Lauf, Lauber, lauf!

8 Minuten

© Dirk Michael Deckbar
Lauf, Lauber, lauf!

„Markgräfler Genusslauf“ heißt der Halbmarathon im schönen Winzerstädtchen Müllheim. Drei Mal bin ich ihn gelaufen, beim vierten Mal verlaufe ich mich. Ob ich trotzdem ankomme?

Da ist er wieder, der Zauber. Schon als ich von Ferne die Musik höre, kribbelt es. Kaum bin ich im Stadion, packt es mich wieder mit Macht, das einzigartige Feeling um den Markgräfler Genusslauf. So heißt ein Halbmarathon, den ich 2004, 2005 und 2006 gelaufen bin. Es ist ein ganz besonderer Lauf, der hier am Ortsausgang von Müllheim startet – eine heitere Verbindung aus Sport und Genuss, schließlich gehören Weingüter zu den wesentlichen Sponsoren. Aber auch ein fordernder Lauf, gilt es doch rund 400 Höhenmeter zu bewältigen.

Noch gut lachen: Vor dem Start

Ein kleines Volksfest, das einige Tage dauert, ist das immer: Wie es sich fürs genussfreudige Markgräflerland gehört, mit viel Essen, Trinken und Weinproben. Ich komme erst so eine Stunde vor dem Start, lasse mich von der Atmosphäre animieren, bewundere die ausdrücklich erwünschten phantasievollen Kostüme und trabe zum Start. Ohrenbetäubend der Knall einer renovierten historischen Kanone – und los geht’s ohne Gedränge. Alles ist wie immer, denke ich. Oder doch nicht so ganz?

Verzückt die Genussläufer mit Musette: Gisella

Gehörte ich vor 15 Jahren immer zu denen, die weit vorne liefen, so merke ich doch schon nach dem ersten steilen Anstieg in die Reben oberhalb von Müllheim, dass ich plötzlich schon ganz hinten liege. Auf den Schreck hin beginne ich erst einmal einen kleinen Plausch mit der Stimmungsmusikerin Gisella, die kürzlich noch auf einem Familienfest fulminant aufspielte. Aber jetzt weiter und schon denke ich: Wie tollkühn, hier mitzumischen, wo ich doch im heimischen Köln zwar viel laufe, aber eben keine fordernden Berge habe.

Weiche von mir, Versuchung! Genusswein

Aber erst einmal geht es einigermaßen eben durch die Weinberge mit herrlichen Blicken ins Rheintal und ins benachbarte Elsaß. Schon bei Kilometer 3 die erste Stärkungsstation „Dolce Vita mit Anita“, wo ein ungemein höflich-charmanter Bub einen Wasserbecher reicht. Hier ist halt die Welt noch einigermaßen in Ordnung – und gern abstrakt diskutierte Begriffe wie Respekt sind gelebte Wirklichkeit. Schon drei Kilometer weiter wartet Cordula mit Isostar, aber auch mit spritzigem Weißburgunder meines Freundes Hermann Dörflinger, dessen elegant-trockene Weine mich durchs Leben begleitet haben. Schon habe ich ein Glas (toll, dass aus Gläsern ausgeschenkt wird!) in der Hand, stelle es aber schweren Herzens wieder zurück – es warten ja noch ein paar Kilometer.

Kreuzweg: Links leicht, rechts schwer

Kurz nach der schönen Einkehr die nächste Versuchung: Links weist die gelbe Sau auf den „Viertelemarathon“, der mit zehn Kilometern eine verlockende Alternative bietet: Von der Streckenkarte weiß ich, den Berg runter, noch mal kurz steil hoch, Rotwein trinken – und dann gemütlich bergab ins Ziel traben. Einen kurzen Augenblick zögere ich, schaue auf die Säue, geb meinem Schweinehund einen Tritt – und folge der roten Sau. Puh, schon wieder geht’s bergan und mir schwant, das wird heute hart.

Blasen den Läufern den Marsch: Alphörner

Sicher, dass ich noch mal unter zwei Stunden laufe wie bei den ersten drei Starts, hatte ich mir abgeschminkt, schließlich hatte ich damals acht volle Marathons, etwa in Berlin, London, New York, sehr erfolgreich absolviert. So an die zweieinhalb Stunden müssten aber zu schaffen sein, denke ich. Es sollte anders kommen. Aber erst einmal erinnere ich mich an die aufmunternden Klänge der „Schneckentäler Alphornbläser“ aus dem nahen Pfaffenweiler, die vor dem über Nacht Schnee-verzuckerten Aussichtsberg Blauen aufspielen. Wehmütig schaue ich ins Winzerdorf Feldberg und denke an den „Ochsen“, in dessen legendär schönem Garten ich so manche schöne Stunde verbracht habe.

