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Pubertät und dann auch noch Diabetes – Betreten der Baustelle verboten?
4 Minuten
Die Pubertät ist eine Herausforderung sowohl für die Jugendlichen als auch für die Eltern. Für die Jugendlichen ist es wie eine Art Umbaumaßnahme. Der Körper verändert sich und für die Psyche gibt es ebenfalls einige Neuerungen zu verarbeiten. Die neue Rolle im sozialen Umfeld zu finden, ist da manchmal gar nicht so einfach. Und wie sieht es bei den Eltern aus? Ein Spagat zwischen Verantwortung abgeben und trotzdem noch behüten wollen. Auf jeden Fall für beide Seiten eine Menge zu tun in dieser Zeit.

Wie war das denn bei mir?
Es ist zwar schon eine Weile her mit meiner Pubertät und der Diagnose, aber ich kann mich noch ganz gut an einige Situationen erinnern, die mich echt herausgefordert haben.
Ich wollte nicht anders sein als die anderen!
Wir stehen in einer Runde mit Freunden zusammen. Jemand bringt Süßigkeiten mit und bietet allen etwas an. Was soll ich tun? Sage ich, dass ich Diabetes habe und keine Süßigkeiten essen darf? Damals gab es leider noch die „Schwarze Liste“ und Süßigkeiten waren ein Tabu. Oder greife ich einfach zu und denke: „Ach, das eine Mal, wird schon nicht so schlimm sein.“? Ein innerer Zwiespalt, den ich so oft erlebt habe und der mir das Leben damals echt schwer gemacht hat.
Ich habe mich geschämt, öffentlich zu spritzen!
Ich brauche Insulin, um zu überleben. Das war klar, aber wie gehe ich mit dem Spritzen um? Ich war in der Pubertät nicht so selbstbewusst, einfach meine Spritze rauszuholen, um zu spritzen. Es war mir unangenehm und peinlich. Ich wollte nicht darauf angesprochen werden. Ich wollte kein Mitleid und ich wollte auch keine Sprüche. Also bin ich auf die Toilette gegangen oder habe gar nicht gespritzt. In diesen Fällen habe ich mich gegen mich und meine Gesundheit entschieden. Leider viel zu oft!
Die Extrawurst hat mich genervt!
Besonderes Essen, extra abgewogenes Essen, nicht dann essen, wenn ich etwas essen will. Ich esse gerne und das Thema Essen hat mich total genervt. Ich wollte einfach selbst bestimmen, was ich esse, wann ich etwas esse und wie viel ich esse. Das hat mich so wütend gemacht, dass mir der Diabetes jeden Tag wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht hat. Gefühlt war es jeden Tag ein Kampf, nicht meinen eigenen Willen durchzusetzen und neben dem Erwachsenwerden auch immer noch Rücksicht auf den Diabetes nehmen zu müssen.
Küssen Prinzen auch Junkies?
Die ersten Gefühle, die erste Liebe und immer die Frage im Hinterkopf: „Sag’ ich’s oder sag’ ich’s nicht?“ Wann ist ein guter Zeitpunkt? Ich hatte natürlich Bedenken, wie die Jungs reagieren, wenn sie von meinem Diabetes erfahren und das erste Mal meine Einwegspritzen sehen. Die Assoziation dazu ist wahrscheinlich erst einmal eine andere. Bekomme ich die Chance zu erklären, was ich da tue? Oder verhindert der Diabetes vielleicht, dass wir ein Paar werden? Ich hatte Angst vor Ablehnung wegen des Diabetes. Am Ende war es dann doch ganz einfach. Ich habe gleich gesagt, was Sache ist, denn das Basal-Insulin mit der Spritze lag sowieso immer sichtbar an meinem Bett.
Was hat meine Mama in dieser Zeit so gedacht?
Als klar war, dass ich diesen Artikel schreiben will, habe ich meiner Mama ein paar Fragen geschickt, denn mich interessiert einfach ihre Sichtweise. Früher haben wir leider einfach zu wenig über den Diabetes und was er mit unserem Alltag macht gesprochen. In den Fragen geht es um Angst, Sorgen, Wünsche, Freude, Unterstützungen und Herausforderungen. Ich war selber sehr gespannt, was ich für Antworten bekommen würde. „Am Anfang war alles neu. Wie viele BE hat was? Das musste ich erst einmal lernen. Ich hatte keine Schulung. Das habe ich alles aus deinen Unterlagen und von dir gelernt. Ich habe mir viel Mühe gegeben, alles ganz genau abzuwiegen, auszurechnen, um es dir leicht zu machen. Am Anfang warst du auch motiviert dabei, doch dann hatte ich immer mehr den Eindruck, dass dir alles egal ist.
Du hast einfach andere Sachen gegessen, nicht gemessen und nicht gespritzt. Das hat mich schon geärgert. Angst hatte ich keine, als ich von deiner Diagnose erfahren habe, denn ich wusste, dass man mit Diabetes gut (über)leben kann. Allerdings ist die Voraussetzung, dass man sich an seine Therapie hält. Das hat mir Sorgen bereitet, denn mit der Disziplin hattest du doch so deine Schwierigkeiten. Ich hatte einfach Sorge, dass du Spätschäden bekommst, wenn du so sorglos mit der Krankheit umgehst.“ Heute ist meine Mama froh, dass ich mich jetzt gut um mich kümmere und die Chancen nutze, die sich mir bieten, wie z.B. den Sensor zu tragen. Sie merkt, dass sich mein Leben und meine Beziehung zu meinem Diabetes verändert haben. Ich lebe jetzt in der Tat meistens nach den Regeln, die notwendig sind, damit es mir gut geht.
Was hätte es rückblickend vielleicht etwas einfacher gemacht?
Wir können die Zeit nicht zurückdrehen oder Situationen aus der Vergangenheit verändern. Ein paar Ideen habe ich allerdings doch, die anderen Menschen, die sich gerade in einer ähnlichen Situation befinden, helfen können.
Reden hilft!
Über die Erwartungen, Sorgen und Nöte gerade in schwierigen Zeit zu sprechen, finde ich wichtig. Auch wenn es nicht immer einfach ist, über den eigenen Schatten zu springen. Wir können dadurch nur gewinnen, wenn wir über die Themen sprechen, die uns bewegen.
Schulung für alle Beteiligten!
Auch wenn ich schon auf dem Weg war, erwachsen zu werden, wäre es gut gewesen, wenn auch meine Mutter eine Schulung bekommen hätte. Ich weiß nach so vielen Jahren nicht mehr, warum sie keine bekommen hat, aber es wäre wichtig gewesen.
Verantwortung abgeben, Verantwortung annehmen!
Die Pubertät ist ein besonderer Lebensabschnitt eines Menschen. Damit sich auch die Rollen im Umgang mit dem Diabetes neu finden können, ist aus meiner Sicht wichtig für Jugendliche und Eltern, sich mit der Verantwortung auseinanderzusetzen, die jeder dabei trägt. Aufwachsen mit Diabetes war für mich eine große Herausforderung. Seid mutig und betretet diese Baustelle. Auch wenn es sehr lange gedauert hat, habe ich die Kurve gekriegt. Und das wünsche ich euch auch, egal in welcher Lebensphase ihr gerade seid!
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 2 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig