Tränen, Schweiß und Blut – alles für den Erfolg! – oder den Diabetes?!

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Tränen, Schweiß und Blut – alles für den Erfolg! – oder den Diabetes?!

Heute melde ich mich mal als ehemalige Sportlerin und mehrfache Kickbox-Weltmeisterin zu Wort und möchte meinen „Olympischen Gedanken“ gerne mit Euch teilen. Meine sportlich aktive Wettkampfzeit liegt zwar schon ein paar Jahre zurück, aber ich kann die Situation der Athleten bei der Olympiade gut nachempfinden.

Der Tag X rückt immer näher. Erst sind es noch Monate, dann Wochen, nur noch Tage und letztendlich bleiben Stunden und Minuten… Für die Wettkampfvorbereitung habe ich auch über Jahre immer wieder sehr viel investiert wie z.B. meine komplette Freizeit und Taschengeld. Freunde und Familie wurden oft vertröstet und haben mich dennoch unterstützt. Am Ende habe ich für meine großen Erfolge nicht nur Schweiß, sondern tatsächlich auch viele Tränen und Blut vergossen.

Ziel war es immer, ganz oben auf dem Treppchen zu stehen. Manche Niederlage auf dem Weg dorthin musste verkraftet und verarbeitet werden.

Comeback 2011

Nach 5 Jahren Trainingspause habe ich mich im Sommer 2010 zu einem Comeback entschlossen. Mein Traum war es, mich noch einmal für die anstehende WM 2011 zu qualifizieren. Meine Disziplin Vollkontakt. Zwecks Wettkampfpraxis und -erfahrung startete ich die Saison über zusätzlich im Leichtkontakt und wurde auch hier zum Kadertraining von den Bundestrainern eingeladen.

Mein Jahr 2011 bestand aus folgenden Aktivitäten: Arbeiten, Trainieren, Schlafen. Je nach Wochentag und Arbeitszeit variierte lediglich die Reihenfolge. Ich konnte die wichtigen Qualifikationsturniere gewinnen und wurde tatsächlich in beiden Disziplinen nominiert! Ziel erreicht??! Auf keinen Fall!! Eine Chance auf einen letzten WM-Titel ließ mich nochmal einen Gang höherschalten…

„Goldene Worte“ des Bundestrainers 

Zuerst stand die Leichtkontakt-WM in Skopje (Mazedonien) auf dem Programm. Betreut wurden wir durch unsere Bundestrainer. Ich hatte das große Glück, dass meine Trainerin und beste Freundin Marion privat mitgereist ist. Wenn auch nicht in der Ringecke – eine unglaubliche Unterstützung…

Ich schaffte es erfolgreich bis ins Finale und traf hier auf eine sehr starke Gegnerin aus Russland. Mir wurde klar, dass ich diesen Kampf verlieren würde. Aber ich habe mich nicht geschlagen gegeben und wollte es der neuen Weltmeisterin so schwer wie möglich machen. Ich habe also bis zur letzten Sekunde größtmöglichen Widerstand geleistet und ihr dann zum Titel gratuliert. Immerhin – Silber für mich 😉

Am Ende der WM stehen immer die persönlichen Gespräche mit den Bundestrainern an. Ich gebe zu, dass ich schon noch frustriert war, den Titel verpasst zu haben. Was würde mich also im Gespräch erwarten? Waren die Trainer auch frustriert? Vielleicht sogar enttäuscht?

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„Liebe Anja – Du hast großartig gekämpft. Hast alles gegeben und bist nicht eingebrochen. Du bist stabil geblieben und hast gezeigt, dass Du gewinnen wolltest. Im Vorkampf hast Du unsere Wettkampfstrategie erfolgreich umgesetzt und verdient gewonnen. Für uns zählt Deine Leistung und nicht der Erfolg! Und die war großartig.“

Es zählt die Leistung und nicht der Erfolg

Lieber Peter Zaar, ich danke Dir noch heute für diese wertvollen Worte!!