Motiviert mich zum Weitermachen: Martin

Oh je, jetzt werden mir schon nach einer guten Stunde die Beine schlapp. Was tun? Da kommt gottseidank Martin, einer der Organisatoren. Mit ihm rede ich. Reden? Ja, klar, das stellt sicher, dass wir „Sprechtempo“ gehen, also immer den Körper ausreichend mit Sauerstoff versorgen (aerob laufen, nennen das die Fachleute). Er erklärt mir, dass der Lauf so beliebt ist, dass bei etwa 1300 Teilnehmern ein Limit gesetzt wird, damit der intime Charakter erhalten bleibt. Wobei rund 300 den halben und der Rest den Viertelemarathon laufen.

Warnung vor der „Wand“ Martin, mit dem ich mich duze, wobei die meisten Läufer sich so ansprechen, erläutert mir noch einmal die Strecke, nämlich dass es jetzt einige Kilometer lang bergauf geht, bevor es so ab Kilometer zwölf wieder runter geht. Aber dann wartet der härteste Teil des Laufs: Die „Wand“, ein ungemein stark ansteigendes Stück, nämlich von Kilometer 15 bis 17. Einen kleinen Besen hat Martin in der Hand, Zeichen für den Schluss. „Seid ihr der Besen“? fragen die Anfeuernden. „Nicht ganz, der Vorbesen“, seine Antwort. Also Hoffnung, noch nicht die Allerletzten.

Gottseidank nur selten Laufstrecke: Straße

Jetzt weiß ich Bescheid, das Gespräch hat Kraft gegeben. Jetzt habe ich meinen Rhythmus, den ich auch nicht verlasse, wenn mich jemand überholt. Wobei ich mich wundere, wie keuchend manche unterwegs sind, wie Lokomotiven kurz vor dem Verschrotten. Passt so gar nicht zu diesem heiteren Event, das ansonsten zeigt, Sport ist auch Spaß. Für kurze Zeit geht es mal über Straßen, wobei der größte Teil Feld- und Waldwege sind, was den Gelenken gut tut. Vorbildlich abgesperrt sind die Strecken von Feuerwehr, von freundlichen Freiwilligen. Ohne diesen großen, ehrenamtlichen Einsatz wäre der Lauf nicht möglich, denn von dem 25-Euro-Teilnehmerbeitrag ließe sich diese Veranstaltung nicht finanzieren.

Verweile doch, du bist so schön: Blauenblick

Plötzlich ein traumhafter Moment: Eine surreal sonnige Wiese vor dunklen Wolken. Ich fotografiere, dann kommt auch schon die nächste Einkehr. Gottseidank, da stehen noch Leute, ich bin nicht letzter. Großzügig schlage ich „Wundertee mit Zauberfee“ aus, gebe Gas, es geht leicht abwärts, die Temperaturen sind perfekt. Da überholt mich ein Mittvierziger im Häschenkostüm, grüßt aufmunternd. Ich ihm nach, wundere mich, dass es so lange abwärts geht. Noch mehr wundere ich mich, dass da plötzlich Häuser sind – das wird doch nicht Niederweiler sein? Ist es leider.

Auch Häschen wundert sich, bleibt stehen, sagt „Ich bin geschockt, wir haben die Abzweigung verpasst“. Was jetzt? „Zurück natürlich“, meint er. Was ein Mist, zum ersten Mal denke ich „Was soll das“? Wahnsinnig schwer fallen mir die Schritte, aber vorne winkt Häschen, ruft „da musch lang“. Jetzt sehe ich auf dem schlammigen Boden das weiße Band, was wir vorher übersehen haben. Ärgere mich über die runde Viertelstunde, die ich verloren habe. Der Mitvierziger mit seinen Wippeohren ist längst über alle Berge. Ich bin allein, der alte Mann und der Wald. Was tun? Jetzt ist der Triumph des Wollens gefragt, um eine vergiftete Formulierung abzuwandeln.

Steil, steiler, brutal: Die „Wand“

„Lauf, Lauber, lauf“, murmle ich erst. Dann immer lauter, irgendwann schreie ich „Lauf, Lauber, lauf“. Jetzt steh ich vor der Wand, vor der mich Martin vorher schon gewarnt hat. Brachial steil geht’s hoch, jeden Stein spüre ich. Längst renne ich nicht mehr, quäle mich jeden Schritt, zwei Kilometer lang geht das so. Aufgeben? Nein, ich denke an den London-Marathon, wo ich mit einer Bauchzerrung hinkend durch die Stadt trottete, aber da haben mich Tausende auch frenetisch angefeuert: „Jack, you make it“!

