- Bewegung
Fahrradfahren im Wasser
3 Minuten
“I am titanium …”, schallt es durch das Therapiezentrum Neesen. Angetrieben durch die Rhythmen von David Guetta und die lautstarken Anweisungen ihrer Fitnesstrainerin Gabriela Lukas strampeln Erika Vullriede, Monika Clemens und Hans Schmahl um die Wette. Radfahren zählt zu ihren Hobbys – im Wasser allerdings treten die drei Diabetiker zum ersten Mal.
“Spaß hat es gemacht, der Sport passt zu mir”, ist Hans Schmahl nach der Trainingseinheit sichtlich begeistert vom Aqua Cycling. Trainiert wird auf Aqua Bikes im Nichtschwimmerbecken bei einer Beckentiefe von etwa 130 cm. Aqua Cycling ist in erster Linie ein Herz-Kreislauf-Training. Durch Positionswechsel wie Sitzen, Stehen und Schweben, unterschiedliche Einstellungen am Bremssystem und Änderungen der Trittgeschwindigkeit können Belastungen individuell variiert werden.
“Richtig anstrengend wird es, wenn die Arm- und Oberkörperübungen dazukommen”, sind sich Erika Vullriede und Monika Clemens einig; gern ergänzt durch bunte Trainingsscheiben, Aqua Discs, die den Widerstand erhöhen, können so zusätzlich ganze Muskelketten von Arm und Oberkörper, aber auch die Koordination effektiv trainiert werden.
Höherer Energieverbrauch als an Land
Wasserwiderstand und die angenehme Wassertemperatur von ca. 30 °Celsius fördern den Trainingseffekt. Die Durchblutung von Haut, Bindegewebe und Muskulatur wird durch die Massagewirkung des Wassers unterstützt. Der Energieverbrauch ist im Vergleich zu vielen Aktivitäten an Land höher.
Konstitution des Sportlers sowie Trainingsintensität bestimmen den individuellen Energieumsatz. “400 Kilokalorien haben unsere drei Sportler sicherlich jeweils verbraucht”, schätzt die Fitnesstrainerin Gabriela Lukas den Energieumsatz nach der intensiven Trainingseinheit von 30 Minuten ein und ergänzt noch: “Und das alles ohne Muskelkater!”
Angesichts der vielen Variationen in Intensität und Umfang verwundert es kaum, dass Aqua Cycling vom Bewegungseinsteiger bis zum Leistungssportler mit viel Freude durchgeführt wird. Neben unterschiedlichen Sportvereinen haben auch die Bundesliga-Handballspieler von GWD Minden mit ihrem schwedischen Superstar Dalibor Doder die Vorteile des Trainings auf dem Aqua Bike im Therapiezentrum Neesen schon entdeckt.
Was sollten Menschen mit Diabetes beachten?
Wie bei allen Formen der Aqua Fitness gilt es, Unterzuckerungen im Wasser unbedingt zu vermeiden. Intensives Training und heiße Rhythmen können die Wahrnehmung von Unterzuckerungen mitunter stören, daher sind Blutzuckerwerte bei unterzuckerungsgefährdeten Diabetikern zwischen 150 und 180 mg/dl (8,3 und 10,0 mmol/l) in der Regel beim Einstieg ins Wasser erforderlich.
Eine ärztliche Untersuchung vor dem ersten Training ist unbedingt zu empfehlen. Auch wenn das Verletzungsrisiko gegen Null geht, kann es vor allem beim Vorliegen einer Neuropathie zu Verletzungen der Füße durch die Pedale kommen; man sollte also an den erforderlichen Neoprenschuhen nicht sparen. Bei Bedarf können Orthopädieschuhmacher die Neoprenschuhe mit einer festeren Sohle optimieren.
Erika Vullriede, Monika Clemens und Hans Schmahl haben die Erlebnisreise im Wasser genossen. Während Hans Schmahl das Aqua Cycling für sich entdeckt hat, bevorzugen Erika Vullriede und Monika Clemens die Vielfalt der Aqua Gymnastik. Die Wassergeschmäcker sind eben unterschiedlich.
Die Wasserbewegerin
“Trainiere im Wasser – sei fit an Land”, lautet ein Motto in dem von Annette Preuß-Machlitt geleiteten Therapiezentrum in Neesen. Am Rande eines Trainingstages hat Dr. Meinolf Behrens mit der Physiotherapeutin gesprochen, die mit ihrem Team Menschen aller Altersgruppen im Wasser bewegt.
Wer bewegt sich bei Ihnen im Wasser?
Annette Preuß-Machlitt: Ab dem 3. Lebensmonat kann die Wasserkarriere der Kleinsten praktisch beginnen. Wir führen Babykurse für unterschiedliche Altersgruppen durch. In der Wassergewöhnung ab dem 2. Lebensjahr werden die Grundlagen des Schwimmens spielerisch vermittelt. Nach dem Seepferdchen-Kurs können die Kinder mindestens 25 m Schwimmen. Im anschließenden Seeräuber-Kurs wird das Erlernte vertieft, und die Kinder entdecken neue Schwimmtechniken.
Bei der Aqua Fitness in all ihren Varianten sind praktisch alle Generationen vertreten. Für unsere Senioren gibt es eine altersgemäße Wassergymnastik oder auch das Seniorenschwimmen.
Mit 3 Stichworten – was spricht für ein Training im Wasser?
Preuß-Machlitt: Es ist zweifelsfrei ein effektives Herz-Kreislauf-Training, dabei gelenkschonend und natürlich mit einem hohen Spaß-Faktor verbunden.
Was ist, wenn ich nicht sicher schwimmen kann?
Preuß-Machlitt: Therapiebecken sind in der Regel so gestaltet, dass Jugendliche und Erwachsene zumindest in bestimmten Bereichen des Beckens stehen können. So ist das auch bei uns. Dann kann man unbeschwert an der Aqua Fitness teilnehmen. Natürlich sollten die jeweiligen Trainer informiert sein, wenn jemand nicht schwimmen kann.
von Dr. Meinolf Behrens
Diabetologe DDG, Facharzt für Sportmedizin und Ernährungsmedizin, Diabeteszentrum Minden, Bismarckstraße 43, 32427 Minden, Telefon 0571-840999, E-Mail: mb@diabetes-minden.de
, Internet: www.diabetes-minden.de
Erschienen in: Diabetes-Journal, 2015; 64 (7) Seite 76-77
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 3 Tagen, 11 Stunden
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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stephanie-haack postete ein Update vor 4 Tagen, 8 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 4 Tagen, 7 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 5 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
@mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid
Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike