Mutter und Kind profitieren von künstlicher Bauchspeicheldrüse

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Mutter und Kind profitieren von künstlicher Bauchspeicheldrüse

In der Schwangerschaft ist ein Typ-1-Diabetes besonders schwer einzustellen. Mit der sich noch im Forschungsstadium befindlichen Closed-Loop-Technologie können jedoch bessere Blutzuckerwerte bei der werdenden Mutter erzielt werden als mit bisherigen Therapieoptionen, wie britische Forscher nun nachweisen konnten. Dies hat entscheidene Vorteile für Mutter und Kind.

In einer kleinen Praxisstudie konnten Forscher des Instituts für Metabolische Forschung an der Universität Cambridge (Großbritannien) aufzeigen, dass mit der Verwendung einer künstlichen Bauchspeicheldrüse insbesondere bei schwangeren Frauen mit Typ-1-Diabetes eine erhebliche Verbesserung der Blutzuckereinstellung erreicht werden kann. Die Ergebnisse wurden publiziert in der renommierten Fachzeitschrift New England Journal of Medicine.

An der Untersuchung nahmen 16 werdende Mütter mit Typ-1-Diabetes im Alter von 16 bis 44 Jahren teil. 14 von ihnen wurden mit einem System ausgestattet, das die Funktion einer gesunden Bauchspeicheldrüse nachahmt (Closed-Loop-System) – also kontinuierlich den Blutzuckerspiegel misst und bei Bedarf eigenständig die notwendige Menge an Insulin abgibt. Die übrigen zwei Patientinnen bildeten die Kontrollgruppe und wendeten im Untersuchungszeitraum eine Insulinpumpentherapie an. Alle Probandinnen brachten gesunde Kinder zur Welt.

Um 25 Prozent bessere Blutzuckereinstellung mit Closed-Loop-System

Die anschließende Auswertung der Daten zeigte, dass die Frauen, die ein Closed-Loop-System nutzten, eine im Schnitt um 25 Prozent bessere Blutzuckereinstellung aufwiesen als die beiden Frauen mit einer Insulinpumpentherapie. Obgleich die recht überschaubare Größe des Teilnehmerfeldes und vor allem die sehr kleine Kontrollgruppe es schwierig macht, die gewonnen Daten auf eine größere Population zu projizieren, zeigte sich Dr. Elizabeth Robertson, Forschungsdirektorin bei der Organsiation Diabetes UK, begeistert:

„Diese Studie ist ein echter Durchbruch, um Frauen ein verbessertes Selbstmanagement ihres Typ-1-Diabetes zu ermöglichen, und wir sind sehr gespannt bezüglich der weiteren Entwicklungen dieses Forschungszweigs. Die Closed-Loop-Technologie hat das Potential, die Behandlung des Typ-1-Diabetes grundlegend zu verändern und könnte richtungsweisend vor allem für schwangere Frauen mit Diabetes sein, die mit bisherigen Mitteln oftmals große Mühe haben, eine gute Blutzuckereinstellung zu erreichen.“

Bislang schwierig: normnahe Blutzuckereinstellung in der Schwangerschaft

Auch die Leiterin der Untersuchung, Dr. Zoe Stewart, äußerte sich optimistisch: „Die effektive Behandlung eines Typ-1-Diabetes in der Schwangerschaft ist besonders schwierig – die hormonalen Schwankungen, die bei werdenden Müttern auftreten, machen es sehr schwer, die jeweils aktuell richtige Insulindosis für jede Frau zu finden. Mit dem Therapie-Ansatz der künstlichen Bauchspeicheldrüse konnten wir eine bessere Blutzuckerkontrolle erreichen als mit den bisher verfügbaren Behandlungsmethoden.“

Eine möglichst normnahe Blutzuckereinstellung ist generell ein wichtiges Ziel in der Behandlung aller Diabetespatienten, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Bei werdenden Müttern mit Diabetes ist es aber von noch größerer Bedeutung, da dauerhaft schlechte Werte in der Schwangerschaft zu teils schwerwiegenden Komplikationen führen können, z. B. Frühgeburten, zu große und zu schwere Neugeborene, Totgeburten oder Fehlbildungen beim Kind.

Künstlichen Bauchspeicheldrüse: Marktreife in zwei Jahren?

Der Ansatz der künstlichen Bauchspeicheldrüse, die Closed-Loop-Technologie, ist derzeit noch nicht marktreif. Allerdings prüfen aktuell die Zulassungsbehörden in den USA und Großbritannien Modelle, die ab Ende 2018 verfügbar sein könnten.


von Gregor Hess
Redaktion diabetes-online.de, Kirchheim-Verlag,
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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 3 Wochen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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