Ketonmessung: Wie? Wann? Warum?

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Ketonmessung: Wie? Wann? Warum?

Wer weiß, was bei hohen Blutzuckerwerten und gleichzeitig nachweisbaren Ketonkörpern zu tun ist, kann einer Stoffwechselentgleisung (Ketoazidose) in der Regel vorbeugen.

Hallo Schwester Kerstin, mein Blutzucker ist 450 mg/dl (25 mmol/l). Ich habe schon zweimal Insulin gebolt, aber er geht nicht runter. Was muss ich denn jetzt machen?”, so die Stimme der 12-jährigen Marie am Telefon. “Hast Du schon Azeton gemessen?” “Azeton messen? Was bedeutet das? Wie mache ich das?” “Du hast doch diese Teststreifen für den Urin. Davon nimmst Du einen und hältst ihn in Deinen Urin! Dann zeigt er an, ob Du Azeton im Urin hast.” – “Ach so, das meinst Du, ja das habe ich doch schon längst gemacht, färbt sich nur hellrosa an …”.

Wichtige Rolle bei hohen Blutzuckerwerten

So, oder so ähnlich laufen nicht wenige Gespräche ab, die wir in der Kinderdiabetologie telefonisch führen. Im Rahmen der 24-Stunden-Bereitschaft des Diabeteszentrums melden sich die Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes oder die Patienten selbst regelmäßig, wenn sie Probleme mit ihren Blutzuckerwerten haben.

Das Wort Ketonmessung spielt insbesondere bei hohen Blutzuckerwerten eine wichtige Rolle. Obwohl die Ketonmessung und die Prävention der Ketoazidose eine Schulungseinheit im Rahmen der Manifestationsschulung bilden, wissen nicht immer alle Patienten etwas damit anzufangen.

Was sind Ketonkörper?

Ketonkörper entstehen beim Abbau von Fettzellen. Fettzellen werden zu den sogenannten Ketosäuren abgebaut. Diese Ketosäuren sammeln sich im Blut und können das Blut ansäuern. Da diese Säuren im Blut überflüssig sind, werden sie anschließend mit dem Urin in Form von Azeton ausgeschieden.

Typische Beschwerden
Typisch für eine beginnende ketoazidotische Stoffwechselentgleisung bei Menschen mit Typ-1-Diabetes sind:
  • Müdigkeit
  • Appetitlosigkeit
  • Erbrechen

Wann werden Ketonkörper gebildet?

Wenn der Körper nicht genügend Glukose aus dem Blut in die Fett- und Muskelzellen aufnehmen kann, wechseln die Zellen in den Hungerstoffwechsel, d. h., sie suchen sich andere Energielieferanten. Eine mögliche Energiequelle ist das Fettgewebe. Durch den Abbau von Fett entsteht einerseits Energie, andererseits entstehen die oben bereits erwähnten Ketosäuren.

Es gibt zwei Ursachen, warum der Körper in den Hungerzustand wechselt:

1. Insulinmangel

Der Mangel an Insulin führt dazu, dass die Glukose nicht mehr in die Zellen aufgenommen werden kann. Die Zellen “hungern”, es werden Ketosäuren gebildet und im Urin in Form von Azeton ausgeschieden. Der Nachweis von Azeton weist also auf eine schlechte Stoffwechseleinstellung hin. Der Blutzucker ist hoch.

2. Glukosemangel

Wird zu wenig Nahrung aufgenommen, gelangt zu wenig oder keine Glukose mehr aus dem Darm ins Blut und damit auch nicht in die Zellen. Auch jetzt “hungern” die Zellen. Bei Menschen ohne Diabetes wird im Hungerzustand also ebenfalls Azeton ausgeschieden. Deren Blutzucker ist niedrig.

Was passiert, wenn zu viel Keton im Blut ist?

Die Ketonkörper sind saure Substanzen, sie säuern das Blut an. Der Körper versucht, die entstehenden Säuren loszuwerden und scheidet sie in Form von Azeton aus. Bei anhaltendem Insulinmangel entstehen jedoch mehr Ketonkörper als ausgeschieden werden können. Dadurch wird das Blut zunehmend saurer, das wiederum führt zu Unwohlsein, Übelkeit und später zu Erbrechen und Bauchschmerzen.

In diesem Fall sind also Übelkeit, Erbrechen und Bauchschmerzen nicht Zeichen eines Magen-Darm-Infektes, sondern eines Insulinmangels, der schnellstmöglich eventuell sogar in einer Klinik behandelt werden muss. Man nennt diesen Zustand auch diabetische Ketoazidose.


Nächste Seite: Wie Ketoazidosen verhindert werden können sowie wie und wann Keton und Azeton gemessen werden sollten.

Was kann ich dagegen tun?

Wenn der Blutzucker zu hoch ist und gleichzeitig Azeton im Urin gemessen wird, sollte schnellstmöglich reagiert werden.

Es muss dringend versucht werden, durch zusätzliche Insulingaben den Blutzucker zu senken, und es sollte Kontakt mit dem Diabeteszentrum aufgenommen werden. Im Rahmen der Schulungen sollte mit den Eltern und Kindern ein konkretes Schema besprochen werden, um die Entwicklung einer Ketoazidose zu verhindern.

Wie werden Keton und Azeton gemessen?

Es gibt zwei Möglichkeiten, um Ketonkörper zu bestimmen:

1. Im Urin

Diese Methode ist sehr einfach: Teststreifen, die zur Messung von Azeton im Urin geeignet sind, werden einfach in den Urin gehalten. Nach 30 Sekunden kann das Ergebnis abgelesen werden: Der Streifen färbt sich von hellrosa über dunkelrosa bis dunkelviolett. Anhand der Skala auf der Dose kann die Konzentration abgeschätzt werden.

2. Im Blut

Es gibt Teststreifen, die, wie bei der Blutzuckermessung, in einem Blutstropfen aus der Fingerkuppe die Ketonkonzentration bestimmen können.

Wann sollten Urin oder Blut auf Ketonkörper untersucht werden?

Eine regelmäßige Messung von Azeton im Urin oder Keton im Blut ist nicht notwendig. Es sollte jedoch immer eine nicht abgelaufene Packung Teststreifen zur Messung von Azeton im Urin zu Hause vorrätig sein, um in Situationen, in denen es dem Kind nicht gut geht oder der Stoffwechsel aus einem anderen Grund durcheinander geraten ist, messen zu können. Zu solchen Situationen gehören beispielsweise Übelkeit, Erbrechen, Fieber oder andere Krankheiten sowie hohe Blutzuckerwerte (z. B. > 250 mg/dl oder > 14 mmol/l).

Die Messung von Keton im Blut ist insbesondere bei kleinen Kindern, die noch Windeln tragen, hilfreich. Da bei einer Insulinpumpentherapie die Blutzuckerwerte sehr rasch ansteigen können, wenn diese einmal ausfällt, wird auch diesen Kindern die Ketonmessung im Blut empfohlen.

Fazit

Azetonnachweis im Urin oder Ketonnachweis im Blut bei gleichzeitig erhöhten Blutzuckerwerten sind Warnzeichen für eine drohende Stoffwechselentgleisung!

Bei Blutzuckerwerten > 250 mg/dl (> 14 mmol/l) sollte Azeton im Urin oder Keton im Blut gemessen werden.

Allen Kindern mit einer Insulinpumpentherapie und Kindern, die Windeln tragen, wird die Ketonmessung im Blut empfohlen, da sie einfacher und sofort umzusetzen ist.


von Dr. med. Nicolin Datz
Oberärztin Pädiatrie III, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, “Auf der Bult” Hannover, E-Mail: datz@hka.de

Kontakt:
Kirchheim-Verlag, Kaiserstra0e 41, 55116 Mainz, Tel.: (06131) 9 60 70 0,
Fax: (06131) 9 60 70 90, E-Mail: redaktion@diabetes-journal.de

Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2013; 6 (4) Seite 18-19

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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