- Behandlung
Rehabilitation rechnet sich!
4 Minuten
Die medizinische Rehabilitation hat nach wie vor hohen Stellenwert in unserem Gesundheitssystem. Dr. Gerhard-W. Schmeisl nennt die Voraussetzungen sowie Aufgaben und Ziele einer Rehabilitation.
Krankheit kann jeden aus heiterem Himmel treffen und das Leben massiv beeinträchtigen. Rehabilitation (lat.: wiederherstellen) kann helfen, dies zu bewältigen, die Folgen abzuschwächen und ein zukünftiges Leben besser zu gestalten.
Die gesetzliche Rentenversicherung finanziert Leistungen zur Rehabilitation mit dem Ziel, eine erheblich gefährdete oder bereits geminderte Erwerbsfähigkeit wesentlich zu bessern oder wiederherzustellen – zumindest aber eine Verschlechterung abzuwenden. Rehabilitation in diesem Sinne rechnet sich auch für die Rentenversicherung, da Betroffene dann auch länger im Erwerbsleben bleiben und so gleichzeitig länger Beitragszahler bleiben.
Reha: die Voraussetzungen
Für eine Reha müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein (später mehr dazu). Grundsätzlich müssen in den letzten 2 Jahren für mindestens 6 Kalendermonate Pflichtbeiträge geleistet worden sein. Und eine erneute Reha kommt erst nach Ablauf von 4 Jahren in Betracht.
Menschen, die nicht mehr im Erwerbsleben stehen und nicht über die Deutsche Rentenversicherung versichert sind, können eine Rehabilitationsmaßnahme über ihre Krankenversicherung genehmigt bekommen. Die Prüfung der Voraussetzungen erfolgt beim jeweils zuständigen Rentenversicherungsträger bzw. in Kooperation mit der Krankenkasse.
Ob eine ambulante Reha sinnvoll ist, hängt von der Komplexität der Erkrankung und von der Machbarkeit (Nähe zu einem ambulanten Rehabilitationszentrum) ab – nur etwa 14 Prozent der Rehabilitationsmaßnahmen werden deshalb ambulant durchgeführt – je nach Indikation. Auch das Herauskommen aus seinem üblichen Umfeld (abschalten!) spielt dabei für die Genesung oft eine wichtige Rolle (stationäre Rehabilitation).
Nach dem SGB IX (SGB: Sozialgesetzbuch) muss vor der Durchführung einer Rehabilitation zur Wiederherstellung und Sicherung der Teilhabe der Patienten Folgendes geklärt werden:
- die Frage der Rehabilitationsbedürftigkeit,
- die Frage der Rehabilitationsfähigkeit,
- die Frage der Rehabilitationsprognose.
Wird eine Reha abgelehnt, kann man innerhalb von 4 Wochen nach Eingang des Bescheides Widerspruch einlegen – am besten mit Unterstützung Ihres Arztes.
Verbesserung der Prognose
- Prävention und Risikoreduktion
- Reduktion der Krankheitshäufigkeit
- Reduktion der Sterblichkeit
Beitrag zur Kostenstabilität
- Verbesserung der Compliance durch Empowerment
- Reduktion/Verhinderung vermeidbarer Krankenhausaufenthalte
- Vermeidung vorzeitiger Berentung und Pflege
modifiziert nach Bjarnason-Wehrens, 2007
Für einen Arzt in einer Rehabilitationsklinik bedeutet dies, nachdem durch andere die Rehabilitationsbedürftigkeit festgelegt wurde (in der Regel im Akutkrankenhaus), festzustellen, ob dieser Patient auch tatsächlich rehafähig ist, nämlich:
- ob er in der Lage ist, eine Rehabilitation auch durchzuführen und
- ob die Rehabilitationsmaßnahme in Bezug auf seine Teilhabe auch Aussicht auf Erfolg hat.
Erst wenn diese Faktoren geklärt sind, kann der Patient zur stationären Rehabilitation aufgenommen werden.
Die Ziele der Rehabilitation
Mit Hilfe eines multidisziplinären Teams soll der Patient in einem Prozess unterstützt werden, seine individuelle bestmögliche physische und psychische Gesundheit sowie die soziale Integration wiederzuerlangen – und so möglichst langfristig aufrechtzuerhalten.
