Anlässlich des Weltdiabetestags haben sich Betroffene wieder auf vielfältige Weise über den medizinischen und technischen Fortschritt sowie neue Behandlungsmethoden informieren können. Der Aktionstag rückt seit 1991 jährlich am 14. November alle Entwicklungen rund um die Volkskrankheit Diabetes in den Fokus.
Der Weltdiabetestag steht unter Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministeriums und richtet sich in erster Linie an Patienten. Seit Beginn der Corona-Pandemie findet das komplette Programm online statt – die Beiträge bleiben somit längerfristig erhalten und sind auch nachträglich noch als Stream unter http://www.weltdiabetestag.de
verfügbar.
Bei der virtuellen Veranstaltung, die von der gemeinnützigen Organisation diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe zusammen mit der #dedoc° Diabetes Online Community organisiert wurde, kamen auch soziale Aspekte rund um die Stoffwechselstörung zur Sprache. Nicht zuletzt organisierte der Kirchheim-Verlag als Medienpartner eine Gesprächsrunde, in der Patienten von ihren Erfahrungen mit der medizinischen Versorgung bei Diabetes berichteten.
Circa 11 Millionen Betroffene
Auch im Zusammenhang mit der Stoffwechselerkrankung Diabetes ist immer häufiger von einer Pandemie die Rede: Wie der Vorstandsvorsitzende von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe, Dr. Jens Kröger, berichtete, ist bei 8,7 Millionen Menschen in Deutschland bereits Diabetes diagnostiziert worden. Da es überdies eine beträchtliche Dunkelziffer gibt, liegt die Anzahl der Betroffenen im Land tatsächlich wohl schon bei etwa 11 Millionen Menschen, von denen rund 95 Prozent einen Typ-2-Diabetes haben, so Kröger.
Corona-Lockdown hat Lage verschärft
Der Digitale Patiententag mit mehreren Fachvorträgen wurde von Prof. Dr. Thomas Haak, Chefarzt am Diabetes Zentrum Mergentheim sowie Chefredakteur des Diabetes-Journals, moderiert. Inhaltlich ging es neben dem weltweiten Anstieg der Erkrankungszahlen unter anderem um die herausfordernde Betreuung von Menschen mit Diabetes in der Pflege, um das erhöhte Osteoporoserisiko von Betroffenen, um individuelle Ernährungstipps sowie um Mobbing von Kindern und Jugendlichen, die an der Stoffwechselstörung erkrankt sind. Da es auch unter jungen Menschen immer mehr Fälle von Typ-2-Diabetes gibt, warben gleich mehrere Referenten für eine bewusstere Ernährung. Die Corona-Pandemie und der Lockdown haben die Diabetes-Situation weltweit noch verschärft, da sie zu Bewegungsmangel und Übergewicht in der Gesellschaft führten, wie der Diabetologe Prof. Dr. Marten Schütt anhand drastischer Zahlen deutlich machte.
Technik ist meistens ein Segen
In einer Gesprächsrunde, die von Dr. Katrin Kraatz, Chefredakteurin des Diabetes-Journals, moderiert wurde, kamen in erster Linie Patienten zu Wort. Die Betroffenen brachten neben vielen weiteren Aspekten die unterschiedlichen Facetten der Technik zum kontinuierlichen Glukosemessen zur Sprache. Während CGM-Systeme einerseits dabei helfen können, die Wirkung verschiedener Nahrungsmittel auf die Zuckerwerte noch besser zu verstehen, erhöhen sie andererseits auch den persönlich wahrgenommenen Stress im Diabetes-Management einiger Menschen. Nicht jeder Betroffene sei erleichtert, wenn er fortlaufend seine Zuckerwerte im Blick habe, hieß es. Vor allem zu Beginn der Therapie können die Testergebnisse aber auch für Typ-2-Diabetiker wichtige Hinweise zur eigenen Stoffwechsellage liefern. Letztlich sollte in diese Abwägung aber auch das medizinische Fachpersonal einbezogen werden – die Verordnung von Hilfsmitteln obliegt bekanntlich ohnehin den Ärztinnen und Ärzten.
Sprache kann Weichen stellen
Ein weiterer Höhepunkt des Weltdiabetestags war der deutsche #docday°, der von Stephanie Haack moderiert wurde. Unter dem Schlagwort „Language Matters“ widmete sich die Community dieses Mal unter anderem dem Thema Sprachgebrauch bei Diabetes. Anhand mehrerer Beispiele wurde darauf hingewiesen, wie eine unsensible Wortwahl Menschen mit Diabetes diskriminieren und im Umgang mit ihrer Stoffwechselerkrankung demotivieren kann. Der #docday° lenkte die Aufmerksamkeit der Zuhörer und Zuschauer außerdem einmal mehr auf die #BlueBalloonChallenge, der Kampagne mit Medtronic, deren Ziel es ist, mehr Aufmerksamkeit für Diabetes in der Gesellschaft zu schaffen.
Bestimmte Werbung wird verboten
Das Grußwort zum Weltdiabetestag sprach Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der insbesondere auf die Bedeutung regelmäßiger Bewegung in Prävention und Behandlung von Typ-2-Diabetes einging. Die Bundesregierung wolle sich dafür einsetzen, den gesundheitsfördernden Wert des Sports im Alltag noch stärker zu betonen, sagte Lauterbach. Gleichzeitig wolle man in Zukunft verbieten, dass bei Kindern unter 14 Jahren gezielt für Lebensmittel geworben werde, die sehr viel Zucker, Fett und Salz enthalten, so der Bundesgesundheitsminister. Dies fordern auch 40 Organisationen in einem offenen Brief an die Ampel-Koalition.
Quelle: Weltdiabetestag | Redaktion