Fußball-WM in Brasilien: Mit Diabetes nicht im Abseits

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Fußball-WM in Brasilien: Mit Diabetes nicht im Abseits

Wenn am 12. Juni die Nationalmannschaften von Kroatien und Brasilien das Eröffnungsspiel der Fußballweltmeisterschaft in Sao Paulo bestreiten, verfolgen Janne, Luc und Niklas gebannt wie Millionen Menschen in der ganzen Welt – zu Hause oder beim Public Viewing – den Beginn des Spektakels Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien.

„Diabetes stört beim Fußball nicht“

“Deutschland wird am 13. Juli in Rio de Janeiro Fußball-Weltmeister”, darin sind sich der 7-jährige Janne, der 11-jährige Luc und der 16-jährige Niklas einig. Neben der Begeisterung für den Fußball vereint die Jungs aber noch mehr – alle drei sind an einem Typ-1-Diabetes erkrankt. “Der Diabetes stört beim Fußball nicht”, weiß Luc, der in der E-Jugend der JSG Lindhorst/Sachsenhagen/Lüdersfeld in der Abwehr spielt. Seine Insulinpumpe legt er vor dem Spiel einfach ab, in der Halbzeitpause wird der Blutzucker gemessen und gegebenenfalls korrigiert.

Auch für Janne, Mittelfeldspieler und gelegentlich auch Torwart in der F-Jugend vom SSV Preußisch Ströhen, gehören Ballpumpe und Insulinpumpe zum Alltag. Anders als Luc trägt Janne seine Insulinpumpe auch beim Fußballspielen – in einem Bauchgurt sicher verpackt.

Niklas hingegen hat sich für die intensivierte konventionelle Insulintherapie entschieden. “Wenn der Blutzuckerwert zwischen 150 und 180 mg/dl vor dem Spiel liegt, gibt es keine Probleme”, so der B-Jugend-Spieler vom SV Kutenhausen-Todtenhausen.

Fußball- und Diabetes-Spielregeln

So wie beim Fußballspielen allgemein gilt es natürlich gerade beim Fußballspielen mit Diabetes, ein paar Spielregeln einzuhalten: Mitspieler und Trainer sollten über die Erkrankung und das mögliche Risiko einer Unterzuckerung informiert sein. Traubenzucker, Cola oder ein Glukose-Gelmüssen natürlich immer am Platz verfügbar sein. Und auf das Blutzuckermessen(ist nicht nur für Fußballer manchmal lästig) kann natürlich rund um Training und Spiel erst recht nicht verzichtet werden.

“Wenn man das macht, dann lassen sich Fußballspielen und Diabetes gut vereinbaren”, sind Janne, Luc und Niklas einer Meinung. Wie erfolgreich man mit Typ-1-Diabetes im Fußball sein kann, zeigt zum Beispiel Dimo Wache, der bis 2010 als Profifußballer im Tor des FSV Mainz 05 stand.

Einen sauberen Pass spielen, dribbeln und dann ein satter Torschuss – beim gemeinsamen Fotoshooting konnte man sich vom Fußballtalent der drei Nachwuchskicker überzeugen. Natürlich möchten alle einmal – so wie Dimo Wache – Fußballprofi werden. Ob es am Ende reichen wird?

Und der Lieblingsverein?

In der Frage ihres Lieblingsvereins gehen die Präferenzen auseinander: Janne ist Fan des 1. FC Kölnund stolz, dass sein FC in der nächsten Saison wieder erstklassig spielt. Luc hat lange mit seinem Verein Hannover 96 um den Verbleib in der Bundesliga zittern müssen – zum Glück ist alles gut gegangen. Und Niklas? – Naja, wie kann es auch anders sein: ein Bayern-München-Fan ist immer dabei. Die deutsche Fußballmeisterschaft der Bayern hat Niklas schließlich schon im März feiern können.

Jetzt hoffen alle natürlich, dass ihr Tipp für die Fußball-WM in Brasilien in Erfüllung geht: Deutschland wird Weltmeister! Aber auch wenn Deutschland nicht Weltmeister werden sollte: Die Freude am Fußball werden Janne, Luc und Niklas sicherlich nicht verlieren. Und sie wissen eines genau: Abseits gibt es nicht. Sport und Diabetes gehören zusammen.


Bunte Meldungen zur Fußball-WM in Brasilien

11,9 Millionen Diabetiker in Brasilien

Am 13. Juli 2014 wissen wir, wer Fußball-Weltmeister 2014 geworden ist. Geht es um die Diabeteshäufigkeit in den teilnehmenden Ländern, steht die Rangliste schon fest: Nach Erhebungen der International Diabetes Federation (IDF) führen die WM-Teilnehmerliste unangefochten die USA an mit 24,4 Millionen an Diabetes erkrankten Menschen im Alter von 20 bis 79 Jahren, gefolgt vom Gastgeberland Brasilien mit 11,9 Millionen. Deutschland findet man mit 7,6 Millionen hinter Russland und Mexiko an 5. Stelle.

Wir geben Diabetes ein Gesicht!

Auf der Fußball-WM-Fanmeile in Berlin wird es erstmals eine Diabetes-Aufklärung geben. Nach dem Motto Wir geben Diabetes ein Gesicht! – Frau Bundeskanzlerin, wir zählen auf Sie verdeutlicht ein Megaposter mit dem Porträt der Bundeskanzlerin als Fotomosaik tausender Porträts, dass hinter jeder Erkrankung ein Mensch und ein individuelles Schicksal stecken. Flankiert wird die Aktion durch einen aufmerksamkeitsstarken 30-Sekunden-Spot, der auf den Leinwänden zwischen den Spielen gezeigt wird. An einem Stand von diabetesDE – Deutsche Diabetes-Hilfe werden die Besucher individuell über ihr Diabetes-Risiko aufgeklärt.

Wenn Deutschland spielt: spazieren gehen!

Münchener Wissenschaftler haben den Zusammenhang zwischen emotionalem Stress und Herz-Kreislauf-Ereignissen während der Fußball-WM 2006 in Deutschland untersucht. Dabei konnte gezeigt werden, dass das Anschauen eines spannenden Fußballspiels das Risiko für ein akutes Herz-Kreislauf-Ereignis um mehr als das Doppelte erhöht. Da hilft nur eins: cool bleiben bei Gegentoren … oder besser: entspannt spazieren gehen , wenn die deutsche Nationalelf spielt.


von Dr. med. Meinolf Behrens

Erschienen in: Diabetes-Journal, 2014; 63 (6) Seite 80-81

 

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  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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