere ernsthaft gefährden zu können. Trotzdem glaube ich, dass mir mein Diabetes-Management die ein oder andere Pause auf längeren Fahrten beschert hat, die ich sonst vielleicht übersprungen hätte. Das war auch immer etwas, das ich eingeplant und worauf ich vorbereitet war. Worüber ich mir im Vorfeld allerdings wenig Gedanken gemacht hatte, waren die Fahrtantritte, die deutlich besser getimet werden wollten, als ich mir das vorgestellt hatte.

Als ich meinen Führerschein bekommen habe, war bei mir noch manuelles Blutzuckermessen an der Tagesordnung. Das hieß: Keine Verlaufskurve, keine Tendenzpfeile und zu dem Zeitpunkt eben auch noch nicht allzu viel Erfahrung – ich habe meine erste Fahrstunde knapp zwei Jahre nach meiner Typ-1-Diabetes-Diagnose gehabt. Und ihr glaubt gar nicht, wie oft ich mich im wahrsten Sinne des Wortes von meinem Diabetes ausgebremst fühlte. Über die Jahre habe ich natürlich dazugelernt und bin längere Autofahrten genauso gewöhnt wie das Hoffen auf kooperative Glukosewerte dabei. Ein großer Vorteil bei dem Ganzen ist aber auch einfach, dass ich mit einer anderen Technik als noch vor ein paar Jahren ausgestattet bin.

Ein Hoch auf die Technik

Da ich es aus der Fahrschule so gewohnt war, habe ich anfangs nicht nur vor Fahrtantritt, sondern auch spätestens nach einer 3/4 Stunde Fahrt meinen Blutzucker kontrolliert. Das hieß jedes Mal einen Parkplatz suchen, das Diabetestäschchen rausholen, in den Finger piksen, hoffentlich kein Blut ans Lenkrad schmieren. Deutlich weniger kompliziert wurde es schon, als ich auf das erste iscCGM umgestiegen bin und beim Anhalten nur kurz den Sensor scannen musste.

Screenshot Android Auto App / Quelle: Katharina Weirauch

Der nächste Fortschritt war dann der Wechsel zu einem rtCGM. Entweder konnten meine Mitfahrer*innen zwischendurch auf meinen Wert schauen oder ich stellte meine Alarme so „streng“ ein, dass ich bei Gewebezuckerveränderungen frühzeitig gewarnt wurde. In den letzten Jahren habe ich angefangen, mir über die xDrip+-App bei Fahrten, die länger als eine Stunde dauerten, die Werte alle 20 Minuten vorlesen zu lassen.

Seit Anfang des Jahres habe ich nun das Glück, mir einen ganz besonderen Luxus leisten zu können: Mein Auto verbindet sich via Bluetooth mit der AndroidAPS-App und zeigt mir so während der Fahrt im Cockpit alle 5 Minuten meinen Glukosewert samt Tendenz an. So fühlt sich das Unterwegssein mit Diabetes noch einmal etwas sicherer für mich an.


Über das Autofahren mit Diabetes haben Ramona und Katharina auch in dieser Podcast-Folge gesprochen: Autofahren mit Diabetes (Podcast)

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Organisationen verabschieden Diabetes-Manifest zur Europawahl mit Appell an die Politik

„Schaffen Sie auf europäischer Ebene einen starken politischen Handlungsrahmen für nationale Diabetes-Aktionspläne!“ Mit diesem Appell in einem gemeinschaftlichen Diabetes-Manifest wenden sich europäische Organisationen zur anstehenden Europawahl an das EU-Parlament.
Organisationen verabschieden Diabetes-Manifest zur Europawahl mit Appell an die Politik

3 Minuten

Interoperabilität in der Diabetes-Technologie: Forderung nach offenen Schnittstellen

Dass sich Smartphones, Kopfhörer oder Tastaturen via Bluetooth mit Computern beliebigen Fabrikats verbinden lassen, ist inzwischen eine Selbstverständlichkeit. Im Bereich der Diabetes-Technologie mangelt es jedoch noch immer bezüglich der Interoperabilität. Auf dem ATTD-Kongress wurde die Forderung laut, dass endlich auch verschiedene Geräte in der Diabetes-Therapie nahtlos zusammenarbeiten können.
Experten fordern mehr Interoperabilität in der Diabetes-Technologie

2 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände