- Eltern und Kind
Nachgefragt | Medizin: Miriam hat Probleme in der weiterführenden Schule
3 Minuten
Sie haben medizinische und/oder psychosoziale Fragen bezüglich Kindern und Jugendlichen mit Diabetes? Die Experten des Diabetes-Eltern-Journals geben Ihnen in der Rubrik Nachgefragt Antwort!
Die Frage
Unsere 10-jährige Tochter Miriam hat seit fünf Jahren Diabetes. Von Beginn an trägt sie eine Insulinpumpe. Mein Mann und ich sind beide berufstätig, deshalb waren wir froh, dass sich damals im Kindergarten sehr engagierte Erzieherinnen um den Diabetes unserer Tochter kümmern konnten. Es gab daher keine großen Probleme, Miriam nahm an allen Unternehmungen teil, so war sie auch im Kindergarten ein unbeschwertes und fröhliches Kind.
Vor der Einschulung in die erste Klasse hat sie an einem zweitägigen Kurs “Fit für die Schule” teilgenommen, außerdem haben wir die Lehrer in persönlichen Gesprächen ausführlich über den Diabetes unserer Tochter informiert. So blieb auch die Zeit in der Grundschule ohne größere Komplikationen.
Jetzt, in der weiterführenden Schule, hat sich der gesamte Tagesablauf für unsere Tochter völlig verändert, u. a. kommt sie an drei Tagen in der Woche erst nachmittags nach Hause. Der Schulalltag ist hektisch geworden. Vor allem aber können sich die Lehrer in der neuen Schule nicht mehr so intensiv um Miriam kümmern wie in der Grundschule. Die Folge ist, dass sie jetzt häufig hohe Blutzuckerwerte hat, der HbA1c ist deutlich angestiegen.
Mit Insulinpumpe und Messgerät geht sie zwar schon sehr sicher um. Aber auf sich allein gestellt vergisst sie oft, ihren Blutzucker zu messen und das Insulin zu bolen, und wenn sie dann doch daran denkt, hat sie hierfür zwischen den Schulstunden meistens keine Zeit oder sie findet keinen geeigneten Raum. Auch die Berechnung des Insulins für das Mittagessen in der Schulmensa bereitet ihr große Schwierigkeiten.
Über diese Entwicklung sind wir Eltern sehr unglücklich. Was können wir tun?
Claudia M.
Die Antwort von Dr. Wolfgang von Schütz
Das Wichtigste ist, dass, wie in der Grundschule, Lehrer und Mitschüler über den Diabetes Ihrer Tochter gut informiert sind. Den Blutzucker messen, die Insulinpumpe bedienen, die Signaltöne von Pumpe und Messgerät oder auch eine kleine Zwischenmahlzeit bei Unterzuckerung sollten für die Klasse und die Lehrer nichts Besonderes sein.
Sehr gute Informationen hierzu enthalten die Diabetesbroschüren, die speziell für Lehrer in der Schule bzw. Trainer im Sportverein herausgegeben wurden. Diese Broschüren sind inhaltlich sehr gut und sehr verständlich geschrieben und werden kostenlos von den Diabetesteams verteilt. Sie können aber auch über die AG für Pädiatrische Diabetologie (AGPD) bezogen werden (www.diabetes-kinder.de).
Meist bilden sich unter den Schülern in der neuen Klasse rasch stabile Freundschaften. Die Erfahrung zeigt, dass sich z. B. die neue Freundin dann durchaus bereit erklärt, auf den Diabetes ihrer Klassenkameradin mit aufzupassen.
Nach umfassender Aufklärung sind aber auch viele Lehrer in der weiterführenden Schule bereit, ein wachsames Auge auf die Kinder mit einer chronischen Erkrankung zu haben und so sozusagen eine Supervisions- und Erinnerungsaufgabe zu erfüllen.
Spezielle Schulungskurse für die Kinder beim Schulwechsel
Einige Diabeteszentren, in denen Kinder und Jugendliche ambulant behandelt werden, bieten spezielle Schulungskurse für die Kinder an, die nach der vierten Klasse auf eine weiterführende Schule wechseln, entsprechend dem Kurs “Fit für die Schule”, an dem auch Ihre Tochter zur Einschulung teilgenommen hat. Die Kosten werden auch hier in der Regel im Rahmen eines tagesklinischen Aufenthaltes von den Krankenkassen übernommen. Fragen Sie Ihr Diabetesteam danach.
Eine weitere große Hilfe für den Kontakt zu Miriam kann ein Handy zum direkten Telefonieren bzw. ein Smartphone mit WhatsApp-Funktion sein. Sprechen Sie mit dem Klassenlehrer, ob die Schulleitung es Ihrer Tochter unter den gegebenen Umständen erlaubt, ein Handy in der Schule zu benutzen. (Erfahrungsgemäß gestatten es die meisten Schulen.)
Dann könnte Ihre Tochter bei Fragen und Problemen direkt Kontakt zu Ihnen aufnehmen. Umgekehrt könnten Sie zu verabredeten Zeiten Ihre Tochter anrufen oder ihr eine WhatsApp schreiben und sie auf diesem Weg an das Blutzuckermessen und an das Bolen des Insulins erinnern.
Was tun bei Überforderung?
Manche Kinder sind hiermit allerdings in der neuen Klasse überfordert, und manchmal bleibt auch die Unterstützung durch die Lehrer aus. Es besteht dann die Möglichkeit, eine ambulante Krankenpflege für die Zeit des Unterrichtes bei der Krankenkasse zu beantragen, entweder als kurze Besuche zu verabredeten Zeiten mehrmals am Tag oder als ständige Begleitung.
Eine ambulante Krankenpflege oder eine Schulbegleitung ist eine ärztliche Verordnung, die Kosten hierfür werden in der Regel von der Krankenkasse übernommen. Allerdings sollte bedacht werden, dass damit dem Kind wegen seines Diabetes sehr leicht in der Klasse eine Sonderrolle zukommt. Das gilt es möglichst zu vermeiden. Daher sollte die ambulante Krankenpflege nur dann verordnet werden, wenn alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind.
Nehmen Sie sich in der Diabetesambulanz Zeit, um das Thema Schulwechsel ausführlich zu besprechen und fragen Sie, ob es den Diabetesberaterinnen eventuell möglich ist, die Lehrer Ihrer Tochter zum Thema Diabetes zu schulen.
von von Dr. med. Wolfgang von Schütz
Erschienen in: Diabetes-Eltern-Journal, 2016; 9 (3) Seite 18-19
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insulina postete ein Update in der Gruppe In der Gruppe:Reisen mit Diabetes vor 1 Woche, 1 Tag
Hallo Zusammen,
ich reise seit meinem 10. Lebensjahr mit Diabetesequipment…
Auf dem Segelboot mit meinen Eltern, auf Klassenfahrt in den Harz direkt nach meiner Diagnose 1984. Gerne war ich wandern, am liebsten an der Küste. Bretagne, Alentejo, Andalusien, Norwegen. Zum Leidwesen meiner Eltern dann auch mal ganz alleine durch Schottland… Seit einigen Jahren bin ich nun als Sozia mit meinem Mann auf dem Motorrad unterwegs. Neben Zelt und Kocher nimmt das Diabeteszeug (+weiterer Medis) einen Großteil unseres Gepäcks ein. Ich mag Sensor und Pumpe- aber das Reisen war „früher“ leichter. Im wahrsten Sinne es Wortes. Da eben nicht so viel Platz für Klamotten bleibt, bleiben wir (noch) gerne in wärmeren Regionen. Wo ist bei fast 40 Grad Sonnenschein der kühlste Platz an einem Motorrad? Und was veranstalten Katheter und Schlauch da schon wieder unter dem Nierengurt? Nach einem Starkregen knallgefüllte, aufgeplatzte Friotaschen auf den Motorradkoffern, bei den Reisevorbereitungen zurechtgeschnippelte Katheterverpackungen, damit einer mehr in die Tupperdose passt… Oft muss ich über so etwas lachen- und bin dankbar, dass mir noch nichts wirklich bedrohliches passiert ist.
Im September waren wir auf Sardinien und auf dem Rückweg länger in Südtirol. Ein letztes Mal mit meiner guten, alten Accu-Check Combo. Jetzt bin ich AID´lerin und die Katheter sind noch größer verpackt… 😉
Mein „Diabetesding“ in diesem Urlaub war eine sehr, sehr sehr große Sammlung von Zuckertütchen. Solche, die es in fast jedem Café gibt. Die waren überall an mir… in jeder Tasche, in der Pumpentache, überall ein- und zwischengeklemmt. Und liegen noch heute zahlreich im Küchenschrank. Nicht, weil sie so besonders hübsch sind und / oder eine Sammlereigenschaft befriedigen… Ich habe beim Packen zu Hause auf einen Teil der üblichen Traubenzuckerration verzichtet, da ich nach jedem Urlaub ausreichend davon wieder mit nach Hause schleppe.
Da wollte ich wohl dann bei jeder sich bietenden Gelegenheit sicherstellen, bei Unterzuckerungen trotzdem ausreichend „Stoff“ dabei zu haben…
Ich freue mich auf den nächsten Urlaub und bin gespannt, was für eine Marotte dann vielleicht entsteht. Und, ob ich vom AID wieder in den „Basalratenhandbetrieb“ schalte.
Die Marotte allerdings kündigt sich schon an. Da ich ja nun das Handy dringend benötige, habe ich bereits eine Sicherungsleine an Handy und Innentasche der Jacke befestigt. So kann ich das Handy zum Fotografieren oder für das Diabetesmanagement heraus nehmen -ohne dass es die Alpen hinunter- oder ins Wasser fällt. Diabetesbedingte Paranoia. 😉
Wenn ´s weiter nichts ist… .
Ich würde übrigens lieber ohne Erkrankungen reisen. Aber es hilft ja nichts… und mit Neugierde, Selbstverantwortung und ein bisschen Mut klappt es auch so.
Lieben Gruß und viel Vorfreude auf die nächsten Urlaube
Nina-
darktear antwortete vor 2 Tagen, 23 Stunden
Hallo Nina,
als unser Kind noch kleiner war, fand ich es schon immer spannend für 2 Typ1 Dias alles zusammen zu packen,alles kam in eine große Klappbox.
Und dann stand man am Auto schaute in den Kofferraum und dachte sich oki wohin mit dem Zuckermonster,es war also Tetris spielen im Auto ;). Für die Fahrten packen wir uns genug Gummibärchen ein und der Rest wird zur Not dann vor Ort gehohlt.
Unsere letzte weite Fahrt war bis nach Venedig
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gingergirl postete ein Update vor 2 Wochen, 3 Tagen
Hallo zusammen meine name ist chiara und ich bin seit knapp 3 monaten mit der diagnose diabetes typ 1 diagnostiziert. Eigentlich habe ich es recht gut im griff nach der diagnose die zweite woche waren meine werte schon im ehner normalen bereich und die ärzte waren beeindruckt das es so schnell ging da ich aber alles durch die ernährung verändert habe und strickt mich daran halte war es einfach und man sah es sofort.
Ich habe ein paar Fragen kann man überall am oberarm den sensor ansetzten( da ich ihn jetzt eher etwas hoch habe beim muskel) und muss man jeden dexcom g7 sensor kalibrieren am anfang beim wechseln? .
Und ich habe bei den overpatch pflastern immer so viel kleberesten am arm kann das am pflaster liegen? Weil es ist ein transparentes und ich habe das gefühl es kriegt wie keine luft… Ich hab mir jetzt nur mal neue pflaster bestellt aber bei einem ist kein loch wo der dexcom ein löchli hat
Und wie ist das bei euch wegen abnehmen funktioniert das oder nicht?
Und wie spritzt ihr wenn ihr ihn der Öffentlichkeit seit an einem fest /Messe oder so?
Da ich nicht immer auf die Toilette renne kann?
Danke schonmal im Voraus-
darktear antwortete vor 2 Wochen
Hallo,
Als ich noch die ICT Methode hatte habe ich bei Konzerten oder Messen mir das Kurzzeitinsulin in den Bauch gespritzt und das Langzeit oben am Gesäß.Hat meist keiner mitbekommen.
Meinen Sensor setzte ich oben am Arm,ist für mich angenehmer 🙂
Ich bin froh das die Technik so gut ist und nicht mehr so Steinzeitmäßig wie vor 42 Jahren *lach*LG Sndra
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moira antwortete vor 1 Woche, 3 Tagen
Hallo Chiara! Mit dem Spritzen habe ich es wie Sandra gemacht. Abnehmen ist echt schwierig – ich komme da nicht gut weiter, ich muss aber auch für zwei weitere Leute kochen und deren Essenswünsche sind da nicht unbedingt hilfreich. LG
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hexle postete ein Update vor 2 Wochen, 4 Tagen
Hat jemand Tipps bei einer Pfalsterallergie gegen dexcom g6. Ich muss die vorhandenen Sensoren noch verwenden, bis die Umstellung auf g7 durch ist.
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lena-schmidt antwortete vor 1 Woche, 6 Tagen
@stephanie-haack hast du vielleicht ein paar gutes Tipps?
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connyhumboldt antwortete vor 1 Woche, 1 Tag
Besorge Dir Pflaster die über Tattoos geklebt werden, wenn die neu gestochen sind! Oder Sprühpflaster das Stomapatienten benutzen!
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