Fabian Bleck: Zauberer mit Diabetes am Basketball-Korb

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Fabian Bleck: Zauberer mit Diabetes am Basketball-Korb

Seit drei Jahren zaubert Fabian Bleck für die Hakro Merlins Crailsheim in der easyCredit Basketball Bundesliga. Ob Rebound, Dunking oder Korbleger – Insulin-Pumpe und Glukose-Sensor sind bei allen Aktionen auf und neben dem Platz dabei.

Im Interview: Fabian Bleck

Seit seinem 12. Lebensjahr hat Fabian Bleck, die Nummer “9” der Hakro Merlins, einen Typ-1-Diabetes. Seiner Basketball-Karriere bis hin zum Nationalspieler hat der Diabetes keinen Abbruch getan. Fabian Bleck möchte jungen Menschen mit Diabetes Mut machen, ihren Weg zu gehen. Für das Diabetes-Journal hat er sich (virtuell) mit unserem Redaktions-Mitglied Dr. Meinolf Behrens getroffen.

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Steckbrief von Fabian Bleck

  • geboren am 19. März 1993 in Breckerfeld
  • Größe: 200 cm
  • Gewicht: 96 kg
  • 2005: Erstdiagnose Diabetes mellitus Typ 1
  • 2005 – 2006: intensivierte Insulintherapie (ICT)
  • seit 2006: Insulinpumpen-Therapie
  • seit 2021: AID (Automated Insulin Delivery)-System (MiniMed 780G/Guardian 4 Sensor)
  • 2009 – 2013: Basketball-Jugendnationalmannschaften, Teilnahme an den U16-, U18- und U20-Jugend-Europameisterschaften, Teilnahme an der U17-Jugend-Weltmeisterschaft
  • 2017: Teilnahme an der Sommer-Universiade 2017 in Taiwan
  • seit 2012: Bundesliga-Profi, Phoenix Hagen, Eisbären Bremerhaven, Hakro Merlins Crailsheim
  • 2021: erste Nominierung Herren-Basketball-Nationalmannschaft

Diabetes-Anker (DA): Hallo Fabian, hast du schon Basketball gespielt, als du den Diabetes bekamst?

Fabian Bleck: Den Diabetes habe ich mit 11 Jahren bekommen. Zu dem Zeitpunkt habe ich schon Basketball im Verein gespielt.

DA: Seit wann war dir klar, dass du es im Basketball ganz nach oben schaffen kannst – bis zum Nationalspieler?

Fabian Bleck: So mit 14 oder 15 Jahren hat sich abgezeichnet, dass ich es in die Jugend-Nationalmannschaften schaffen kann. Von da an zeichnete es sich ab, dass es in die Richtung gehen kann.

DA: Du nutzt die Insulin-Pumpe MiniMed 780G mit dem Guardian 4 Sensor. Mit welchem Wert gehst du ins Match, wie steuerst du die Therapie?

Fabian Bleck: Idealerweise mit einem Wert zwischen 110 und 130 bis 140 mg/dl (Anmerkung der Redaktion: 6,1 und 7,2 bis 7,8 mmol/l). Bei den Werten habe ich das beste Körper-Gefühl. Wenn ich davon abweiche, ist mein Wurf nicht mehr so locker und mein Körper macht nicht mehr so mit, wie ich es gern möchte.

DA: Was unterscheidet Training und Spiele in Bezug auf die Zucker-Anpassung?

Fabian Bleck: Der Stress und die Nervosität beim Spiel sind der entscheidende Unterschied. Im Spiel steigt der Zucker mitunter an, da muss ich aufpassen, dass ich vor dem Spiel nicht zu viel esse beziehungsweise zu stark das Insulin reduziere. Beim Training muss ich allerdings sehr darauf achten, dass der Zucker nicht zu stark abfällt.

DA: Hat dein Physiotherapeut oder ein Betreuer deine Zucker-Werte während des Spiels im Auge oder machst du das alles selbst?

