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Umfrage-Ergebnisse: Wie wir Entscheidungen treffen…
4 Minuten
Mein so gut wie letztes Modul im Masterstudium Wirtschaftspsychologie klang für mich anfangs nur mittelmäßig interessant: Mensch-Computer-Interaktion. Ob mein Beruf zukünftig von Robotern ersetzt wird, hat mich bisher eher wenig beschäftigt. Auch wenn ich mich an manchen Tagen als Cyborg identifiziere, ging es doch über die Auseinandersetzung mit Diabetestechnik nicht hinaus beim Thema Mensch und Computer. Die Gestaltung der Vorlesung war jedoch sehr interessant, sodass wir sowohl aus menschlicher Sicht als auch aus technischer Sicht viel Input bekamen. Als Prüfungsleistung müssen wir im Studium fast ausschließlich Hausarbeiten schreiben. Einige von euch haben mich dabei ja sogar schon unterstützt <3.
Mensch oder Maschine?
So musste ich auch nun wieder innerhalb einer sehr kurzen Zeit ein Thema überlegen, erforschen und die Hausarbeit dazu schreiben. Das Thema für meine Hausarbeit zu finden, fiel mir nie so einfach wie für dieses Modul: Ich bin doch selbst halb ein Roboter, lege die Verantwortung für mein Leben jeden Tag ein Stück in technische Geräte. Die perfekte Vorlage! Am nächsten Tag in der Uni sprach ich mit meinem Dozenten über das Thema. Er war sofort überzeugt davon und so legte ich los.
Loopen – was uns wichtig ist
Meine Idee war, zu testen, auf welche Parameter in einer möglichen Loop-Therapie wir Diabetiker so Wert legen. Beim Thema Loop gibt es noch wenige Studien, die ich zitieren konnte, also machte ich meine eigene.
Hürde eins war, dass ich das Analyse-Tool nur für eine 14-tägige Testversion downloaden und nutzen konnte. In dieser Zeit musste das Programm mir sagen, wie ich meinen Fragebogen durch unterschiedliche Kombinationen meiner Variablen gestalten sollte. Dann musstet ihr alle fleißig meinen Fragebogen beantworten – je mehr, desto besser. Und dann musste ich noch die Daten aus dem Online-Tool in Excel übertragen und die Auswertung vornehmen. Alles in 14 Tagen. Sportlicher Zeitplan, aber da für die Bearbeitung der Hausarbeit insgesamt auch nur 3 Wochen zur Verfügung standen, musste ich es einfach irgendwie schaffen.
Gleich am ersten Wochenende stand der erste groß(artig)e Zeiträuber an: Das BSL-Camp in Mainz. Außerdem hatte mein Vater in dieser Woche Geburtstag und ich wollte meine Eltern besuchen. Insgesamt hatte ich an diesem Wochenende 6 Stunden Bahnfahrt, 1 Stunde Flug und jede Menge kurze Transferzeit zur Verfügung. Ich wollte jede Minute zum Schreiben nutzen. Natürlich kam es ganz anders und ich kam mit demselben Stand an Wörtern wieder in Hamburg an, mit dem ich losgefahren war. Die Tage danach schaffte ich ein paar Seiten, veröffentlichte die Umfrage und konnte viel Recherche betreiben – dann wurde ich eine Woche vor Abgabe krank und lag mit Fieber und Erkältung im Bett.
Zum Glück bekam ich eine kurze, aber rettende Fristverlängerung und konnte so die Hausarbeit ein paar Tage Hausarbeit sein lassen. Doch Stress, Schokolade, Erkältung und viel Lesen über Glukosewerte, Loop, Insulinpumpen und HbA1c-Grenzen verursachten bei mir eher Frustration mit meiner eigenen Therapie als ein Vorankommen mit der Hausarbeit. So wurde, trotz meines großen eigenen Interesses am Thema, die Bearbeitungszeit immer knapper und die Hausarbeit letztendlich in ein paar Tagen runtergeschrieben. Abgegeben habe ich dennoch mehr als 24 h vor dem eigentlichen (verlängerten) Abgabedatum. YEAHH!!!
Die Erkältung bin ich leider immer noch nicht komplett wieder los – wieso auch?
Genug des Mimimi – was habe ich denn nun herausgefunden?

