- Behandlung
Neue Therapien bei Gefäßerkrankungen
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Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA) vom 12. bis 15. September in Münster stellten Gefäßspezialisten aus ganz Deutschland die neuesten Therapien bei Gefäßerkrankungen vor. Vor allem in den Bereichen periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) und venöse Verschlusskrankheiten wie die Tiefe Venenthrombose (TVT) gibt gute Neuigkeiten für die Patienten. Viele der 720 Gefäßspezialisten, die an der Jahrestagung teilnahmen, stellten neueste Studienergebnisse vor.
Millionen Menschen leiden in Deutschland unter Gefäßerkrankungen, allein rund fünf Millionen unter der „Schaufensterkrankheit“, medizinisch periphere arterielle Verschlusskrankheit genannt oder abgekürzt pAVK. Die Lebensqualität der Betroffenen ist oft stark eingeschränkt: Schmerzen und Schwellungen in den Beinen gehören zum Alltag.
Gefäßerkrankungen werden noch immer zu spät erkannt
„Patienten mit Gefäßerkrankungen könnte viel besser geholfen werden, wenn Standardtherapien und neue Therapien stärker genutzt würden“, sagt Prof. Dr. Holger Reinecke, Gefäßspezialist der Deutschen Gesellschaft für Angiologie (DGA) in Münster, der die Jahrestagung leitete. Noch zu oft werden Gefäßerkrankungen zu spät erkannt. Mit schlimmen Folgen: Verengungen in den Blutgefäßen können zu einem Schlaganfall, Herzinfarkt oder sogar zu einer Amputation der Beine führen.
Das muss nicht sein! Prof. Reinecke: „Betroffene sollten sich gleich an einen Gefäßspezialisten (Angiologen) wenden. Denn dieser kann am besten notwendige Behandlungen einleiten und kennt sich auch bei den neuesten Therapien am besten aus.“
Schaufensterkrankheit: mehrgleisige Behandlung
Vor allem im Bereich der „Schaufensterkrankheit“ gibt es mehrere gute neue Therapien. Ursache für die Beschwerden ist eine Durchblutungsstörung in den Beinen. In der Wade oder im Gesäßbereich entstehen Schmerzen, weil sich die Blutgefäße verengt haben. Die Muskeln erhalten nicht mehr genug Nährstoffe und Sauerstoff. Wird die Durchblutungsstörung ausgeprägter oder verschließt eine Arterie vollständig, treten die Schmerzen sogar in Ruhe auf.
Die Blutgefäße können durch zahlreiche Risikofaktoren geschädigt werden, vor allem aber durch langjähriges Rauchen. Daher werden die von der pAVK betroffenen Beine oft auch „Raucherbeine“ genannt. Weitere Risikofaktoren: Diabetes, Bluthochdruck, eine Fettstoffwechselstörung, Bewegungsmangel, Gicht, Übergewicht und Stress.
Die Behandlung erfolgt immer mehrgleisig. An erster Stelle steht, die Risikofaktoren auszuschalten. Das bedeutet: Mit dem Rauchen aufhören und eventuelle Grunderkrankungen wie Bluthochdruck behandeln. Ist das geschehen, sollte durch ein strukturiertes Gehtraining unter Anleitung eine Verbesserung der Durchblutung der noch verbliebenen Gefäße versucht werden. Durch die aktive Bewegungstherapie können sich unter Umständen um den Gefäßverschluss herum kleine Blutgefäße eröffnen und erweitern. Man nennt das Umgehungskreislauf. Hilft das Bewegungstraining nicht, müssen andere Maßnahmen ergriffen werden.
Neue Therapien bei der Schaufensterkrankheit:
- Neue Medikamente: In der mit über 27.000 Patienten groß angelegten COMPASS-Studie wurde der antithrombotische Wirkstoff Rivaroxaban untersucht. Prof. Reinecke: „Es zeigte sich, dass Rivaroxaban in Kombination mit Acetylsalicylsäure (ASS) bei Patienten mit pAVK das Risiko für Schlaganfälle um 42 Prozent, die Gefahr eines Herzinfarkts um 14 Prozent und das für kardiovaskuläre Todesfälle um 22 Prozent senken kann.“ Die ebenfalls neue FOURIER-Studie gibt wiederum grünes Licht für den sogenannten PCSK9-Hemmer. Es handelt sich dabei um eine neuartige Wirkstoffklasse zur Verringerung des LDL-Cholesterinwertes. „Man weiß, dass eine hohe Gesamtcholesterinkonzentration die pAVK in der Regel verschlimmert. Die FOURIER-Studie zeigt nun, dass die Einnahme eines PCSK9-Hemmers die pAVK verbessert“, erläutert Dr. Prof. Reinecke.
