Laufen, Rudern und Radfahren im Wohnzimmer

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Laufen, Rudern und Radfahren im Wohnzimmer

“Heimat aller Fans. Jeden Samstag zittern und feiern wir auf der größten Tribüne Deutschlands: dem heimischen Sofa” – so bewirbt die ARD ihr Flaggschiff, die “Sportschau”. Sport im Fernsehen nur anzuschauen, ist ja eher passiv – aber was spricht dagegen, die Tribüne mal so richtig in Bewegung zu versetzen?

Viel bedarf es dazu eigentlich nicht: Laufband, Fahrrad-Heimtrainer, Rudergerät oder Crosstrainer – und schon wird das Wohnzimmer zur Laufbahn, zur Radpiste oder Ruderstrecke…und damit nicht nur die Sportschau zu einem aktiven Fernseherlebnis.

Zeitsparend und flexibel trainieren, gleichzeitig lesen, Musik hören, Kreuzworträtsel lösen oder eben fernsehen sind nur einige Vorteile eines Heimtrainings. Der eine oder andere schätzt sicherlich auch die Möglichkeit, sich frei von den kritischen Blicken der Trainingskollegen bewegen zu können. Abgesehen von der einmaligen Investition für das Gerät sind zudem die Kosten überschaubar.

Die Qual der Wahl: Welches Gerät eignet sich für wen?

Effektiv trainieren kann man prinzipiell mit allen unterschiedlichen Heimtrainern. Wichtiger als die Auswahl des Gerätes ist natürlich die Frage, wie oft und wie intensiv der Heimtrainer genutzt wird? Alle bieten die Möglichkeit für ein wirksames Herz-Kreislauf-Training. Während das Training mit dem Fahrrad-Heimtrainer in erster Linie die Oberschenkelmuskulatur trainiert, stärkt das Training mit dem Crosstrainer oder dem Rudergerät Ober- und Unterkörpermuskulatur. Richtig durchgeführt ist insbesondere das Rudern ein ideales Instrument zum Aufbau der Rückenmuskulatur.

Das Training auf dem Fahrrad-Heimtrainer bereitet auch Anfängern selten Schwierigkeiten, hingegen ist der Einstieg mit dem Crosstrainer, dem Laufband oder auch dem Rudergerät technisch nicht ganz so einfach. Liegt zusätzlich eine diabetische Neuropathie mit gestörter Oberflächen- und Tiefensensibilität vor, ist das Training auf dem Fahrrad-Heimtrainer oftmals die sicherste Variante.

Auch für Übergewichtige geeignet

Auch übergewichtige Menschen trainieren in der Regel besser auf dem Fahrrad. Wer trotz Problemen mit der Lendenwirbelsäule entspannt trainieren möchte, macht dies am besten mit einem Liegefahrrad mit hoher Rückenlehne. Die Liegefahrräder verfügen zudem über große Sitzflächen – wie ein kleines Sofa, so dass gerade auch übergewichtige Sportler mit hohem Komfort trainieren können. Damit Heimtrainer auch wirklich genutzt werden, gehören sie in ein zentrales Zimmer – idealerweise ins Wohnzimmer.

Das sollte man vor dem Kauf beachten – schließlich braucht ein Rudergerät deutlich mehr Platz als ein Fahrrad-Heimtrainer. Zudem sollte ein Heimtraining vorher mit dem Arzt abgestimmt werden.

Ergometer können mehr

Trotz rasanter Entwicklungen bei den Heimtrainern ist es wichtig, diese von Ergometern abzugrenzen. Heimtrainer sind zunächst einmal nur Fitnessgeräte, die ein Training ohne Anspruch auf eine sichere Leistungssteuerung ermöglichen. Ergometer hingegen erfassen die Leistung präzise in Watt und können die exakt bestimmte Herzfrequenz in das laufende Trainingsprogramm einfließen lassen. Gerade bei vorbestehenden Herz-Kreislauf-Erkrankungen geht daher am Ergometerkein Weg vorbei.

Ob Sportschau, Tatort oder Talk – es ist auf jeden Fall einen Versuch wert, das Sofa in Bewegung zu versetzen.

Den passenden (Heim)trainer finden

Auf einen Blick – hier finden Sie eine kurze Beschreibung der wichtigsten Heimtrainer-Geräte:


Fahrrad-Heimtrainer – der Klassiker

Radfahren im Wohnzimmer zählt zu den ursprünglichen Formen des Heimtrainings. Einfaches Training, gut zum Einstieg geeignet.
Trainiert werden Ausdauer und die Beinmuskulatur.
Kosten: ca. 200 bis 500 Euro

Fahrrad-Ergometer für ein gezieltes Herz-Kreislauf-Training erfüllen besondere Voraussetzungen bezüglich Messgenauigkeit und Funktionssicherheit.
Kosten: Einstiegs-Ergometer ab ca. 400 Euro, Ergometer für den medizinischen Anwendungsbereich über 3.000 Euro


Crosstrainer– der Ganzkörpertrainer

Crosstrainer haben mit einem Marktanteil von über 50 Prozent den Heimtrainer-Markt erobert. Je nach Konstruktion der Crosstrainer werden unterschiedliche Bewegungsabläufe imitiert – vom Walking bis zum Jogging.
Der Bewegungsablauf ist koordinativ anspruchsvoller als beim Radfahren, aber auch für weniger sportlich Ambitionierte gut umsetzbar.
Neben der Ausdauer werden Ober- und Unterkörpermuskulatur trainiert.
Kosten: einfache Modelle ca. 400 Euro, anspruchsvollere ca. 800 bis 2.000 Euro


Laufband – der Ausdauerspezialist

Laufen auf dem Laufband erlaubt ein Training mit sehr unterschiedlichen Intensitäten. Koordinativ anspruchsvoller und nicht zu empfehlen bei Knie- oder Hüftbeschwerden.
In erster Linie findet ein Herz-Kreislauf-Training statt.
Kosten: ganz einfache Modelle ab ca. 600 Euro, anspruchsvollere ca. 800 bis 10.000 Euro


Rudergerät– die Kraftmaschine

Rudern ist sicherlich die Königsdisziplin des Heimtrainings.
Erstklassiges Kraft-Ausdauer-Training, aber weniger für Einsteiger geeignet.
Kosten: ca. 800 bis 2.500 Euro


von Dr. Meinolf Behrens
Diabetologe DDG, Sport- und Ernährungsmediziner
Diabeteszentrum Minden, Bismarckstraße 43, 32427 Minden,
Tel. 05 71/84 09 99, E-Mail: mb@diabetes-minden.de
,
Internet: www.diabetes-minden.de

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2016; 65 (3) Seite 64-65

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  • hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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