CGM-Systeme und Sport

4 Minuten

CGM-Systeme und Sport

Systeme zur kontinuierlichen Glukosemessung (CGM-Systeme) sind für Menschen mit Diabetes, die intensiv Sport treiben, sehr hilfreich. Wie genau ein CGM-System Sportlern nützen kann, erklärt Dr. Nicolin Datz in unserer Schulungsserie.

Im Diabetes-Eltern-Journal 1/2015 berichteten wir in der Serie Gute Schule über die Handhabung der Insulintherapie unter körperlicher Belastung. Ausführlich wurde die Anpassung des Insulins und der Kohlenhydrate beschrieben und auf den Umgang mit Hypoglykämien und Hyperglykämien eingegangen.

Messung im Gewebe

Die kontinuierliche Glukosemessung (engl. Continuous Glucose Monitoring (CGM)) ist ein System, das bereits seit einigen Jahren auf dem Markt erhältlich ist und sich zunehmend in der Diabetestechnologie weiterentwickelt und durchsetzt.

Dabei handelt es sich um ein Glukosemesssystem, das mittels subkutan (also im Unterhautfettgewebe) liegender Glukosesensoren kontinuierlich die Glukosewerte des Gewebes auf ein für den Patienten sichtbares Display überträgt. Der Sensorträger erhält dabei 24 Stunden lang nicht nur Informationen über seine aktuellen Gewebezuckerwerte, sondern auch über Anstiege und Abfälle dieser Werte. Außerdem kann er sich per Alarm bei zu niedrigen und zu hohen Werten warnen lassen und so effektiv Über- und Unterzuckerungen verhindern.

Zudem können einige dieser Geräte in Kombination mit einer Insulinpumpe effektiv Hypoglykämien verhindern, da sie bei drohender Hypoglykämie bzw. Unterschreiten eines selbst definierten Grenzwertes die Insulinzufuhr über die Pumpe für zwei Stunden unterbrechen.

Kostenübernahme bisher nur in Einzelfällen

Bisher werden diese Geräte zur kontinuierlichen Glukosemessung nur bei bestimmten medizinischen Indikationen – nämlich bei häufigen, schweren oder nächtlichen Unterzuckerungen – auf Einzelanträge durch die Krankenkassen finanziert.

Viele Vorteile für alle, die intensiv Sport treiben

Für Patienten mit Diabetes, die intensiv Sport treiben und damit durch mögliche Unterzuckerungen gefährdet sind, können diese Geräte ebenfalls eine Menge Vorteile bringen. Während sonst vor, während und nach der sportlichen Belastung sehr engmaschige Blutzuckermessungen durchgeführt werden müssen, reicht hier zunächst ein Blick auf das Display. Dieses zeigt zusätzlich zum aktuellen Wert auch noch Informationen über den Trend des Wertes an (ansteigend oder abfallend). Diese zusätzliche Information ist für die Kohlenhydratzufuhr und Insulinsteuerung bei körperlicher Belastung von großem Vorteil.

Außerdem bietet die kontinuierliche Glukosemessung einen nicht zu unterschätzenden Sicherheitsvorteil für diejenigen, die z. B. am späten Nachmittag oder Abend Sport treiben und im Rahmen des Muskelauffülleffektes durch möglicherweise entstehende Unterzuckerungen gefährdet sind. Auch diese können durch das CGM-System frühzeitig erkannt und verhindert werden.

CGM-System gibt Sportlern Sicherheit

Ein weiteres wichtiges Argument für die kontinuierliche Glukosemessung bei Sportlern ist, dass sie es den Aktiven ermöglicht, sich verstärkt dem Wettkampf und ihrer Leistung zu widmen und sich gedanklich mehr und mehr von den Gefahren, die ihnen durch eine Entgleisung des Stoffwechsels drohen, zu entfernen – denn sie tragen ja ein “Sicherheitssystem” bei sich.

Wie sieht das konkret aus: CGM und Sport?

1. Vor dem Sport den Blutzucker messen, auch bei CGM

Wie im letzten Diabetes-Eltern-Journal beschrieben, empfehlen wir für Kinder und Jugendliche mit Typ-1-Diabetes einen Blutzucker von mindestens 150 mg/dl (8,3 mmol/l) vor dem Sport, anderenfalls sollte mindestens eine zusätzliche Kohlenhydrateinheit aufgenommen werden.

Beim CGM sollte der Wert selbstverständlich auch vor dem Sport angeschaut werden. Der Trendpfeil hilft hier zu entscheiden, ob bei einem BZ-Wert von 150 mg/dl (8,3 mmol/l) etwas zusätzlich gegessen werden sollte oder nicht. Bei deutlich ansteigendem Trend wäre das nicht erforderlich, bei deutlich sinkenden Werten sollte ein Kind je nach zu erwartender Belastung zusätzliche Kohlenhydrate zu sich nehmen.

2. Ein praktischer Tipp zur Fixierung

Eine zusätzliche Fixierung des Sensors ist zu empfehlen, da sich durch starke körperliche Bewegung und starke Schweißproduktion das Pflaster lösen kann und der Sensor herausrutscht.

3. Alarmgrenzen ändern

Die von uns empfohlenen Alarmgrenzen für CGM im Alltag lauten üblicherweise 80 mg/dl (4,4 mmol/l) für “niedriger Blutzucker” (bei sehr kleinen Kindern ggf. auch höher) und 180 – 220 mg/dl (10 – 12,2 mmol/l) für “hoher Blutzucker”. Bei Sportlern werden andere Alarmgrenzen empfohlen, z. B.:

  • 120 mg/dl (6,7 mmol/l) für “niedriger Blutzucker”
  • 250 mg/dl (13,9 mmol/l) oder Deaktivierung des Alarms für “hoher Blutzucker”

Die Warnung vor Hypoglykämien wird so hoch angesetzt, da ein Blutzuckerabfall unter körperlicher Belastung sehr schnell erfolgen kann. Mit einem vorzeitigen Alarm kann dann noch rechtzeitig für eine ausreichende Kohlenhydratzufuhr gesorgt werden, ohne das Training oder den Wettkampf unterbrechen zu müssen.

Die Warnung vor Hyperglykämien ist etwas höher angesetzt, da aufgrund der Hypoglykämiegefahr während des Sports insgesamt höhere Werte angestrebt werden sollten. Bereits vor Sportbeginn ist deshalb ein Zielbereich von 150 – 200 mg/dl (8,3 – 11,1 mmol/l) anzustreben.

4. Praktische Nutzung der Alarme und Trendpfeile

  1. Alarme: Grenzen siehe oben. Einmal gut eingestellt, ermöglichen die Hypoglykämiealarme eine angstfreie Ausübung des Sports.
  2. Trendangaben: Der waagerechte Pfeil signalisiert eine Stabilität der Glukosewerte, während der schräg ansteigende Pfeil und der schräg abfallende Pfeil allmählich ansteigende bzw. abfallende Werte ankündigen. Die senkrechten Pfeile kündigen stark ansteigende bzw. stark abfallende Werte an. Diese Trends helfen Sportlern einzuschätzen, ob und wie schnell eine Kohlenhydrataufnahme notwendig wird.

Vor Beginn eines Wettkampfes z. B. ist eine steigende Tendenz der Glukosewerte anzustreben. Dies kann durch einen Blick auf das Display schnell überprüft werden. Nach einem Wettkampf kann im Rahmen des Muskelauffülleffektes durch einen Blick auf die Trendpfeile eingeschätzt werden, ob z. B. eine Reduktion der Basalrate zur Nacht notwendig ist.

5. Art der Alarme

Für Hypo- und Hyperalarm können unterschiedliche Alarme verwendet werden. Es gibt dabei die Möglichkeit, zwischen akustischen Alarmen und einem Vibrationsalarm zu wählen. Der Vorteil: Wenn für Hypo- und Hyperglykämiealarme unterschiedliche Alarme ausgewählt werden, kann das Problem erkannt werden, ohne dass das Display angeschaut werden muss.

Fazit

Ein System, das kontinuierlich die Glukosewerte im Gewebe misst (CGM-System), bietet gerade für Sportler sehr viele Vorteile: Die sehr engmaschigen Blutzuckerkontrollen, die während des Sports nötig sind, entfallen – es reicht ein Blick auf das Display. Außerdem liefert das System Informationen über den Trend der Werte (ansteigend oder abfallend), so wird es einfacher, die Aufnahme von Kohlenhydraten und die Insulinzufuhr zu steuern. Da sich Sportler durch CGM sicherer fühlen können, können sie sich mehr darauf konzentrieren, eine starke Leistung zu bringen. Derzeit werden die Kosten für ein CGM-System aber nur in Ausnahmefällen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen.

Kostenübernahme bei CGM
Derzeit entscheiden die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) individuell, ob die Kosten für ein CGM-System übernommen werden. Wer die Kostenübernahme erreichen will, muss plausibel darlegen, warum das System in diesem Einzelfall erforderlich ist. Mit einer Online-Petition ( http://www.onlinepetition.de
; Zeichnung bis Ende Juni) wird versucht, eine Aufnahme von CGM ins Hilfsmittelverzeichnis der GKV voranzubringen.

von Dr. med. Nicolin Datz
Oberärztin Pädiatrie III, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin „Auf der Bult“, Hannover, E-Mail: datz@hka.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2015; 8 (2) Seite 22-24

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Ähnliche Beiträge

Insulinpumpe und AID-Systeme: Chance, Herausforderung, bewusste Entscheidung

Wer sich für die Therapie mit einer Insulinpumpe entscheidet, sollte diesen Entschluss sehr bewusst treffen. Denn es ist eine aktive Lebensstil-Entscheidung. Wichtig ist, zu überlegen, was man möchte – und was nicht. Einen Überblick gibt Diabetesberaterin Regine Werk.
Insulinpumpe und AID-Systeme: Chance, Herausforderung, bewusste Entscheidung | Foto: Sunny studio - stock.adobe.com

3 Minuten

Diabetes-Anker-Podcast: Von der Insulin-Entdeckung zu modernen Diabetes-Therapien – mit Prof. Thomas Forst

Von tierischen Extrakten zu Insulin‑Analoga: In dieser Podcast-Folge beschreibt Prof. Dr. Thomas Forst den Weg von der lebensrettenden Insulin-Entdeckung vor einem Jahrhundert hin zu den modernen Insulin-Therapien sowie zu neuen medikamentösen Optionen bei Typ‑2‑Diabetes.
Diabetes-Anker-Podcast: Von der Insulin-Entdeckung zu modernen Diabetes-Therapien – mit Prof. Thomas Forst | Foto: zVg

2 Minuten

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Community-Frage

Mit wem redest du
über deinen Diabetes?

Die Antworten werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Community-Feed

  • Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 3 Wochen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

    Uploaded Image
    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 3 Wochen, 1 Tag

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

Verbände