- Eltern und Kind
Hohe Fettwerte – was tun?
5 Minuten
Blutuntersuchungen zur Vorsorge gehören zu einer Dauerbetreuung von Kindern und Jugendlichen mit Diabetes. Teil davon sind auch die sogenannten Blutfette. Was sich dahinter verbirgt und was man machen kann, wenn diese zu hoch sind, schildert der folgende Beitrag.
Bei Kinder und Jugendlichen mit Diabetes findet regelmäßig eine Blutuntersuchung der Fettstoffwechselwerte statt. Diese erfolgt, sobald die Diagnose gestellt wird, und dann regelmäßig im Rahmen empfohlener Untersuchungen. Nach den Leitlinien der Deutschen Diabetes Gesellschaft sollte ein Fettstoffwechselscreening alle 2 Jahre, bei vorpubertären Kindern alle 5 Jahre stattfinden. Häufig erfolgt die Untersuchung alle 1-2 Jahre im Zusammenhang mit Blutuntersuchungen zur frühzeitigen Erkennung von Schilddrüsenerkrankungen oder Zöliakie, die vermehrt bei Typ-1-Diabetes auftreten.
Zum Fettstoffwechselscreening gehören verschieden Cholesterine, wie das “schlechte” LDL und das “gute” HDL, sowie die sogenannten Triglyceride. Was bedeutet es, wenn die Fettstoffwechselwerte “zu hoch” sind? Zunächst ist es wichtig, um welche Werte es sich genau handelt. Geht es nur um die Cholesterinwerte, nur um die Triglyceride, oder um beide? Je nachdem spricht man von einer reinen oder isolierten Hypercholesterinämie (nur Cholesterin hoch, alles andere okay), von einer Hypertriglyceridämie oder von einer kombinierten Hyperlipidämie (hyper = zu hoch; Lipid = Fett).
Die Ursachen für Fettstoffwechselstörungen können unterschiedlich sein. Es gibt primäre Fettstoffwechselstörungen, die genetisch bedingt sind, wie z.B. die familiäre Hypercholesterinämie. Hier ist das Erbgut für die hohen Werte verantwortlich und nicht die Ernährung. Sekundäre Fettstoffwechselstörungen sind Folge von Erkrankungen wie Diabetes und Schilddrüsenunterfunktion, Übergewicht, bestimmten Medikamenten oder einem bewegungsarmen und kalorienreichen Lebensstil.
Wann sind Fettwerte zu hoch?
Die Frage, wann Fettwerte als zu hoch bewertet werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei Kindern schwanken die Fettwerte stärker als bei Erwachsenen. Außerdem sind sie vom Alter und Geschlecht abhängig. Hohe Fettwerte sind ungünstig, weil sie zu einer vorzeitigen Blutgefäßverkalkung und somit zu erhöhtem Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall führen können. Um zu entscheiden, ob eine Behandlung ratsam ist oder nicht, ist die Bewertung zusätzlicher Herz-Kreislauf-Risikofaktoren wichtig. So kann eine Einteilung in verschieden Risikogruppen erfolgen. Laut der “American Heart Association” gehören Kinder und Jugendliche mit Diabetes zu der Gruppe mit dem höchsten Risiko für das frühzeitige Auftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Eine frühe Behandlung ist wichtig
Deswegen ist gerade für diese Gruppe eine frühe Behandlung wichtig, denn insbesondere erhöhte LDL-Cholesterinwerte können zu Gefäßverkalkungen führen. Welche Fettwerte sind nun gut, und ab welchen Werten sollten sie behandelt werden?
Entsprechend der aktuellen internationalen Leitlinie gelten LDL-Cholesterinwerte zwischen 100 – 129 mg/dl als grenzwertig zu hoch und Werte ≥ 130 mg/dl als zu hoch. Das HDL- Cholesterin sollte über 35 mg/dl liegen und die Triglyceride unter 150 mg/dl. Triglyceride zwischen 150 – 199 mg/dl gelten als grenzwertig, zwischen 200 – 499 mg/dl als hoch und Werte ≥ 500 mg/dl als sehr hoch. Da die Fettwerte jedoch schwanken können, ist es wichtig, eine zweite Messung durchzuführen, bevor therapeutische Maßnahmen in Erwägung gezogen werden. Triglyceridwerte sind nur aussagekräftig, wenn sie nüchtern gemessen werden, da die Nahrungsaufnahme zu einem raschen Anstieg führen kann. Cholesterin kann dagegen immer, auch nach einer Mahlzeit, gemessen werden. Die Kontrolle sollte in zwei verschiedenen Nüchternblutentnahmen erfolgen. Die Termine sollten mindestens zwei Wochen, aber nicht länger als drei Monate, auseinanderliegen. Zusätzlich empfiehlt es sich, einmalig Lipoprotein (a) und Homocystein mitzubestimmen. Hierbei handelt es sich um andere, nicht routinemäßig bestimmte Fettwerte im Blut, die als zusätzliche Risikofaktoren gelten und bei der Entscheidung für einen Behandlungsbeginn herangezogen werden können.
- Akzeptabel < 100
- Grenzwertig 100-129
- Hoch ≥ 130
- Ziel < 100, für Patienten mit Risikofaktoren wie Diabetes mellitus gilt ein Zielwert von < 70
HDL-Cholesterin sollte ≥ 35 mg/dl sein
Triglyzeride (mg/dl):
- Normal < 150
- Grenzwertig 150-199
- Hoch 200-499
- Sehr hoch ≥ 500
- Ziel < 150
Grundlage jeder fett- bzw. lipidsenkenden Therapie ist die Lebensstil- und Ernährungsumstellung hin zu mehr Bewegung und mehr Zeit im Glukosezielbereich . Bereits ab dem zweiten Lebensjahr ist eine individuelle angepasste Diät möglich. Damit keine Mangelzustände entstehen, soll eine Nahrungsumstellung immer nach einer professionellen Ernährungsberatung durchgeführt werden. Das LDL im Blut kann durch die entsprechende Anpassung der Ernährung um bis zu 15% reduziert werden. Auch bei hohen Triglyceridwerten ist eine Reduktion bis zu 80% allein durch Ernährungsumstellung möglich. Besonders wichtig sind die Reduktion der gesättigten und Trans-Fettsäuren (8-12%), die Erhöhung des Anteils an mehrfach ungesättigten (7-10%) und einfach ungesättigten Fettsäuren (> 10%), sowie eine verminderte Cholesterinzufuhr (ca. 200 mg/d für Kinder und 250 mg/d für Jugendliche). Bei LDL-Werten bis 130 mg/dl sollten Lebensstilinterventionen über sechs Monate hinweg durchgeführt werden. Falls diese nicht den erwünschten Effekt haben, kann eine medikamentöse Therapie erwogen werden. Bei Kindern und Jugendlichen mit einem LDL-Wert > 130 mg/dl, die auch Diabetes haben, sollte die Lebensstiländerung Hand in Hand gehen mit einer medikamentösen Behandlung, denn sie haben ein hohes kardiovaskuläres Risiko. Cholesterinsenker der Wahl sind sogenannte Statine, die bereits ab einem Alter von 8 Jahren zugelassen sind. Sie müssen nur einmal täglich abends eingenommen werden. Kinder vertragen sie in der Regel gut. In seltenen Fällen können sie zu Leberwerterhöhungen und Muskelbeschwerden führen. Dabei gilt: je höher die Dosierung, desto höher das Risiko für Nebenwirkung. 6-8 Wochen nachdem die Kinder begonnen haben, die Tabletten zu nehmen, ist daher eine Kontrolle der Leber- und Muskelwerte empfohlen. Mit einer Statintherapie ist eine LDL-Senkung bis zu 40% möglich. Eine Kontrolle des Fettstoffwechsels sollte nach 6 Monaten erfolgen. Hat die Therapie nicht den gewünschten Erfolg, kann entweder die Dosierung erhöht oder die Medikation verändert werden. Es gibt unterschiedliche Medikamente, die man teils miteinander kombinieren kann. Sie hemmen die Aufnahme des Cholesterins im Darm. Wird also ein Medikament nicht gut vertragen, kann man auf ein anderes wechseln.
Und was ist mit den Triglyceriden?
Die oben erwähnten Medikamente senken zwar das LDL, haben aber kaum eine Wirkung auf die Triglyceride. Erhöhte Triglyceride kommen häufig bei Menschen mit Diabetes mit einer instabilen Stoffwechsellage und hohem Insulinbedarf vor. Sie erhöhen das kardiovaskuläre Risiko nicht in gleichem Maße wie das LDL-Cholesterin, dennoch wird ihnen in neueren Studien ein gefäßschädigender Effekt zugeschrieben. Ebenfalls erhöhen hohe Triglyceride das Risiko für eine Bauchspeicheldrüsenentzündung. Wenn bei einer Hypertriglyceridämie diätischen Maßnahmen keinen ausreichenden Erfolg haben, kann in seltenen Fällen eine Therapie mit sogenannten Fibraten erwogen werden. Sie können Triglyceride bis zu 50% senken und sogar das gefäßschützende HDL-Cholesterin erhöhen. Eine Alternative sind hochdosierte Omega-3-Fettsäuren.
- Lebensstiländerung: mehr Bewegung, Gewichtsoptimierung
- Ernährungsumstellung
- Medikamente
Triglyceride erhöht?
- Diätische Maßnahmen
- Medikamente, Omega-3-Fettsäuren
Vorsorge lohnt sich
In jedem Fall ist ein rechtzeitiges Erkennen von hohen Fettwerten der wichtigste Schritt, damit so früh wie möglich Maßnahmen zum Schutz der Blutgefäße unternommen werden können. So unangenehm der Pieks bei der Blutentnahme auch ist, die Vorsorgeuntersuchung bietet die Chance, ein ungünstiges Risiko für frühzeitige Herz-Kreislauf Erkrankungen zu vermeiden. Neben einer bestmöglichen Diabetesbehandlung sind bei hohen Fettstoffwechselwerten Änderungen von Ernährung, Bewegung und ggf. Medikamente bedarfsgerechte Behandlungsansätze.
- Hinweis für eine familiäre Fettstoffwechselstörung sind frühe Herzinfarkte oder Schlaganfälle bei Eltern oder Großeltern (< 55 bei Männern bzw. < 65 Jahre bei Frauen). Hier lohnt sich eine näheres Hinschauen und Kontrolle bei allen Familienmitgliedern.
Autorin:
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Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2022; 13 (4) Seite 24-26
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gingergirl postete ein Update vor 1 Woche
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus -
hexle postete ein Update vor 1 Woche, 1 Tag
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 3 Tagen, 7 Stunden
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*
LG Sndra