Eltern-Kolumne „Brief an Nadine“: Wenn der Pizza-Bote zweimal klingelt

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Eltern-Kolumne „Brief an Nadine“: Wenn der Pizza-Bote zweimal klingelt

Im Laufe der Corona-Pandemie wurden Essenslieferdienste auch im Hause Dalinger öfters in Anspruch genommen als üblich. Vor allem Pizza schaffte es häufig auf den Teller – jedoch nicht selten zum Leidwesen von Leonies Blutzckereinstellung, da es für den „Pizza-Bolus“ kein Pauschalrezept gibt. Doch die Familie wusste sich zu helfen, wie Kathy in ihrem Brief an Nadine berichtet…

Liebe Nadine,

die Restaurants sind zu dem Zeitpunkt, zu dem ich Dir schreibe, immer noch geschlossen. Deshalb nutzen wir in den letzten Monaten verstärkt das Angebot der örtlichen Lieferdienste. Doch viel Auswahl haben wir leider nicht (tja, die Tücken des Landlebens), und so wird es dann meist doch eine Pizza. Früher war es eher ein Highlight, einmal Pizza direkt aus dem Karton zu essen. Mittlerweile wurde es leider, durch Corona, zur „Gewohnheit“.

Leonie isst am liebsten Pizza Margherita mit viel Käse. Also so richtig fettig, und das bringt mich zum eigentlichen Thema: Pizza und stark ansteigende Blutzuckerwerte. Gerade in der ersten Zeit nach der Diagnose war Pizza für mich eine Art Angstessen. Wir haben es so oft nicht geschafft, Leonies Blutzucker danach in den Griff zu bekommen. Häufig bekam sie kurz nach dem Essen eine Unterzuckerung und nach ein paar Stunden stieg und stieg der Blutzucker und ließ sich kaum korrigieren.

Das eine Mal klappt es, beim nächsten Mal geht’s voll daneben

Wir haben vieles nachgelesen und ausprobiert (jedes Mal auch aufgeschrieben). Doch einmal hat es wie auf wundersame Weise gut geklappt und der Blutzucker blieb recht stabil – und beim nächsten Mal ging es wieder total daneben. Obwohl wir eins zu eins dieselben Einstellungen vorgenommen hatten. Es war teilweise wirklich zum Haareraufen. Klar, kein Tag ist gleich, und viele, viele andere Dinge beeinflussen den Blutzucker, aber es hat mich doch gefuchst, dass wir hier immer wieder an unsere Grenzen gestoßen sind.

Kolumne „Brief an Nadine“

Die 14-jährige Leonie hat seit einigen Jahren Typ-1-Diabetes. Familie Dalinger hat also im Alltag schon reichlich Erfahrung mit der Erkrankung sammeln können. Ihr Wissen gibt Mutter Kathy Dalinger gerne weiter an ihre Freundin Nadine, deren Tochter erst vor kurzem die Diagnose erhalten hat.

alle Beiträge aus der Kolumne „Brief an Nadine“

Vor allem kommt man um das Thema Pizza nicht herum. Schließlich ist Pizza ein beliebtes Geburtstagsparty-Essen, und auch in der Mittagspause in der Schule wird gerne mal eine Pizzaschnitte gegessen. Doch wenn Leonie den Bolus schätzen muss, wird es noch komplizierter. Deshalb sind wir am Anfang des Schuljahres in die Pizzabude gefahren und haben uns zwei Schnitten mit nach Hause genommen, dort abgewogen und berechnet. Nun hatte Leonie einen ungefähren Schätzwert, und das klappt mit dem entsprechenden verzögerten Pizza-Bolus doch recht gut.

Endlich Frieden mit diesem Thema geschlossen

Du siehst, der Pizza-Bolus war eine meiner persönlichen Herausforderungen der letzten Jahre. Denn: Hier gibt es kein Pauschalrezept, sondern man muss wirklich für jedes Kind den richtigen Weg finden. Mit Leonies Insulinpumpe haben wir die Möglichkeit, den Pizza-Bolus verteilt über mehrere Stunden abzugeben – das hat sich doch sehr bewährt, und wir konnten mit diesem Thema Frieden schließen. Es klappt immer noch nicht jedes Mal gleich gut, doch wir nehmen es nun gelassener und haben eine Art der Bolusabgabe gefunden, die doch eher funktioniert als danebengeht.

Und somit bestellen wir wohl auch in den nächsten Monaten immer wieder mal eine Pizza und freuen uns auf die Zeit, wenn wir wieder mal in einem Restaurant unserer Wahl essen können.

Viele Grüße und bis bald
Kathy und Leonie


von Kathy Dalinger

Avatar von kathy-dalinger

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2021; 13 (2) Seite 30

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  • tako111 postete ein Update vor 7 Stunden, 3 Minuten

    Fussschmerzen lassen leider keine Aktivitäten zu!

  • Hallo guten Abend ☺️

    Ich heiße Nina, bin 33j jung und Mama von drei zauberhaften Mädels.
    Und vor kurzem bekam ich die Diagnose Diabetes Typ 3c. Nach 5 Jahren – 11 Bauchspeicheldrüsen Entzündungen und schwangerschaftsdiabetes 2024, hat meine Drüse nun fast aufgegeben.. Ich bin irgendwie froh diese Schmerzen nicht mehr zu haben, aber merke wie schwer der Alltag wird. denn hinzukommt noch dass ich alleinerziehend bin.
    Aktuell komme ich überhaupt nicht klar mit der ganzen Situation, täglich habe ich hunderte Fragen die niemand beantworten kann. Dass ist mehr als verrückt.
    Wie habt ihr euch gefühlt in dem Moment als es diagnostiziert wurde?

    Ich freue mich sehr auf einen netten Austausch und eure Erfahrung.

    Liebe Grüße, schönen Abend
    Nina 🙂

  • swalt postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Dia-Newbies vor 1 Tag, 14 Stunden

    Hallo zusammen. Ich möchte mich erst einmal vorstellen. Ich bin “noch” 59 Jahre, und habe wahrscheinlich seit 2019 Diabetes. Ich würde mir wünschen, endlich angekommen zu sein. Wahrscheinlich seit 2019, weil ich in einem Arztbrief an meinen damaligen Hausarzt zufällig auf den Satz: “Diabetes bereits diagnostiziert” gestoßen bin. Ich habe meinen Hausarzt dann darauf angesprochen und wurde mit “ist nicht schlimm” beschwichtigt.
    Lange Rede. Ich habe einen neuen Hausarzt und einen sehr netten Diabetologen, bei dem ich jetzt seit 4 Jahren in Behandlung bin. Ich vertrage die orale Therapie nicht und spritze ICT. Dennoch bin ich in diesem Thema immer noch absoluter Neuling. Natürlich habe ich viermal im Jahr ein Gespräch mit meinem Diabetologen. Das hilft aber im täglichen Umgang nicht wirklich. Auch die anfangs verordnete Schulung war doch sehr oberflächlich und das war es. Ich kenne nicht die Möglichkeiten, die mir zustehen. Ich habe mir alles, was ich zu wissen glaube aus Büchern angelesen. Irgendwie fühle ich mich allein gelassen, irgendwie durchgerutscht. Ich kenne niemanden in meinem Bekanntenkreis, der Diabetes hat und die nächste Selbsthilfegruppe ist über 50 km entfernt.
    Und so bin ich jetzt hier gelandet. Ich möchte wissen, wie ihr das handhabt, damit ich verstehe, was ich richtig mache und was falsch. Damit ich weiß, dass ich nicht allein damit lebe.

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