Mehr Kompetenz für Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes

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Mehr Kompetenz für Eltern von Kindern mit Typ-1-Diabetes

Ab Mai 2015 ist das neue Schulungsprogramm DELFIN (Das Elternprogramm für Familien von Kindern mit Diabetes) erhältlich. Im Mittelpunkt der sechs DELFIN-Kurseinheiten steht die praktische Erarbeitung von Lösungsansätzen für typische Familienkonflikte rund um den Diabetes bei Kindern. Entwickelt haben das neue Programm Dr. Heike Saßmann und Prof. Dr. Karin Lange, Hannover. Jetzt sind die Materialien mit Unterstützung der BERLIN-CHEMIE AG fertiggestellt: Patientenbuch, Trainerleitfaden und Charts für die Elternschulung können im Kirchheim-Verlag bestellt werden.

Mütter und Väter von Kindern mit Typ-1-Diabetes müssen eine Doppelrolle ausfüllen, denn sie sind sowohl Eltern als auch Therapeuten ihrer Kinder. Die Therapie stellt weitreichende Anforderungen an alle Familienmitglieder und führt zu häufig wiederkehrenden Konflikten. Diese können sich zum Beispiel um die Einhaltung von Verhaltensregeln oder die Verweigerung der Medikamente drehen, aber auch allgemeine Erziehungsziele oder eine mögliche Benachteiligung gesunder Geschwister betreffen. „Sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Versorgung begegnen uns diese Probleme tagtäglich“, berichtet Dr. med. Joaquina Mirza, Oberärztin der Station für chronisch kranke Kinder und Jugendliche am Kinderkrankenhaus Köln, über ihre Erfahrungen. „Immer wieder erzählen uns Eltern diabeteskranker Kinder von Schwierigkeiten zu Hause. So gibt es beispielsweise häufig Probleme, das Spritzen von Insulin durchsetzen zu können.“

Ressource Familie stärken

Das neue Schulungsprogramm DELFIN soll Eltern von Kindern zwischen zwei und zehn Jahren darin unterstützen, sich und ihre Kinder nicht vom Diabetes beherrschen zu lassen, sondern ihn Schritt für Schritt selbst zu beherrschen. „Die Schwerpunkte des DELFIN-Trainings sind der Aufbau einer liebevollen Eltern-Kind-Beziehung, der Umgang mit diabetesspezifischen Konflikten und die Unterstützung eineraltersangemessenen Selbstständigkeitserziehung – speziell auch in der Diabetestherapie“, erläutert Saßmann.

In sechs Kurseinheiten werden grundlegende pädagogische Kenntnisse sowie Erziehungs- und Kommunikationsstrategien vermittelt, die sich im Alltag positiv auf das Familienleben auswirken können. Während der Gruppensitzungen mit bis zu sechs Elternpaaren bzw. Angehörigen stehen die besonderen Herausforderungen bei Diabetes, wie richtiges Essverhalten, korrekte und regelmäßige Blutzuckermessung oder Katheterwechsel, im Fokus. Aber auch typische Familienkonflikte wie Eifersucht zwischen Geschwistern werden thematisiert. Konkrete Lösungswege für den Familienalltag werden in der Gruppe untereinander und mit Trainern entwickelt und zwischen den Kurseinheiten getestet. In einem abschließenden individuellen Telefonkontakt erhalten Eltern weiteren Rückhalt für die praktische Umsetzung der neu erworbenen Kompetenzen und Verhaltensweisen.

Erste positive Evaluationsergebnisse

Die Effektivität des strukturierten Schulungsprogramms wurde in einer Evaluations-Pilotstudie untersucht [1]. „Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Schulung zu einer verbesserten Kompetenz der Eltern im Umgang mit Problemen führt. Auch Marker des familiären Stresses konnten reduziert werden“, sagte Saßmann. Die erlernten Strategien seien hilfreich, um Spannungen innerhalb des Familienalltags abzubauen. Zudem war ein leichter Einfluss der Schulung auf die metabolische Einstellung der Kinder zu erkennen: In der DELFIN-Gruppe blieb der HbA1c-Wert drei Monate nach der Intervention stabil (prä 7,2 %; post 7,1%; ns), während er in der Kontrollgruppe leicht anstieg (prä 7,1 %; post 7,3 %; p ≤ 0,005). „Wir planen eine Multicenter-Studie, um zu überprüfen, ob sich diese ersten positiven Evaluationsergebnisse in einem größeren Kollektiv bestätigen lassen“, berichtete Lange.

Erleichterung fürden Familienalltag

Unterstützt durch die BERLIN-CHEMIE AG wurden bereits die ersten „Train the Trainer“-Seminare durchgeführt. „DELFIN vermittelt pädagogische Inhalte mit viel Gefühl. Es werden konkrete Beispiele und Maßnahmen besprochen und wir können eng bei den Problemen der Familien bleiben, ohne sie mit zu viel Theorieabzuschrecken“, so Mirza über das Programm. „Die Eltern werden einfach in ihrer Lebensrealität im Alltag angesprochen. Und uns Therapeuten hilft es, ihnen zusätzlich zur medizinischen Unterstützung Sicherheit und Kompetenz mit nach Hause geben zu können.“

Patientenbuch, Trainerleitfaden und Charts für Vorträge stehen ab Mai 2015 zur Verfügung und können beim Kirchheim-Verlag bestellt werden. Nach „HyPOS“ (Hypoglykämie – Positives Selbstmanagement, Unterzuckerungen besser wahrnehmen, vermeiden und bewältigen), „PRIMAS“ (Ein Schulungs- und Behandlungsprogramm für ein selbstbestimmtes Leben mit Typ-1-Diabetes), „SGS“ (Strukturierte Geriatrische Schulung) und dem sich gerade in Entwicklung befindenden Schulungs- und Behandlungsprogramm für die Insulinpumpentherapie ist „DELFIN“ ein weiteres Schulungskonzept für Menschen mit Diabetes und ihre Angehörigen, welches die BERLIN-CHEMIE AG unterstützt.

Bestellnummern ISBN:
DELFIN-Elternhandbuch 978-3-87409-573-0
DELFIN Trainerleitfaden 978-3-87409-574-7

Literatur/Referenzen
[1] Saßmann H et al. BMC Pediatrics 2012; 12: 152

Quelle: Berlin-Chemie

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  • insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche

    Hallo Zusammen,
    ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
    Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
    Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
    Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
    Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
    Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
    Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
    Wenn ´s weiter nichts ist… .
    Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
    Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
    Nina

    • Hallo Nina,

      als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
      Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
      Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig

  • gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 2 Tagen

    Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
    Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
    Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
    Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
    Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
    Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
    Danke schonmal im Voraus

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    • Hallo,

      Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
      Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
      Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*

      LG Sndra

    • Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG

  • hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen

    Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.

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