Ihr Süßen da draußen, wir machen jetzt einen Sprung in die Diabetologie

Und nehmen diese Worte einfach mal mit.

Mein Gedanke „das sollte mal der ein oder andere Diabetologe vielleicht auch zu seinen Patienten sagen“. Und vor allem natürlich auch so denken. Wer kennt das nicht? Termin beim Diabetologen steht an und irgendwie will es einfach nicht klappen mit den „guten Werten“. Heißt nicht, dass wir uns keine Mühe geben! Zu viele Unbekannte in der Gleichung und das Ergebnis wird mal wieder kein als Standard definierter Langzeitwert im Normbereich sein.

Erfolg macht erfolgreich

Wäre es nicht viel motivierender für uns, wenn der „Gott in Weiß“ unsere Leistung anerkennen würde? Z.B. „Du hast regelmäßig gemessen und auch Dein Insulin gespritzt. Ein ausführliches Protokoll geführt und Lebensmittel abgewogen. Du hast sogar Geld für einen Sensor ausgegeben und an den Schulungen teilgenommen. Einige Nächte bist Du zum Messen aufgestanden und hast einen Basalratentest versucht durchzuführen… Damit können wir super weiterarbeiten und darauf aufbauen. Nächstes Ziel ist…“

Einfach mal auf das konzentrieren, was positiv ist.

Aus sportlicher Sicht kann ich nur sagen, dass man einen Erfolg ganz einfach, ganz groß feiern kann. Viel mehr gehört dazu, aus einer Niederlage gestärkt herauszugehen und nicht aufzugeben. Und dabei haben Menschen wie mein Bundestrainer Peter damals sehr großen Einfluss.

Warum nicht diesen Nutzen?!

Wenn ich aus einer Niederlage lernen kann, habe ich doch etwas gewonnen?! Dann habe ich nicht versagt und habe auch keinen Verlust erlitten. Ich bin viel mutiger, um weiterzumachen und weiterzukämpfen.

Und in Sachen Diabetes werden wir ja nicht gefragt, ob wir das Handtuch werfen wollen und aufgeben. Aus diesem Ring kann man nicht einfach so aussteigen – umso wichtiger, dass wir nicht die Boxhandschuhe (oder Insulinpumpe?!) an den Nagel hängen.

Gold in Dublin

3 Wochen später sollte es in Dublin perfekt laufen für mich. Ein knallharter Vorkampf brachte mich mit einigen Blessuren ins Finale. Wieder gegen Russland. Wieder eine sehr starke Gegnerin.

In der ersten Runde konnte ich mich taktisch nicht auf ihren Kampfstil einstellen und war etwas ratlos. In der Pause bekam ich Anweisungen von den Bundestrainern und dachte erst: „Oh ne – das ist ja überhaupt nicht meins…“ Kleine Diskussion mit mir selbst und mit Beginn der zweiten Runde habe ich mit mir selber geschimpft: „Du hast alles trainiert. Genau diese Techniken. Einzeltraining, stundenlang. Bis zum Umfallen. Jetzt musst Du genau das machen, Du kannst alles!“

Und dann wurde meine Leistung mit der Goldmedaille tatsächlich belohnt. Für meinen letzten großen WM-Titel habe ich alleine zuhause mit drei Trainern trainiert. Diabetestechnisch habe ich mich von zwei Diabetologen beraten lassen und mir bei Fragen ihre Vorschläge angehört.

Auch wenn ich weiß, dass es leider nicht immer so läuft im Leben, dass man für seine Leistungen belohnt wird – so wünsche ich es trotzdem jedem von Euch!! Und wenn auch nicht von anderen, von außen, dann sollte doch jeder selber stolz auf sich sein, was man alles schon gemacht und geschafft hat.

Ich finde, jeder Typ-1er hat doch schon eine Goldmedaille für „Ausdauer“ verdient?

Sportliche Grüße,

Anja

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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