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Michael Denkinger berichtet, wie sein Sohn Luca den Diabetes akzeptieren lernte und ihm mittlerweile sogar manchmal positive Seiten abgewinnen kann.
Ein Leben ohne Diabetes kann ich mir gar nicht vorstellen.” Mit diesem Satz hat mich Luca neulich doch sehr überrascht. Sechs Jahre nach der Typ-1-Diagnose hat sich der bald Elfjährige nicht nur mit seinem Handicap abgefunden, sondern es vielmehr fest in sein Leben integriert. In einem Gespräch hat er mir jüngst mit leuchtenden Augen erzählt, an was er sich noch alles erinnern kann, wie er sich die Zukunft vorstellt und was ihn besonders motiviert.
“Als die Mama mit mir ins Krankenhaus fahren wollte, habe ich mich unter dem Bett versteckt, das weiß ich noch genau”, sagt der Bub auf die Frage, was er noch vom 19. Mai 2008 wisse – dem Tag der Diagnose. “Und schreib‘ hin Papa, dass der Aufzieher der ersten Spritze rot und das Essen ziemlich gut war”, legt er nach und freut sich über sein gutes Erinnerungsvermögen.
Sogar an den diagnostizierten Blutzuckerwert bei der Einlieferung erinnert er sich: “Ich glaube 900.” Stimmt – fast 900 mg/dl (50 mmol/l) stellte der erstbehandelnde Arzt an jenem Montagnachmittag seinerzeit fest und konnte es kaum glauben, dass das schreiende und schimpfende Kind bei vollem Bewusstsein war.
Am meisten habe er damals jene Momente genossen, als er spürte, dass es ihm nach der ersten Insulinzufuhr besser ging und er nach mehreren Behandlungstagen im Klinikum endlich hinaus in den sonnigen Krankenhausgarten durfte.
Zwei Unterzucker-Attacken in den vergangenen Jahren sind ebenfalls allgegenwärtig geblieben. “Beim Radfahren bin ich einmal in den Zaun gefahren, weil mir schwindelig war; beim Mittagessen bin ich fast vom Stuhl gefallen. Und dass der flüssige Traubenzucker ekelhaft schmeckt, habe ich auch nicht vergessen.” Den flößten wir unserem Sohn vor einigen Jahren ein, als er beim Mittagessen infolge einer starken Hypoglykämie plötzlich in sich zusammensackte.
Meine Frau und ich hatten damals kurz gerätselt, wie das passieren konnte, ehe uns beim Blick auf Lucas Teller die Erleuchtung kam: Er hatte zunächst nur den Salat und das Grillwürstchen verzehrt und die als Gegenpol zur Insulinzufuhr nötigen Kartoffeln nicht angerührt.
In den ersten Jahren injizierte sich Luca das Insulin per Spritze, ehe die Umstellung auf den Pen erfolgte. Seit rund einem Jahr trägt der Gymnasiast eine schlauchlose Insulinpumpe und ist sehr zufrieden damit: “Ich finde das toll, dass ich schneller Insulin abgeben kann als früher und schneller essen kann”, sagt er. Wohlwissend, dass der Mini-Computer ab und zu zur Nachlässigkeit verleitet. “Ich weiß schon, dass ich manchmal etwas genauer sein muss.”
Dennoch ist Luca, der sich sehr für Fußball und Technik interessiert, zufrieden mit der aktuellen Situation. Einen weiteren medizinischen Fortschritt kann er sich im Moment überhaupt nicht vorstellen. “Ich kann doch alles genauso machen wie andere.” Dass er es beim Fußballspielen oder in der Schule in den vergangenen Jahren zum Teil besser gemacht hat als andere, ist – so komisch sich das anhören mag – ein positiver Nebeneffekt der Diabetesdiagnose vom Mai 2008.
Es motiviere ihn sehr, so sagt er, “trotz Diabetes mindestens gleich gut oder besser zu sein als die anderen Kinder”. Eine Einstellung, die uns als Eltern fasziniert und ebenfalls motiviert und die hoffentlich auch andere Kinder oder Jugendliche mit Typ-1-Diabetes anspornt.
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von Michael Denkinger
Michael Denkinger (43) lebt mit seiner Familie nahe Memmingen und hat drei Kinder: Luca (10 Jahre), Angelina (13) und Timo (6). Er ist Inhaber der PR-Agentur Denkinger Kommunikation.
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2014; 7 (2) Seite 34
5 Minuten
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