Nun, vielen von euch ist sicherlich in der Umfrage aufgefallen, dass fast alle Antwortmöglichkeiten ähnlich klangen und teilweise verwirrend ähnliche Dinge verglichen wurden. Genau dies war der Sinn der Analyse. Durch die Vergleiche fand das Programm heraus, welche Elemente in den unterschiedlichen Szenarien, die zur Auswahl standen, euch dazu bewogen, diese auszuwählen. Bildlich sah das Ganze so aus:

Dahinter steckte eine bestimme Kodierung, mit der das Programm herausfand, welcher Bestandteil am meisten Einfluss auf eure Wahl hatte.
Nicht überraschend kam heraus, dass ein HbA1c von 6,0 % bzw. 42 mmol/mol oder niedriger euch am meisten überzeugte und andere Therapiebestandteile in den Schatten stellte.
Interessant war jedoch auch, dass eine Ermutigung des Arztes nicht denselben Einfluss hat wie ein Abraten. Am meisten Einfluss hatte es auf eure Entscheidungen, wenn die Unterstützung des Arztes weder positiv noch negativ war. Mit einer nicht vollständig aussagekräftigen Verlässlichkeit wird auch eine schlauchlose Pumpe von euch bevorzugt. Genauso wird der offiziell zugelassene Loop gegenüber dem selbstprogrammierten Loop oder gar keinem Loop bevorzugt.
Das HbA1c ist mit fast 60 % die wichtigste Entscheidungskomponente für die Therapie, gefolgt von der Unterstützung des Arztes. Im folgenden Bild sind die sog. aggregierten Wichtigkeiten aufgezeigt:

Interessante Ergebnisse, oder? Ob es eine Schlauchpumpe ist, oder nicht, erklärt nur 9 % unserer Therapieentscheidungen und auch der Loop macht nur 10 % aus. Die Unterstützung durch den Arzt beeinflusst uns schon wesentlich mehr – fast ein Viertel der Entscheidung macht die Entscheidung des Arztes aus. Den größten Einfluss auf eine Therapieentscheidung hat, wie eben bereits erwähnt, der HbA1c. Bedeutet: Die Therapie kann noch so toll, bequem oder einfach sein. Mehr als die Hälfte von uns würden sie jedoch nur wählen, wenn dabei auch das HbA1c Ziel erreicht wird.
Die idealste Therapie setzt sich laut den Umfrageergebnissen zusammen aus einem offiziell zugelassenem Loop mit einer schlauchlosen Pumpe, die einen HbA1c von 6,0 % und niedriger erzielen. Klingt gut, oder?
Das alles ist für mich reine, persönliche Neugierde. Leider hat die Umfrage keine tiefgründige wissenschaftliche Verlässlichkeit, da hierfür wesentlich mehr Teilnehmer gefordert wären. Ich war einfach nur daran interessiert, mich, dich und uns besser kennen zu lernen. Was ist uns wichtig? Und was nicht?
Wann kommen offizielle Untersuchungen?
Ich hoffe, offizielle Untersuchungen mit diesem Ziel werden uns vielleicht in den kommenden Jahren die Therapie erleichtern und Produkte in die Veröffentlichung bringen, die wir WIRKLICH benötigen.
Habt ihr euch auch schon einmal gefragt, warum UNS eigentlich keiner fragt, wie wir uns unsere Zukunft mit Diabetes vorstellen?
Auch das habe ich in meiner Hausarbeit gelernt und geschrieben: wie stark eine Initiative wie #wearenotwaiting ist und wie viel Einfluss sie (hoffentlich) auf die Entwicklungen in der Medizintechnik hat, um die Zukunft der Diabetestherapie mitzubestimmen.
Denn wenn jemand in der Diabetestherapie Mitspracherecht haben muss – wer, wenn nicht wir?
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 1 Woche, 2 Tagen
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Woche, 2 Tagen
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 2 Tagen
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 3 Wochen, 3 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike