Die erste Zeit war schwer …

3 Minuten

Community-Beitrag
Die erste Zeit war schwer …

Bild-1-die-erste-zeit-war-schwer

Leonies Diagnose ist jetzt fast 4 Jahre her und doch hat mich die erste Zeit danach noch immer nicht wirklich losgelassen. Es gibt Tage, da gehen mir meine Gefühle der ersten Tage, Stunden und sogar Monate nicht aus dem Kopf. Ich weiß noch jedes Detail des Tages der Diagnose und, wenn ich so darüber nachdenke, fühle ich auch die Unsicherheiten, Ängste … dieser Zeit.

Quälende Fragen über Fragen

Wie bei den meisten Eltern kam auch bei uns die Diagnose Diabetes Typ 1 wie ein Blitzschlag aus heiterem Himmel. Wir wussten nicht wirklich viel damit anzufangen. Was mir schon sehr viele Sorgen bereitete. Was kommt jetzt auf uns zu? Werden wir noch einen „normalen“ Familienalltag haben? Wie geht es mit dem Kindergarten weiter? Wie wird mein Kind mit der neuen Situation zurechtkommen? Fragen über Fragen gingen durch meinen Kopf. Aber vor allem ein paar ganz bestimmte Fragen quälten mich dabei die ganze Zeit: Hätte ich es vorher merken müssen? Hätte ich die Krankheit eventuell sogar vermeiden können? Und warum mein Kind?

Ich denke, diese oder ähnliche Fragen haben wohl die meisten Eltern nach so einer Diagnose. Doch gerade mit diesen Fragen fühlte ich mich unendlich alleingelassen. Psychologische Hilfe hatten wir leider keine. Heute habe ich gelernt, mich nicht mehr mit diesen Fragen zu quälen und sie, sobald sie mir in den Sinn kommen, abzuschütteln.

Wie eine dunkle Wolke hing der Diabetes über mir

Dabei waren die ganzen Fragen noch nicht mal das Schlimmste für mich. Die richtig nervenaufreibende Zeit begann für mich mit der Entlassung aus dem Krankenhaus. Nach nur 10 Tagen sollten wir uns also alleine um die Krankheit kümmern. Wir wurden ins kalte Wasser geworfen, wie es so schön heißt. Mit viel theoretischem Wissen und aufmunternden Worten: Schacka, Ihr schafft das.

Doch ich hatte unheimlichen Bammel vor dieser neuen Aufgabe in unserem Leben. Ich fühlte mich nach 10 Tagen einfach noch nicht so weit, dass wir die Krankheit alleine stemmen könnten. Ich sage es ehrlich: Am liebsten wäre ich auf unbestimmte Zeit im Krankenhaus geblieben. Irgendwie fühlte ich mich dort sicher und ich hatte immer einen kompetenten Ansprechpartner um mich herum. Und dieses Gefühl der Sicherheit fehlte mir die ersten Monate zu Hause einfach. Ich hatte so viele Unsicherheiten und fühlte mich oftmals einfach nur alleine und auch etwas überfordert. Ich hatte dadurch unheimlich viele Sorgen, etwas falsch zu machen. Ich rechnete mindestens 3x jede KE nach, bevor ich Leonie einen Bolus abgegeben habe. Wir haben mind. 12x am Tag und in der Nacht ihren Blutzucker kontrolliert. Ich habe sie ständig gefragt, ob es ihr gut geht, und am liebsten hätte ich sie zuhause in Watte gepackt und nicht mehr alleine vor die Tür gelassen.

Die Erfahrung macht’s

Natürlich konnte das kein Dauerzustand sein. Ich musste lernen, meinen Fähigkeiten zu vertrauen. Ich musste jeden Tag neue Erfahrungen im Umgang mit der Krankheit sammeln. Denn durch diese Erfahrungen, durch das Durchleben verschiedenster Situationen vergeht die anfängliche Unsicherheit. So hatten wir gleich 5 Wochen nach der Diagnose den für mich absoluten Super-Gau in Form eines Magen-Darm-Virus. Ich war völlig überfordert mit dieser Situation. Leonie war ständig im Unterzucker. Aber gemeinsam mit der Unterstützung unserer Diabetes-Ambulanz habe ich diese Situation gemeistert.

Durch Erfahrungen wie diese, durch das Erleben vieler verschiedener Situationen vergeht die anfängliche Unsicherheit. Aus meiner Unsicherheit wurde Wissen und durch das Wissen habe ich meine Sorgen und Nöte irgendwie verloren. So abgedroschen es auch klingen mag: Man wächst wirklich in diese Aufgabe hinein. Auch wenn man das in der ersten Zeit sicherlich noch nicht wirklich erkennen kann. Jetzt nach fast 4 Jahren mit der Krankheit sind wir sozusagen „alte Hasen“. Doch es gibt auch für uns immer wieder neue ungewöhnliche Situationen. Doch haben wir nun keine Angst mehr vor diesen Aufgaben, denn unser Wissen und unsere Erfahrungen stehen uns nun jederzeit beiseite.

Bild-1-die-erste-zeit-war-schwer-blutzuckermessen

Ähnliche Beiträge

Warum ich aufgrund meines Typ-1-Diabetes (vermutlich) keine Kinder haben möchte!

Olivia berichtet in diesem Beitrag über Ihre Gedanken zum Thema Kinderwunsch. Einige ihrer Freunde und Bekannten bekommen derzeit Kinder und auch sie hat sich die Frage gestellt: Möchte ich überhaupt Kinder bekommen? Und wenn nicht, warum denn nicht? Zu welchem Schluss sie gekommen ist und was ihre Typ-1-Diabetes-Erkrankung damit zu tun hat, erfahrt Ihr hier.

5 Minuten

Community-Beitrag

AID-Systeme für Kleinkinder mit Diabetes: Wann hat das Warten ein Ende?

AID-Systeme, also technologische Hilfsmittel, die Insulin teilweise automatisiert verabreichen, sind ein Game-Changer in der Diabetes-Therapie. Für Kleinkinder mit Diabetes steht diese Technologie jedoch nur eingeschränkt zur Verfügung. Denn bislang sind für diese Altersgruppe nur wenige Systeme zugelassen oder praktikabel. Dabei ist gerade für diese Patientengruppe ein gutes, technisch unterstütztes Therapieangebot enorm wichtig. Deshalb fordert die …
AID-Systeme für Kleinkinder mit Diabetes: Wann hat das Warten ein Ende?

2 Minuten

Keine Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Über uns

Geschichten, Gemeinschaft, Gesundheit: Der Diabetes-Anker ist das neue Angebot für alle Menschen mit Diabetes – live, gedruckt und digital. Der Diabetes-Anker und die Community sind immer da, wo du sie brauchst. Für alle Höhen und Tiefen.

Diabetes-Anker-Newsletter

Alle wichtigen Infos und Events für Menschen mit Diabetes – kostenlos und direkt in deinem Postfach. Mit unserem Newsletter verpasst du nichts mehr.

Werde Teil unserer Community

Community-Frage

Mit wem redest du über deinen Diabetes?

Die Antworten auf die Community-Frage werden anonymisiert gesammelt und sind nicht mit dir oder deinem Profil verbunden. Bitte achte darauf, dass deine Antwort auch keine Personenbezogenen Daten enthält.

Werde Teil unserer Community

Folge uns auf unseren Social-Media-Kanälen

Push-Benachrichtigungen

notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert
notification icon
Aktiviere Benachrichtigungen auf dieser Seite, um auf dem laufenden zu bleiben, wenn dir Personen schreiben und auf deine Aktivitäten antworten.
notification icon
Du hast die Benachrichtigungen für diese Seite aktiviert