Fabian Bleck: (schmunzelt) Ich mache das alles selbst. Ich habe alles an der Bank. In den Auszeiten, in der Halbzeit oder den Viertelpausen checke ich den Zucker und kann gegebenenfalls reagieren.

DA: Gibt es einen optimalen Wert für eine maximale Treffsicherheit?

Fabian Bleck: Schwierig zu sagen. Aber die beste Treffsicherheit dürfte auch bei Zucker-Werten zwischen 110 und 140 mg/dl (Anmerkung der Redaktion: 6,1 und 7,8 mmol/l) liegen.

DA: Merkst du Unterzuckerungen im Spielrausch überhaupt?

Fabian Bleck: Die merke ich definitiv. Zwar nicht am Schwitzen, aber die Hände zittern und Heißhunger habe ich auch. Wenn ich unterzuckere, signalisiere ich das an die Bank und hoffe, dass eine Unterbrechung kommt. Die kommt ja auch meistens relativ schnell.

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DA: Ist dein Diabetes ein Thema bei den Mitspielern oder dem Betreuer-Team?

Fabian Bleck: Zu Beginn der Saison sicherlich, insbesondere beim Trainer und dem Betreuungs-Team, aber auch bei den Mitspielern. Im Laufe der Saison in der Regel nicht mehr. Mit dem Trainer und den Betreuern spreche ich schon über meinen Diabetes, informiere sie über die wesentlichen Dinge.

DA: Du gehst sehr offen mit deinem Diabetes um? War das immer so und warum machst du das heute?

Fabian Bleck: Immer war das sicherlich nicht so. Das hat sich so ergeben, vor allem mit der Entwicklung von Social Media. Da habe ich mitbekommen, dass es eine Diabetes-Community gibt – auf Facebook und so weiter –, wo Leute etwas erzählen. Dann habe ich einfach auch angefangen, mehr darüber zu sprechen und auch zu zeigen, was man mit Diabetes alles erreichen kann, insbesondere eben auch im Hinblick auf Leistungssport. Ich denke, dass es gerade für Neudiagnostizierte, insbesondere Kinder, Jugendliche und deren Eltern, wichtig ist, zu sehen, was alles geht.

DA: Was sind deine sportlichen Ziele?

Fabian Bleck: Mit den Hakro Merlins möchten wir zunächst einmal die BBL-Playoffs erreichen. International stehen wir im Viertelfinale des FIBA Europe Cups, den möchten wir natürlich am liebsten gewinnen. Ich persönlich möchte gerne mal ein Spiel als Nationalspieler machen. Ich bin jetzt einmal eingeladen gewesen, da habe ich leider kein Spiel gemacht.

DA: Du bist jetzt 29 Jahre alt. Bis zu welchem Alter kann man auf dem Niveau Profi-Basketball spielen?

Fabian Bleck: Schwierig … Ich würde so sagen, bis Mitte 30 – wie in den meisten anderen Ball-Sportarten auch. Je nachdem, was der Körper sagt, was der Kopf sagt.

DA: Hast du schon Ideen, wie es nach deiner Profi-Karriere weitergehen kann?

Fabian Bleck: Ich studiere jetzt BWL parallel zum Sport. Da möchte ich zunächst den Bachelor machen, eventuell danach den Master. Was ich dann genau machen werde, weiß ich allerdings noch nicht. Da sind viele Dinge denkbar.

DA: Ich danke dir für das Interview und wünsche dir privat, gesundheitlich und natürlich sportlich alles Gute.

Das Online-Interview führte Dr. Meinolf Behrens mit Fabian Bleck am 02.03.2022. Die entscheidenden Spiele um den Einzug in die Playoffs standen zu diesem Zeitpunkt noch an. Bei den FIBA Europe Cups sind die Hakro Merlins leider im Viertelfinale knapp ausgeschieden.


Interview: Dr. Meinolf Behrens

Avatar von meinolf-behrens

Erschienen in: Diabetes-Anker, 2022; 71 (7) Seite 24-26

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