- Neue Kathetertechniken: Bisher war es nur möglich, die Blutgefäße von oben, das heißt vom Oberschenkel aus, zu erreichen. Hierbei wurde an der Leiste punktiert und der Katheter im Blutgefäß bis zur Engstelle vorgeschoben. Dank neuester sehr feiner Katheter können verstopfte Blutgefäße vom Fuß oder Unterschenkel aus erreicht werden (retrograder Zugang). Am Fuß haben die Blutgefäße einen sehr viel kleineren Durchmesser als am Oberschenkel. „So können noch mehr Patienten mit komplexen Gefäßverschlüssen behandelt werden“, freut sich Prof. Reinecke.
- Medikamentenbeschichtete Ballons: Über den Katheter wird ein Ballon bis zur Engstelle vorgeschoben und aufgepumpt. Auf diese Weise weitet sich das Blutgefäß. Damit sich die Stelle anschließend nicht wieder verschließt, werden jetzt moderne medikamentenbeschichtete Ballons eingesetzt. Der Wirkstoff Paclitaxel sorgt dafür, dass das Gefäß dauerhaft offenbleibt.
- Neue Stents: Häufig muss die Verengung mit einem speziellen Metallgeflecht (Stent) armiert werden. Ganz neu sind sogenannte „Spot Stents“. Es handelt sich dabei um einzelne kleine Stents, die ein Gefäß offenhalten sollen. Prof. Reinecke: „Früher hat man einen längeren durchgehenden Stent an der verengten Stelle eingesetzt. Es hat sich aber gezeigt, dass dieser lange Stent bei alltäglichen Bewegungen, die jeder Mensch macht, zu sehr beansprucht wird und im Blutgefäß Schaden anrichten kann. Mit mehreren kurzen Stents kann sich der Patient viel besser bewegen.“
- Stammzellen: Neueste Studien zeigen, dass die Stammzellentherapie die Durchblutung verbessern kann. Prof. Reinecke: „Für die Stammzellentherapie bei pAVK werden Stammzellen aus der Plazenta entnommen. Es handelt sich um die Plazenta einer Spenderin, die gerade ihr Baby bekommen hat und die Plazenta ohnehin nicht mehr benötigt. Diese Stammzellen werden hochgezüchtet. Anschließend injiziert man diese dem Patienten.“
Neue Venenstents bei der tiefen Venenthrombose (TVT)
Auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie diskutierten die Gefäßexperten auch intensiv über die tiefe Venenthrombose (TVT). Denn neue Venenstents machen neue Hoffnung. Die tiefe Venenthrombose ist nach dem Herzinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste akut auftretende kardiovaskuläre Erkrankung. Die betroffenen Patienten haben wie Patienten mit pAVK Schmerzen in den Beinen und oft können nur noch kurze Gehstrecken zurückgelegt werden.
Ursache für die Erkrankung ist auch hier eine Verengung eines Blutgefäßes, allerdings in diesem Fall meistens im Becken. „Dadurch staut sich das Blut in den Beinen. In der Folge bildet sich ein Thrombus und das Blutgefäß verstopft“, erläutert Prof. Reinecke. Die nunmehr entstandene TVT kann schnell lebensgefährlich werden. Denn der Thrombus kann sich lösen und in die Lunge wandern. Eine lebensbedrohliche Lungenembolie droht.
Um die Verengung dauerhaft zu beseitigen und das Gefäß offen zu halten, braucht man spezielle Stents. „Die neuesten Venenstents sind einerseits sehr stabil und andererseits sehr flexibel, damit der Patient sie bei Bewegungen nicht spürt”, sagt Prof. Reinecke. Der Venenstent wird unter Röntgenkontrolle über eine kleine Punktion in der Leiste oder der Kniekehle bis zur Verengung vorgeschoben. Prof. Reinecke: „Die Einengung der Vene wird so dauerhaft beseitigt. Das Blut aus den Beinen kann wieder ungehindert zum Herzen zurückfließen. Schwellungen und Schmerzen gehen zurück.”
Quelle: Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Angiologie – Gesellschaft für Gefäßmedizin e.V.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig