- Aus der Community
Diabetes bei Kindern heute und vor 37 Jahren
4 Minuten

Ich bin bekanntermaßen in der Diabetes-Community aktiv. Dort verfolge ich auch Berichte von Müttern/Vätern von Kindern mit Diabetes. Ich finde es sehr spannend und beeindruckend, mit welcher Power, Kraft und welchem Enthusiasmus sie den Alltag mit den jungen Menschen mit Diabetes meistern.
Mit der lieben Maren von http://diabetesbluemchen hatte ich die Idee, mal von meiner eigenen Kindheit, dem Diabetes und meiner Familie zu erzählen.
Diabetesdiagnose 1981
1981 war ich gerade in der 5. Klasse auf dem Gymnasium.
Im Winter zuvor hatte ich eine heftige Mumps-Erkrankung. Es ging mir ziemlich schlecht, ich litt an Fieber, Schmerzen und einer extrem dicken Wange.
Danach hatte ich mich erst gut erholt. Bis ich irgendwann selbst merkte, dass ich schwächer und müder wurde. Irgendwann wurde der Durst fast unerträglich und Wasserflaschen wurden zum besten Freund. Zudem wurde ich vom „gutgenährten“ Mädchen zum dünnen Mädchen.
Das waren dann zum Glück auch für meine Mutter Warnzeichen genug, um mit mir zum Kinderarzt zu gehen.
Dort wurde ein Blutzucker von 500 mg/dl (27,8 mmol/l) festgestellt und ich wurde direkt an die Uniklinik überwiesen.
Klinikum Essen

Dort angekommen, wurde ich erstmal an eine Infusion gehängt und ins Bett verfrachtet. Mir war total schleierhaft, was das zu bedeuten hatte und wie es weitergehen sollte.
Das Einzige, das mir wirklich Sorgen machte, war, dass meine Mutter weinend neben mir saß und auch mein Vater direkt aus dem Büro kommen musste.
Die Tage, die darauf folgten, waren sofort gefüllt mit Gesprächen, Ernährungsberatung und Insulinanpassung. Auch das eigenständige Spritzen sowie Aufziehen des Mischinsulins in Einwegspritzen lernte ich. Morgens musste der Urinzucker bestimmt werden, danach waren Aussagen zur Therapieeinstellung möglich.
Nach einigen „Hypos“ wurde ich 2 Wochen später in den Alltag mit meinem Diabetes entlassen.
Alltag mit Diabetes
Für mich hat sich gefühlt mein Alltag gar nicht so dramatisch geändert. Ich bin zur Schule gegangen, durfte mich auch mit Freundinnen treffen und auch zum Tennistraining gehen.
Ich habe morgens und abends Insulin gespritzt und war, rückblickend betrachtet, in einem sehr geregelten Alltag, den meine Mutter natürlich gemanagt hat. Da wir als Familie ohnehin immer feste gemeinsame Mahlzeiten und Snackpausen hatten, war es für mich nicht weiter von Bedeutung. Meine Mutter hat auf die Zeiten geachtet und mich auch am Wochenende dann früh im Bett gespritzt. Das erste Jahr gab es nur Urinzuckersticks am Morgen und dadurch wenig Kontrolle und auch wenig Eingreifen in den Blutzuckerverlauf über Tag und schon gar nicht in der Nacht. Das war eigentlich echt entspannt für mich. Durch Remission usw. war dann der Kontrollblutzucker immer in einem guten Rahmen.
Irgendwann hatte mein Vater bei der Krankenkasse durchgesetzt, dass ich ein Blutzuckermessgerät bekam, ein großer blauer Klotz, der für eine Messung 5 Minuten brauchte!
3x täglich musste ich dann testen und meine Werte präsentieren. Ab diesem Zeitpunkt wurde es für mich nervig! Ich fühlte mich kontrolliert und oft übervorteilt. Das Verhältnis zu meiner Mutter war zu der Zeit dann auch sehr belastet.
Jugend mit Diabetes
Als ich circa 13 Jahre alt war, kamen die ersten Insulinpens auf den Markt und damit auch die ICT.
Für mich bedeutete das erstmal eine neue Freiheit, was die festen Zeiten und Mengen bzw. Zusammensetzung der Mahlzeiten anging. Das habe ich auch genutzt und mit Freundinnen die ein oder andere Süßigkeit probiert.
Meine Mutter habe ich langsam, aber sicher aus meinem Diabetesmanagement rausgedrängt. Das war für sie nicht leicht, aber ich war sehr stur! Natürlich war meine Mutter aber bei den regelmäßigen Diabetologenterminen dabei. Da zeigten sich meine Alleingänge schon in deutlich schlechteren HbA1c-Werten. Es gab regelmäßige Standpauken, aber nach einem Tag war das für mich ausgestanden und ich hatte meine Freiheit wieder.
So bin ich dann bis ins Erwachsenenalter mit meinem Diabetesmanagement weiter verfahren. Ich bin aber nie ganz abgedriftet, habe immer kontrolliert und gespritzt. Mit Auf und Ab lief ich aber im mittleren Blutzuckerbereich. Ich bin nie so unter- oder überzuckert, dass ich Fremdhilfe benötigt hätte. Selbst erste Alkoholversuche sind gut gegangen, auch wenn manche Nacht Traubenzucker nötig war.
Für meine Eltern war meine Jugend eine sehr harte Zeit, da sie das einfach aushalten mussten.
Mein Fazit
Im Vergleich zu heute hatte meine Mutter sehr wenig Einfluss auf mein Diabetesregime. Ich dafür war sehr frei und wenig belastet durch meine Einschränkung.
Ich denke, die Diabeteseinstellung heutiger Kinder ist deutlich besser als meine damals. Heute bedaure ich das schon, insbesondere, wenn die Angst vor Folgeschäden mal wieder in meinem Kopf herumschwirrt.
Auf der anderen Seite weiß ich nicht, ob ich nicht gegen so starke Überwachung durch Handys, Follower-Apps und so weiter rebelliert hätte.
Aber: Hätte es diese Technologien gegeben, hätten wir sie natürlich genutzt. Auch ich würde das bei meinen Kindern tun. Ich bewundere alle Eltern von Kindern mit Diabetes für ihre Kraft!
Das Leben als Dia-Mama ist auch nicht immer einfach. Heike berichtet in ihrem Beitrag davon, wie es ist, mit Diabetes Mutter zu werden.
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 6 Tagen, 15 Stunden
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina -
gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 1 Tag
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 1 Woche, 5 Tagen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 6 Tagen, 10 Stunden
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig