- Behandlung
Operativ die Potenz erhalten
4 Minuten
Gelegentliche Probleme mit der Gliedversteifung zeigen noch keine Potenzstörung an. Hiervon spricht man dann, wenn über ein halbes Jahr keine für einen Sexualverkehr ausreichende Erektion möglich ist. Operationen können helfen, wenn Medikamente ohne Wirkung bleiben.
Wenn es gelegentlich Probleme mit der Gliedversteifung gibt, liegt noch keine Potenzstörung vor. Von einer erektilen Dysfunktion (ED) spricht man erst, wenn eine dauerhafte Unfähigkeit (meist über 6 Monate) vorliegt, eine für einen zufriedenstellenden Sexualverkehr ausreichende Erektion aufzubauen oder aufrechtzuerhalten. Erektionsstörungen haben einen stark negativen Einfluss auf die Lebensqualität.
Die Angst zu versagen
Laut Experten sind ca. 80 Prozent aller Erektionsstörungen überwiegend organisch bedingt. Trotzdem gibt es bei jedem Mann mit Erektionsproblemen auch immer ein psycho-sexuelles Problem. Klassisch ist in dem Zusammenhang die Versagensangst:
Die Erektionseinleitung passiert im Gehirn; über das Rückenmark wird dann das Signal an den Penis weitergeleitet. Hier muss es durch Weitstellung der Blutgefäße zu einer 30-mal stärkeren Durchblutung als im Ruhezustand kommen. Durch zusätzlichen muskulären Druck auf die schon blutgefüllten Schwellkörper entsteht eine volle Erektion mit Versteifung des Penis.
Vielfältige Störungsmöglichkeiten
Die Erektionsentstehung und Aufrechterhaltung ist ein relativ komplexer Vorgang. Dementsprechend sind vielfältige Störungsmöglichkeiten denkbar. Besonders Störungen der Nervenübertragung und Durchblutungsstörungen spielen bei Männern mit Erektionsstörungen eine große Rolle.
Erektionsstörungen kommen bei Diabetikern häufig vor. Wissenschaftliche Untersuchungen gehen davon aus, dass jeder zweite Diabetiker im Laufe seines Lebens Erektionsstörungen bekommen wird. Dies hängt zusammen mit Diabetesfolgen an den Nerven und den Blutgefäßen (diabetische Neuropathie und Angiopathie).
Wer Bluthochdruck oder erhöhte Blutfette hat oder wer raucht, der trägt ein noch höheres Risiko. Eine gute Diabeteseinstellung und Vermeidung von Risikofaktoren kann die Wahrscheinlichkeit senken.
Das Tabuthema
Obwohl Erektionsstörungen gerade bei Diabetikern so häufig vorkommen, werden längst nicht alle Männer mit Diabetes von ihren Ärzten danach gefragt. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Initiative für ein solches Gespräch in 75 Prozent aller Fälle vom Patienten ausgeht, nicht vom Arzt.
Haben Sie den Mut und sprechen Sie über Ihre Erektionsstörungen. Viele Ärzte können mit dem Thema sachlich umgehen. Suchen Sie im Zweifel einen Urologen, Andrologen oder Sexualmediziner auf. In Frage kommt auch eine Selbsthilfegruppe: Hier treffen Sie auf Gleichgesinnte und können frei über alles reden. Und beziehen Sie Ihren Partner ein: Denn nur gemeinsam können Sie eine Lösung finden.
Medikamente helfen nicht?
Zur Behandlung von Erektionsstörungen gibt es Medikamente wie Viagra, Levitra und Cialis (Seite 22ff). Diese haben nennenswerte Nebenwirkungen und Kontraindikationen, so dass sie nicht für alle Patienten geeignet sind. Außerdem kommt es gerade bei Diabetikern mit schweren Erektionsstörungen vor, dass die Medikamente nicht ausreichend helfen.
Mögliche Alternativen
Leitlinien der Europäischen Urologenvereinigung sehen zur Behandlung dann Medikamente vor, die mit einer feinen Nadel in den Penis gespritzt werden müssen (Schwellkörper-Auto-Injektions-Therapie/SKAT). Alternativ gibt es Vakuumpumpen-Systeme, bei denen durch Erzeugen eines Unterdrucks Blut in den Penis gesaugt wird. Beides sorgt auf Dauer nicht für Zufriedenheit der Anwender.
Operative Verfahren
Schon vor 40 Jahren wurde von Brantley Scott in den USA das erste hydraulische Penisimplantat entwickelt. Seither wurden diese Implantate immer weiter verbessert. Heute werden meist 3-Komponenten-Schwellkörper-Implantate eingesetzt: Hier werden zwei Silikonzylinder in die Schwellkörper eingebracht.
Die Pumpe bzw. Steuereinheit wird im Hodensack zwischen den beiden eigenen Hoden des Patienten positioniert. Im Unterbauch neben der Harnblase liegt das mit steriler Kochsalzlösung gefüllte Reservoir.
Nächste Seite: Penisimplantat – ungefährliche Operation, wenig Komplikationen und hohe Zufriedenheit bei Betroffenen.
Das Penisimplantat
Beim Wunsch nach Sex tastet der Patient die Pumpe im Hodensack und pumpt durch Zusammendrücken die Kochsalzlösung in die beiden Schwellkörperzylinder. Diese dehnen sich jetzt in der Breite und bei einem speziellen Implantatmodell (AMS LGX) auch etwas in der Länge aus. So kann eine ausreichende Penisversteifung für einen zufriedenstellenden Geschlechtsverkehr erreicht werden.
Sobald der Patient keine Erektion mehr braucht, kann er durch Betätigung des Ablassknopfes die Flüssigkeit wieder in das Reservoir verschieben, der Penis wird wieder schlaff.
Ungefährliche Operation
Der Eingriff ist nicht gefährlich; natürlich gibt es wie bei jeder Operation mögliche Komplikationen. Die Narkosefähigkeit des Patienten sollte nicht eingeschränkt sein, denn ohne Narkose kann der Eingriff selbstverständlich nicht erfolgen. Da solche Operationen in Deutschland nicht häufig durchgeführt werden, sollte man sich ein Zentrum mit großer Erfahrung auf dem Gebiet suchen; so können nachweislich die Komplikationen gesenkt werden.
Welche Komplikationen?
Das Implantatmaterial selbst hat eine extrem hohe Qualität. Technische Defekte sind selten, die Implantate sind weit über 10 Jahre haltbar. Durch eine Beschichtung bzw. Benetzung der Implantate mit einem Antibiotikum konnten Implantat-Infektionen auf unter 1 Prozent gesenkt werden. Wird die Operation in Exzellenzzentren vorgenommen, ist die Komplikationsrate deutlich niedriger als in anderen Kliniken.
In den ersten Wochen nach der Operation sollte das Penisimplantat nicht benutzt werden, um eine gute Einheilung zu gewährleisten – am besten 6 Wochen nicht. Da der operative Zugang im Bereich des Hodensacks liegt, kommt es unter normalen Umständen zu keiner veränderten Sensibilität: Der Penis fühlt sich von außen genauso an wie vorher. Bei entsprechender Stimulation kann der Patient einen normalen Orgasmus und Samenerguss erleben.
Höchste Zufriedenheitsrate
Von allen Verfahren zur Therapie der ED erreichen Penisimplantate die höchsten Zufriedenheitsraten bei den Patienten. Laut aktuellen wissenschaftlichen Untersuchungen wird die Rate der zufriedenen und sehr zufriedenen Patienten mit über 90 Prozent angegeben. Natürlich wurden im Rahmen von Studien auch die Partnerinnen der Patienten befragt: Auch hier wurden Zufriedenheitsraten von 80 bis 90 Prozent festgestellt.
Dies ist leicht nachvollziehbar, wenn man bedenkt, dass viele der Paare über Jahre keinen richtigen Geschlechtsverkehr mehr haben konnten und dann Dank des Penisimplantats wieder eine erfüllte und befriedigende gemeinsame Sexualität erleben können.
Teure Operation? Nein!
Im Gegensatz zu den sonstigen Behandlungsmethoden der ED werden die Kosten für diese operative stationäre Behandlung in Deutschland aktuell von allen Krankenkassen erstattet. Die Indikation für eine solche Operation muss selbstverständlich vorher von einem qualifizierten Facharzt gestellt werden.
Fazit: Wenn bei Diabetikern mit schweren Erektionsstörungen Medikamente nicht mehr wirken, gibt es heute mit den modernen Penisimplantaten eine gute Alternative – mit äußerst zufriedenen Patienten und deren Partnerinnen.
- Harntrakt- und Sexualstörungen: ausgelöst vom Diabetes?
- Harninkontinenz: Meist zu heilen oder zumindest zu lindern
- Statt Medikamente: Operativ die Potenz erhalten
- http://UmgangmitdernachlassendenManneskraft

Kontakt:
Oberarzt, Facharzt für Urologie – Adrologie, medikamentöse Tumortherapie, Fellow of the European Board of Urology (F.E.B.U.), Fellow of the European Committee of Sexual Medicine (F.E.C.S.M.), Abteilung Urologie – Chirurgische Universitätsklinik Freiburg, Hugstetter Straße 55, 79106 Freiburg im Breisgau
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2013; 62 (3) Seite 32-33
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 5 Stunden, 5 Minuten
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 5 Tagen, 20 Stunden
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Tag, 23 Stunden
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 1 Woche, 3 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 5 Tagen, 11 Stunden
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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