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In der Pubertät wird vermehrt Adrenalin ausgeschüttet, was zu einer Erhöhung des Blutzuckerspiegels führen kann. Bei Luca tritt dies vor allem nach dem Fußballtraining ein. Welche Lösung er und seine Familie dafür gefunden haben, berichtet sein Vater Michael Denkinger in seiner Kolumne.
Steigerung der Herzfrequenz, Anstieg des Blutdrucks – die verstärkte Ausschüttung von Adrenalin während der Pubertät ist die normalste Sache der Welt. Weil Adrenalin als Hormon auch die Freisetzung von Zucker aus der Leber fördert und Fettreserven abbaut, geht mit dieser ausgeprägten Stress-Situation, zu der Erkrankungen mit Fieber oder eine hohe körperliche Belastung zählen, häufig eine Erhöhung des Blutzuckerspiegels einher.
Wie sehr das Lucas Diabetesmanagement derzeit beeinträchtigt, ist enorm. Vor allem nach dem Fußballtraining bereitet uns das “Phantom” Adrenalin viel Kopfzerbrechen.
Wie reagieren, wenn das Messgerät vor dem Fußballtraining gegen 18 Uhr einen Blutzuckerwert von 150 mg/dl (8,3 mmol/l) anzeigt und das Pendel zwei Stunden später regelmäßig bei 450 mg/dl (25 mmol/l) oder höher ausschlägt? Ein weiterer Adrenalinschub kommt bei Luca oft dazu, wenn wir ihn nach dem Training fragen, ob der viel zu hohe Wert womöglich zustande kam, weil Luca während oder nach dem Training etwas gegessen oder etwas Zuckerhaltiges getrunken hat.
Zwar kommt es auch bei Luca vor, dass er sich ab und zu unbemerkt eine Hand voll Süßigkeiten einverleibt. Was die erhöhten Blutzuckerwerte unmittelbar nach dem Training angeht, so war dafür in den vergangenen Wochen aber ausschließlich das Stresshormon Adrenalin verantwortlich.
Einen derart hohen Blutzuckerwert zu fortgeschrittener Stunde nach intensiver körperlichen Belastung zu korrigieren, ist eine sehr große Herausforderung und birgt großes Konfliktpotenzial. Vor allem, wenn Luca nach dem Training riesengroßen Hunger hat. Luca: “Zwei Wurstsemmeln und ein Joghurt macht sechs Broteinheiten. Den viel zu hohen Wert korrigiere ich zudem regulär wie immer.” Mama: “Ich schlage vor, du spritzt das Essen normal und korrigierst minimal – denke daran, dass der Sport häufig nachwirkt.” Luca: “Nein, ich korrigiere heute voll, weil mir der Wert viel zu hoch ist.”
Die Diskussion geht am nächsten Morgen meist in die Verlängerung – dann muss sich eine Seite für die falsche Prognose rechtfertigen. Manchmal geht es dabei lustig zu, manchmal sehr ernst. Etwa nach der Nacht, als Luca schweißgebadet aufwachte und das Messgerät 40 mg/dl (2,2 mmol/l) anzeigte – nachdem er Traubenzucker und die halbe Flasche eines zuckerhaltigen Getränks zu sich genommen hatte! Der Blutzuckerwert war im Lauf der Nacht stark gesunken, weil Luca mutmaßlich zu viel korrigiert hatte.
Dass wenig oder kein Insulin zu spritzen nicht per se die Ideallösung ist, zeigte sich am nächsten Tag, als Luca bei identischem Tagesverlauf, demselben Abendbrot und ähnlichen Werten wie am Vortag mit einem Wert von mehr als 300 mg/dl (16,7 mmol/l) zum Frühstück kam. Luca war darüber verärgert, weil wir ihm die Korrektur mit Augenmaß vorgegeben hatten.
Konstruktive Debatten wie diese sind aus meiner Sicht sehr wichtig, denn nur so wird die große Bedeutung der richtigen Insulinzufuhr nach starker Adrenalinausschüttung und/oder intensiver sportlicher Betätigung deutlich.
Hier sind neben medizinischer Lehre vor allem Fingerspitzengefühl, Erfahrungswerte und Kreativität gefragt: Eine große Portion Fleisch mit Tomaten- und Gurkensalat direkt nach dem Training findet Luca großartig, macht ihn satt und hat den angenehmen Nebeneffekt, dass er für das kohlenhydratarme Essen womöglich gar nicht spritzen und somit nur einen erhöhten Blutzuckerwert korrigieren muss.
von Michael Denkinger
Michael Denkinger (46) lebt mit seiner Familie in Memmingen und hat drei Kinder. Er ist Inhaber der PR-Agentur Denkinger Kommunikation.
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2016; 9 (4) Seite 34
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