Typ-1-Diabetes einstellen? Schwierig!

2 Minuten

© Kirchheim-Verlag | Illustrationen: Christian Mentzel
Typ-1-Diabetes einstellen? Schwierig!

Jana Einser hat seit über 40 Jahren Typ-1-Diabetes und hardert trotz dieser langen Erfahrung noch immer ab und an mit unerklärlichen Blutzuckerschwankungen. Wieso sie dennoch über schnippischen Bemerkungen mancher Ärzte steht, verrät sie in ihrer Kolumne.

“Sie sind nicht gut eingestellt!” Kennen Sie diesen Satz? Möglicherweise noch in Kombination mit: “Sie machen etwas falsch!”? Und möglichst in scharfem Ton, damit man auf jeden Fall versteht, dass das so nicht geht mit der Diabeteseinstellung? Mein Diabetologe, zu dem ich inzwischen seit vielen Jahren gehe und der einfach spitze ist, sagt so einen Quatsch nicht. Aber früher ist mir das durchaus begegnet.

Wie soll ich als Typ-1-Diabetiker darauf reagieren? Vielleicht emotional: “Haben Sie schon einmal versucht, mit Diabetes zu leben?” Oder frech: “Das ist doch Ihre Aufgabe, Sie sind der Experte.” Nein, ich glaube, das wäre sinnlos – zumal beim Typ-1-Diabetes oft wir selbst die besseren Experten sind.

Das wahre Gesicht des Typ-1-Diabetes

Ich würde, wenn mir irgendwann mal wieder jemand einen solchen Satz hinwerfen würde, es lieber sachlich versuchen und ihm meine Glukosekurven des kontinuierlichen Glukosemonitorings hinlegen. Die zeigen nämlich das wahre Gesicht des Typ-1-Diabetes: Er ist gar nicht einstellbar!

Oder wie soll ich verstehen, dass an einem Vormittag, an dem ich eineinhalb Stunden zum flotten Nordic Walking unterwegs bin, die Werte himmelhoch steigen – und beim nächsten Mal, trotz offensichtlich gleicher Voraussetzungen, meine mitgenommenen Zuckervorräte kaum ausreichen?

Viele Einflüsse auf den Zuckerstoffwechsel

Es gibt so viele Einflüsse im täglichen Leben, deren Effekte auf unseren Zuckerstoffwechsel wir nicht kennen, so dass sie auch nicht zu berücksichtigen sind, wenn wir uns zum Beispiel auf das Sporttreiben vorbereiten.

Je länger wir Erfahrung mit unserem Diabetes haben – über 40 Jahre sind es jetzt bei mir –, desto größer wird die Wahrscheinlichkeit, dass wir mit unseren Therapieentscheidungen das erreichen, was wir vorher überlegt haben. Trotzdem klappt es oft genug nicht, wie auch häufig in Blogs und anderen Internetforen zu lesen ist – eben wegen der unbekannten Effekte!

Entlastung durch moderne Diabetestherapien

Umso mehr genieße ich es, dass die Entwicklung in der Diabetestherapie immer weiter vorangeschritten ist. Heute muss ich nicht mehr vollständig allein denken, nein, meine Kombination aus kontinuierlicher Glukosemessung und Insulinpumpe denkt ein bisschen mit – und entlastet mich im täglichen Leben.

Diskutieren Sie mit!

Im Kommentarbereich unterhalb der Kolumne können Sie das Gelesene kommentieren, eigene Erfahrungen schildern, mitreden … einfach auf die Sprechblase klicken und ins Kommentarfeld schreiben!

weitere Kolumnen und Meinungsbeiträge


von Jana Einser

Das Team für den guten Schluss: Dr. Hans Langer arbeitet als Arzt in einer Diabetesklinik, Jana Einser hat schon seit Kindertagen Typ-1-Diabetes und Alex Adabei hat viele Bekannte und Verwandte mit Typ-2-Diabetes. Sie schreiben abwechselnd für diese Kolumne.

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstraße 41, 55116 Mainz,
Tel.: (06131) 9 60 70 0, Fax: (06131) 9 60 70 90,
E-mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (12) Seite 90

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Gesund und nachhaltig fürs Klima – Interview mit Prof. Thürmann

Prof. Dr. Petra Thürmann vom Helios Universitätsklinikum Wuppertal war maßgeblich an der „5. Stellungnahme des ExpertInnenrats ‚Gesundheit und Resilienz‘ – Klimawandel und Gesundheit: Zusammen Denken, Systemgrenzen Überwinden“ beteiligt.
Gesund und nachhaltig fürs Klima – Interview mit Prof. Thürmann | Fotos: CYBERUSS, Rstm, epiximages, Dmytro Synelnychenko – stock.adobe.com / Collage: Susanne Ischner – MedTriX

2 Minuten

Veränderte Wirkung bei hohen Temperaturen: Auch Medikamente brauchen „hitzefrei“

Menschen mit Diabetes sollten während einer Hitzeperiode besonders gut auf sich achtgeben, denn hohe Temperaturen können ihnen merklich zusetzen. Ein Risikofaktor neben vielen weiteren ist die Arzneimittel-Therapie. Befolgt man ein paar Tipps, kommt man hoffentlich gut durch die heißen Tage.
Veränderte Wirkung bei hohen Temperaturen: Auch Medikamente brauchen „hitzefrei“ | Foto: Deagreez - gettyimages

3 Minuten

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen