Triathlet mit Diabetes – Erlebnisbericht Ironman Hawai’i

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Triathlet mit Diabetes – Erlebnisbericht Ironman Hawai’i

Aloha! Als ich vor sieben Jahren mit Triathlon begann, fand ich die Teilnehmer des IRONMAN Hawai’i äußerst beeindruckend: 3,8 km Schwimmen im Pazifik, anschließend 180 km bei böigen Windverhältnissen auf dem Rad und abschließend 42,2 km Laufen unter der brennenden Sonne.

Trotz oder auch wegen der Diagnose Typ-1-Diabetes an Weihnachten 2011 begann der Traum „Weltmeisterschaft“ in mir zu wachsen. Nach erfolgreichem Qualifikationsrennen im Juli 2016 in Zürich (Gesamtzeit von 9:24:32) ging am 8. Oktober 2016 der lang ersehnte Traum vom legendären Rennen auf der Pazifikinsel nun endlich in Erfüllung.

Gut im Rennen auf der Schwimmdistanz

Schmelzle_01

Beim Schwimmstart, bei dem es mit ca. 2.300 Startern zwangsläufig sehr eng zuging, positionierte ich mich in der dritten bis vierten Reihe. Dies hatte ein sehr kontaktintensives Schwimmen auf der ersten Hälfte zur Folge. Auf dem Rückweg wurde das Feld dann breiter, der Platz größer und somit die Prügelei etwas weniger. Obwohl ich gefühlt den halben Pazifik leer getrunken hatte, war mir nach einem Blick auf die Uhr (1:03:10) beim Ausstieg klar, dass ich gut im Rennen lag.

Starke Winde erschwerten die Radetappe

Schmelzle_04

Oben auf dem Highway angekommen, verliefen die ersten Kilometer auf dem Rad sehr zügig (schneller als 40 km/h). Aufgrund des starken Gegenwindes, der bereits auf dem Weg in Richtung Hawaii ordentlich geblasen hatte, und um nicht zu viel Energie frühzeitig zu verschwenden, fuhr ich anfangs sehr zurückhaltend. Der drehende Wind machte die geplante Tempoerhöhung auf dem Rückweg unmöglich, so dass ich mit zufriedenstellenden 5:22:03 (33,6 km/h im Durchschnitt) die triste Lavawüste hinter mir lassen konnte.

Marathon: spätestens im Zielkanal ­verflogen all die Schmerzen

Beim abschließenden Marathon war auf dem glühenden Asphalt des Ali’i Drive (die ersten 15 km) eine super Stimmung mit vielen Zuschauern am Streckenrand. Nach dem Erklimmen des Anstiegs zum Highway sank die Zuschauerzahl rapide – wodurch sich die ohnehin besonders harten, letzten 10 bis 15 km des Marathons äußerst qualvoll gestalteten.

Auch wenn ich mir einen schnelleren Marathon (3:42:55) erhofft hatte, überschlugen sich die Emotionen beim Erreichen der letzten beiden Kilometer. Spätestens im Zielkanal verflogen all die Schmerzen und es wurde zum überwältigenden Genuss, die Ziellinie passieren zu dürfen!

Ohne CGM-System wäre der ­Wettkampf nicht möglich

Ohne CGM-System könnte ich als Dia­betiker einen solchen Wettkampf überhaupt nicht überstehen bzw. müsste ich zur Blutzuckermessung eine Vielzahl an Pausen einlegen. Alle 5 Minuten misst ein im Unterhautfettgewebe eingesetzter Sensor (Dexcom G5 Mobile) den Gewebezucker und übermittelt via Bluetooth die Werte an einen am Fahrrad montierten Empfänger, welcher zum abschließenden Laufen mitgenommen wird.

Wie üblich nahm ich am Vorabend kohlenhydratreiches Essen zu mir, was hohe nächtliche Blutzuckerwerte (über 200 mg/dl bzw. 11,1 mmol/l) zur Folge hatte. Nach dem Frühstück (Müsli mit Banane und Marmeladenbrötchen) hatte ich einen guten Ausgangswert (170 mg/dl bzw. 9,4 mmol/l) fürs Schwimmen, welcher zusätzlich mit 20 g Kohlenhydraten abgesichert wurde, da ich während des Schwimmens unter keinen Umständen unterzuckern darf. Für den Notfall deponierte ich ein Zuckergel unter der Badekappe.

Marathon: Alarmton warnt vor Unterschreiten des Grenzbereiches

Bild2

Im Anschluss an das Schwimmen koppelten Sender und Empfänger vollautomatisch, so dass ich nach wenigen Minuten auf dem Rad meine ersten Gewebezuckerwerte erhielt. Am Rad befanden sich eine Flasche, die ca. 350 g Zucker in Form von Powergels enthielt, und eine Wasserflasche, die ich regelmäßig an den Verpflegungsstellen (alle 10 bis 12 km) austauschte. Mithilfe der Powerflasche ließ sich der Energiebedarf während des Radfahrens komplett abdecken.

Innerhalb der ersten Stunde des Radfahrens führte ich etwas zu viel Zucker zu, so dass ich anschließend 1,5 Stunden lediglich Wasser trinken konnte. Beim Marathon transportierte ich den Empfänger in der Seitentasche meines Rennanzugs, wodurch ich das Display zwar nicht mehr durchgängig im Blick hatte – allerdings signalisierte mir ein Alarmton das Unterschreiten meines zuvor eingestellten Grenzbereiches. Während des Laufens wurde die Zuckeraufnahme dann weitestgehend mit isotonischen Getränken und Cola abgedeckt, die jede Meile zur Verfügung gestellt wurden.

Da ich über die gesamte Wettkampfdauer durchgängig dieselbe Leistung erbringen wollte und die Zuckeraufnahme mittels kleiner Schlucke kontinuierlich erfolgte, deckte ich meinen Insulinbedarf durch ein ebenfalls kontinuierlich wirkendes Basalinsulin ab. Die richtige Menge hierfür ergab sich aus den Erfahrungswerten des Trainingsalltags mit 5 bis 6 Stunden andauernden Radausfahrten und anschließenden Koppelläufen.

Run happy!

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  • sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 4 Tagen

    hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid

    • Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike

    • @mayhe: Hallo liebe Heike, danke für deine schnelle Antwort, das hat mich sehr gefreut. Nein aufgeben ist keine Option, aber es frustriert und kostet so viel Kraft. Ich hoffe dass ich beruflich noch einen passenden Platz finde. Und danke dass du dich gemeldet hast und von deiner Situation berichtet. Das ist ja auch nicht einfach. Und ich wünsche auch dir eine gewisse Stabilisierung…jetzt fühle ich mich mit dem ganzen nicht mehr so alleine. Was machst du denn sonst noch? Viele Grüße Astrid

    • Liebe Astrid! Ja, das Leben mit Diabetes ist echt anstrengend. Es kommt ja auf den normalen Wahnsinn noch oben drauf. Ich habe den Diabetes während der Facharztausbildung bekommen und ehrgeizig wie ich war auch damit beendet. Auch meinen Sohn, 26 Jahre, habe ich mit Diabetes bekommen. Hattest bei den Kindern auch schon Diabetes? Leider bin ich von Schicksalsschlägen dann nicht verschont geblieben. Was dann zu der heutigen Situation geführt hat. Ich habe durchgehalten bis nichts mehr ging. Jetzt backe ich ganz kleine Brötchen, freue mich wenn ich ganz normale kleine Dinge machen kann: Sport, Chor, Freunde treffen, usw. Ich würde mich zwar gerne aufgrund meiner Ausbildung mehr engagieren, dazu bin ich aber noch nicht fit genug. Was machst du so und wie alt sind deine Kinder? Bist du verheiratet? Liebe Grüße Heike

  • Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂

    Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • darktear antwortete vor 2 Wochen

      Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

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