Ziele sind, die Arbeitsfähigkeit von Patienten zu erhalten oder wiederherzustellen sowie auch die Patienten sozial zu integrieren und ihnen die Möglichkeit zu bieten, am normalen, alltäglichen Leben teilzunehmen. Leistungsfähigkeit, Lebensqualität und auch die Prognose des Patienten sollen langfristig verbessert werden. Grundlage dafür sind die im SGB IX benannten Zielsetzungen der Teilnahme rehabilitationsbedürftiger Patienten; um dieses alles zu erreichen, müssen viele Aufgaben erfüllt werden (siehe Tabelle).
- Remobilisierung der Patienten nach akuten Herz-Kreislauf-Erkrankungen, nach Operationen oder sonstigen Eingriffen im Bereich des Herz-Kreislauf-Systems
- Risikobewertung in Bezug auf den zu erwartenden kurz-, mittel- und langfristigen Krankheitsverlauf
- die darauf basierende Optimierung der individuellen medikamentösen und nichtmedikamentösen Therapie (Erstellung eines individuellen Rehabilitationsplanes)
- die Unterstützung des Patienten bei der Krankheitsverarbeitung – Förderung einer angemessenen Einstellung zu seiner Erkrankung
- die nachhaltige Vermittlung der individuell notwendigen Lebensstiländerung und der medikamentösen Langzeittherapie – die Anleitung zu eigenverantwortlichem Handeln
- die Beratung und Unterstützung des Patienten bei der beruflichen und sozialen Wiedereingliederung, einschließlich der sozialmedizinischen Begutachtung erwerbstätiger Patienten
- die Einbeziehung der Lebenspartner des Patienten in der Beratung und bei Schulungen (z. B. Schulungen zur Gewichtsabnahme, Antiraucherprogramm, lebensrettende Maßnahmen oder auch Schulungen in der Lehrküche/Diabetikerschulungen)
- am Schluss der Maßnahme folgt die sozialmedizinische Einschätzung der Leistungsfähigkeit bezüglich seiner beruflichen Tätigkeit und seiner Teilhabe am allgemeinen Leben (Sport, Freizeit etc.)Beratung im Hinblick auf die weitere berufliche Tätigkeit
- Beratung über eventuelle zusätzliche Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben (LTA-Maßnahmen) und weitere diagnostische Maßnahmen
modifiziert nach Bjarnason-Wehrens, 2007
Rehabilitation: die Kosten
Die Kosten für eine medizinische Rehabilitation übernimmt bei Berufstätigen in der Regel die Rentenversicherung, bei Rentnern die Krankenkasse. Bei einer stationären Rehabilitationsmaßnahme können zusätzliche Kosten für Übernachtung und Verpflegung anfallen. Die Zuzahlung beträgt max. 10 €/Tag. Zuzahlungen werden für max. 42 Tage im Jahr fällig, wobei Krankenhausaufenthalte mitgezählt werden.
Die Beantragung
Wer eine Reha beantragen will, braucht die Zustimmung seines Arztes. Im Zweifelsfall kann man sich auch unabhängig bezüglich einer Reha bei den örtlichen Reha-Servicestellen der Kostenträger beraten lassen (www.reha-servicestellen.de). Dort können auch entsprechende Antragsformulare abgeholt werden.
Klinik-Wahl: Mitspracherecht!
Grundsätzlich haben Sie bei der Auswahl der Klinik nach dem SGB IX ein Mitspracherecht. Sie können also angeben, aus welchen Gründen Sie in einer bestimmten Klinik nach einem akut-stationären Aufenthalt weiterbehandelt werden wollen. Dies wird in der Regel mit dem Sozialdienst einer Akutklinik besprochen. Der Sozialdienst bearbeitet auch in der Regel schon den Antrag auf eine anschließende Rehabilitation.
Ablehnung: 4 Wochen Zeit für Widerspruch
Wird eine Reha abgelehnt, kann man innerhalb von 4 Wochen nach Eingang des Bescheides Widerspruch einlegen – am besten mit Unterstützung Ihres Arztes.
- Rehabilitation rechnet sich!
- Die diabetologische Rehabilitation
- Reha: Probleme Herz und Durchblutung
von Dr. Gerhard-W. Schmeisl
Internist/Angiologe/Diabetologe/Sozialmedizin, Chefarzt Deegenbergklinik
sowie Chefarzt Diabetologie Klinik Saale (DRV-Bund)
Deegenbergklinik, Burgstraße 21,
97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71/8 21-0, E-Mail: schmeisl@deegenberg.de
Klinik Saale, Pfaffstraße 10,
97688 Bad Kissingen, Tel.: 09 71/8 5-01
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (12) Seite 14-25
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 6 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 3 Wochen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 2 Wochen, 2 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig