- Eltern und Kind
In Corona-Zeiten: Familienleben mit Diabetes gestalten
3 Minuten
Die Corona-Pandemie beeinflusst auch das Familienleben stark, und wenn ein Kind in der Familie Diabetes hat, kommen vielleicht noch weitere Sorgen und Probleme dazu. Wie können Eltern und Kinder damit umgehen?
Seit Mitte März hat sich unser aller Leben grundlegend geändert. Dr. Heike Saßmann hatte dazu spontan einen Beitrag für die Leser des Diabetes-Eltern-Journals geschrieben und auf dem Portal diabetes-online.de zur Verfügung gestellt. Als Wissenschaftlerin und Mutter von vier Kindern, die seit einigen Wochen nicht mehr in die Kita oder die Schule gehen dürfen, kennt sie die Situation vieler Eltern aus erster Hand. Ihre Tipps können helfen, die noch immer ungewohnte Situation etwas gelassener zu erleben.
Corona und der Blutzucker
Auch wenn sich jeder und jede wünscht, endlich aus dem Albtraum „Corona-Pandemie“ zu erwachen und das Leben ohne Einschränkungen wie zuvor genießen zu können, verstehen wir immer mehr, dass dies nicht einfach und schon gar nicht schnell möglich sein wird. Als Erwachsene müssen wir dies unseren Kindern ehrlich sagen, ohne sie durch unsere Sorgen und Ängste übermäßig zu belasten.
Und wir verlieren nicht nur, plötzlich ist wieder mehr Zeit für die Familie, für gemeinsame Spiele und Unternehmungen im direkten Umfeld. Es muss nicht mehr von einer Veranstaltung zum nächsten Termin oder Event gehetzt und für die Betreuung der Kinder gesorgt werden. Corona zwingt zur Entschleunigung – und das kann auch dem Blutzuckerspiegel guttun. Ergänzend zum Beitrag von Frau Dr. Saßmann soll es hier um einige weitere Tipps zum Umgang mit Diabetes in Zeiten der Corona-Pandemie gehen.
Realistische Sorge, aber keine übertriebene Angst
Soweit heute bekannt, zählen Kinder mit Typ-1-Diabetes nicht zu den Risikogruppen für schwere Verläufe einer COVID-19-Erkrankung. Leider werfen einige Kultusministerien alle Diabetestypen und Altersgruppen in einen Topf. Kinder mit Typ-1-Diabetes werden alten Menschen mit Typ-2-Diabetes und vielen weiteren schweren Erkrankungen gleichgesetzt.
Das stimmt nicht mit den aktuellen Erkenntnissen überein. Aus kinderdiabetologischer Sicht (Statement der Arbeitsgemeinschaft Pädiatrische Diabetologie) können Kinder und Jugendliche mit Diabetes daher so wie andere nicht an Diabetes erkrankte Kinder unter den empfohlenen Schutzmaßnahmen die Schule besuchen.
Es ist schon schwierig und ärgerlich, wenn wir Kindern erklären müssen, dass einige Politiker und Schulbehörden Typ-1- und Typ-2-Diabetes immer noch nicht unterscheiden können. Da brauchen wir Erwachsenen und die Kinder ein stabiles Selbstbewusstsein. Ihre kinderdiabetologischen Teams und auch wir halten Sie auf dem Laufenden, damit Sie Ihrem Kind selbstsicher sagen können, dass es wegen des Diabetes kein größeres Risiko gibt.
Wie alle Kinder sollten auch Kinder mit Diabetes Abstand halten, regelmäßig die Hände waschen und einen Mund-Nasenschutz tragen, damit vor allem die älteren Menschen geschützt werden.
Weitere Informationen
Die erwähnten Beiträge sind erreichbar auf www.diabetes-online.de:
- Familienleben gestalten – Kein Büro. Keine Schule. Kein Sportverein. Keine Freunde. Was tun? von Dr. Heike Saßmann und Prof. Karin Lange
- Insulin, Hilfsmittel und Corona: Ist die Versorgung in Deutschland gesichert?
- Dürfen auch Kinder mit Diabetes wieder in die Schule?; darin auch das Statement der AGPD
Zuhören und ehrlich antworten
Auf jeden Fall sollten Sie Ängste und Sorgen Ihrer Kinder ernst nehmen und gut zuhören. Denn Kinder sind aufmerksam, schnappen einzelne Informationen auf, die sie überfordern, oder sie werden durch dramatische Fernsehberichte aus Kliniken verängstigt. Zeigen Sie Verständnis für die Ängste Ihres Kindes und nehmen Sie dessen Perspektive ein, z. B.: „Ja, das sind sehr kranke Menschen, denen im Krankenhaus geholfen wird. Das sieht ganz schlimm aus, weil man aufpassen muss, dass sich keiner ansteckt.
Die allermeisten dieser Menschen werden aber wieder gesund.“ Abhängig vom Alter und wie ein Kind Zeit oder Tod versteht, sollten Sie auch ehrlich vermitteln, dass es sehr kranke Menschen gibt, die daran sterben. Gute Quellen für kindgerechte Erklärungen sind Wissenssendungen für Kinder (z. B. „Die Sendung mit der Maus“) oder Kindernachrichten.
Die Diabetesbehandlung ist sicher
Als in der ersten Phase der Pandemie plötzlich das „lebenswichtige“ Klopapier gehamstert und damit knapp wurde, haben sich einige Eltern auch Sorgen um die Versorgung mit Insulin und technischen Hilfsmitteln gemacht. Es ist eindrucksvoll zu lesen, wie sich alle Hersteller dieser lebenswichtigen Produkte ihrer Verantwortung bewusst sind und auf die Versorgung zugesichert haben.
Wie schon in der Vergangenheit geht es immer noch darum, verantwortungsvoll mit dem wertvollen Insulin, den Pumpen, Teststreifen und Sensoren umzugehen und nichts zu verschwenden. Das können bereits Kinder im Vorschulalter lernen und verstehen.
Chancen in besonderen Zeiten nutzen
„Home-Schooling“ ist für alle eine Herausforderung, denn nicht immer reicht der Platz in der Wohnung, nicht jedes Familienmitglied hat einen eigenen Rechner/Tablet, und so einfach ist es auch nicht, sich an Konferenzschaltungen zu beteiligen. Und die Mitschüler und Freunde fehlen. Dafür können Kinder mit Diabetes Zuhause vieles über ihr Diabetesmanagement lernen und selbstständiger werden.
Nehmen Sie sich die Zeit, mit Ihrem Kind nach der „Schritt-für Schritt-Methode“ zu lernen, wie die richtige Insulindosis berechnet wird:
- Schritt 1: Wie viel möchtest du essen?
- Schritt 2: Wie viel Insulin ist dafür um diese Zeit für eine KE notwendig?
- Schritt 3: Wie viel Insulin brauchst du für die ganze Mahlzeit?
- Schritt 4: Wie hoch ist der Blutzuckerspiegel?
- Schritt 5: Ist der Blutzuckerspiegel okay oder soll er gesenkt werden?
- Schritt 6: Wie viel Insulin ist nötig, um den Blutzuckerspiegel um diese Zeit auf den Zielwert zu senken (Korrekturinsulin)?
- Schritt 7: Wie viel Insulin benötigst du für die Korrektur und das Essen (Mahlzeiteninsulin)?
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2020; 12 (2) Seite 14-15
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sveastine postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Diabetes und Psyche vor 18 Stunden, 59 Minuten
hallo, ich hab schon ewig Diabetes, hab damit 4 Kinder bekommen und war beruflich unterschiedlich unterwegs, in der Pflege und Pädagogik. Seit ein paar Jahren funktioniert nichts mehr so wie ich das möchte: die Einstellung des Diabetes, der eigentlich immer gut lief, Sport klappt nicht mehr….ich bin frustriert und traurig..so kenne ich das nicht.. Geht es jemanden ähnlich? Bin 53…Viele grüße. Astrid
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mayhe antwortete vor 17 Stunden, 34 Minuten
Liebe Astrid! Ich gerade 60 geworden und habe seit 30 Jahren Typ 1, aktuell mit Insulinpumpe und Sensor versorgt. Beim Diabetes läuft es dank des Loop gut, aber Psyche und Folgeerkrankung, Neuropathie des Darmes und fehlende Hypoerkennung, machen mir sehr zu schaffen. Bin jetzt als Ärztin schon berentet und versuche ebenfalls mein Leben wieder zu normalisieren. Kann gut verstehen, wie anstrengend es sein kann. Nicht aufgeben!! Liebe Grüße Heike
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stephanie-haack postete ein Update vor 1 Tag, 16 Stunden
Wir freuen uns auf das heutige virtuelle Community-MeetUp mit euch. Um 19 Uhr geht’s los! 🙂
Alle Infos hier: https://diabetes-anker.de/veranstaltung/virtuelles-diabetes-anker-community-meetup-im-november/
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lena-schmidt antwortete vor 1 Tag, 15 Stunden
Ich bin dabei 🙂
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 2 Wochen, 2 Tagen
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 1 Woche, 4 Tagen
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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