Will schneller werden, aber da zwickt es in den Waden, also Vorsicht: Krampfalarm. Tief einatmen, unfassbar, wie würzig-harzig der Wald duftet – und da die Erlösung: Kilometer 18. Das schlimmste ist geschafft. Es naht die letzte Station, „habt ihr noch Wein“? frage ich. „Sekt ist noch da“, auch recht – und Rosinen, tun richtig gut. Auf einmal der Anruf: „Doch, doch, ich komme, verlaufen, warte“, rufe ich – und trabe los. Nun geht’s fast nur noch bergab.

Im Elsaß regnet’s schon: Kurz vor dem Ziel

Köstlich, wie schnell der Sekt wirkt, oder sind es die Rosinen, egal, so langsam kehren die Lebensgeister wieder. Endlich wird aus dem Traben wieder ein flottes Joggen. Wanderer kommen entgegen, grüßen respektvoll. Ach, jetzt regnet’s auch noch, spielt keine Rolle, weil ich weiß, ich komme auf jeden Fall ins Ziel. Immer lauter höre ich die Ansage im Stadion, wo die Sieger ausgerufen und gefeiert werden.

Großes Gefühlskino Da sehe ich das Stadion auch schon – und da sehe ich vor allem die Herzensfrau, ganz allein, mitten auf der Straße, völlig durchnässt. Sie klatscht, feuert an „toll, toll, es ist nicht mehr weit“. Tränen, großes Gefühlskino. „Rechts, rechts“, ruft sie, zeigt mir den Weg auf die Aschenbahn, läuft nebenher – es sind die schönsten 200 Meter des ganzen Rennens, die Beine sind schwer und leicht zugleich. Jetzt fällt alle Last ab, jetzt weiß ich wieder, warum ich diese Strapazen auf mich nehme. Rein in den Zieleinlauf, ein kleines Begrüßungskomitee klatscht anerkennend. Foto von Matthias Pflumm. Geschafft! Letzter, denke ich, nicht ganz, einer, der Heiko, kommt noch.

Erschöpft und glücklich: Im Ziel

Sacken lassen, langsam laufen, auf einmal melden sich die Knochen, jeder einzelne persönlich. Aber dann: „Willst ein Glas Pinot-Sekt“, ruft es. Gerne! Er ist gut – und wenn er es nicht wäre, wär’s auch gut. Noch eine heiße Suppe, mit Grandezza kredenzt. Unfassbar wie freundlich die hier alle sind. Deutschlands schönster Halbmarathon ist auch der herzlichste! Es wartet noch das Sieger-T-Shirt – und es wartet noch eine Flasche Rotwein. Natürlich entscheide ich mich für den von meinem Freund Hermann Dörflinger. Auch hier, herzliche Umarmung. Lasse mich durch die fröhliche Menge treiben, fotografiere die schrägen Vögel, die gut drauf sind.

Gehören zur Genusslauf-Magie: Mummenschanz und Wein

Ich schwebe, trotz müder Beine, will dieses Gefühl noch ein wenig genießen. Fahre also nicht mit dem Bus, sondern schlendere gemütlich den Klemmbach entlang die zwei Kilometer zum Bahnhof, vorbei am Weingut Dörflinger, das gottseidank zu ist – sonst hätte ich sicher von dem auf der Strecke glücklicherweise nicht angerührten Weißburgunder getrunken. Langsam klärt sich der Kopf – und ich danke meinem Körper, dass er so gut durchgehalten hat. Nichts ist geschwollen, nichts gescheuert, ein Ziehen im Bauch, das war’s auch schon – und mit einem Mal denke ich: Immer noch bin ich „Fit wie ein Diabetiker“

Lohn der Mühe: Sieger-Shirt und Siegerwein

Wunderbar, dass die Euphorie auch die nächsten Tage anhält. Begünstigt sicher dadurch, dass es nicht einmal einen Muskelkater gibt. Begünstigt aber auch dadurch, dass ich nun meine offizielle Zielzeit kenne, nämlich 2:59:52. Um 8 Sekunden unter den drei Stunden – und das trotz meines unfreiwilligen „Ausflugs“. Bin begeistert, fange an zu träumen: Nächstes Jahr noch mal? Es ist die 20. Auflage dieses animierenden Laufs. Notiere mir auf jeden schon einmal das Datum: 26. April 2020!

Mein erster Genusslauf: Damals eine Stunde schneller


von Hans Lauber
E-Mail: aktiv@lauber-methode.de

Website: www.lauber-methode.de

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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